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öffnnng macht? „Sehn Sie dabin! dort liegen meine Memoiren, darin sammle >el> seit Jahren fratzenhafte »PorträtS, abschreckende Silhouetten. Manche wissen von dem Kästchen und zittern, daß ich es öffne, und verhalten sich inzwischen in banger Erwartung still oder lassen wenigstens nur verstoblen durch nichtige Subjecte und literarischc Handlanger den Krieg gegen mich führen. In diesem Kästchen liegt ein hoher, keineswegs der letzte meiner Triumphe. Meine Nerven lassen mich von Zeit zn Zeit noch in Ruhe, und da finde ich denn noch immer die Kraft, einem Marsyas nachzuspringen, ihn beim Kopf m fassen und ihm die Haut über die Ohren zu ziehn. Das entsetzliche Geschrei, das der Halsunke bei der Operation anSstößt, verbreitet sich im ganzen Walde nnd flößt seinen Kameraden einen heilsamen Respect ein. Ach! Wenn der Kerl nicht so erschrecklich schriee, eS verlohnte sich wahrlich gar nicht der Mühe, ihn zu schinden . . . aber bis jetzt haben sie alle furchtbar geschrieen"... — Meißner versagt der Mitwelt das Recht, über einen großen Schriftsteller zu urtheilen. Sie habe Voltaire nicht genug gewürdigt, sie setze auch Heine ans Unverstand oder Scheelsucht berab. Hier ist nun zunächst ein doppelter saetischer Irrthum zu berichtigen. Voltaire ist von seinen Zeitgenossen nicht unterschätzt, sondern überschätzt worden. Wenn man in der Periode der Reaction, die seinem Princip entgegengesetzt war, ihn haßte und verabscheute, so war das ganz in der Ordnung. Das richtige Urtheil der Nachwelt, welches wine hohen Verdienste um die Aufklärung anerkennt und ebenso bestimmt die Schwächen des Menschen und deS Schriftstellers hervorhebt, bestätigt nur das- U'nige, was die Verständigen und Ruhigen unter seinen Zeitgenossen bereits festgestellt hatten. Ebenso ist es mit Heine. Wenn ihnen nicht eine zur Raserei gesteigerte Verehrung zu Theil wird, eine Verehrung, wie sie der Dalai Lama von seinen Gläubigen empfängt, so klagen unsre Poeten über den Unverstand der Menge. Die Behauptung, daß Heine in Deutschland nicht iN'nug gewürdigt werde, ist völlig aus der Luft gegriffen. Seine Lieder sind >" jedermanns Munde, alle Welt ist seines LobeS voll. Daß es aber einzelne Menschen gibt, die seine ausgemachten widerwärtigen Zoten nicht mit Begierde Anschlingen, das rechnen wir Deutschland zur Ehre an; denn, wie gesagt, ">>r dem Dalai Lama ist eS verstattet, mit seinem Schmuz das Publicum zu speisen.
Theater.
Theatralisches. In vier Abschnitten von Arthur W v lte r s dorff, »igl. preuß. Comissiousraty und Dircctor des Stadttheatcrs zu Königsberg Preußen. Zum Besten der Alterversorgungsanstalt für deutsche Theater-