K4
Ein Reiselverk für Frankreich.
Städteleben, Kunst und Alterthum in Frankreich. Ncl'st einem Anhang über Antwerpen vvn K. Bernhard Stark. (Jena, F. Frvnnnann 183ö).
Wer Frankreich gründlicher kennen lernen will, als durch einen flüchtigen Besuch in Paris und durch die gewöhnlichen Reisebücher, der wird in dem angezeigten Werke einen Schatz von Mittheilungen finden, welche der Fleiß und die Bildung eines namhaften deutschen Gelehrten in bequemster Form zusammengetragen und verarbeitet hat. Der Verfasser, von ungewöhnlicher historischer und künstlerischer Bildung, hat eine Reise, welche er selbst im Jahr durch die Provinzen Frankreichs machte, zu Grunde gelegt, und an die, bescheidene und ansprechende Darstellung derselben eine Reihe von Bildern über Charakter, Physiognomie, Geschichte, Kunstleben und Kunstschätze der einzelnen Städte und Landschaften geknüpft, so daß unö Landschaften und Städte in ihrer charakteristischen Eigenthümlichkeit als eine lebensvolle Einheit entgegentreten. Es versteht sich, daß Paris (nächst Antwerpen) den größten Raum einnimmt, am dankenswerthesten aber ist doch, was über andere große Culturstätten d<ö alten und neuen Galliens z. B. Lyon, Marseille, Toulouse, Bordeaux, Orleans und andere mitgetheilt wird. Die Methode des Verfassers ist folgende: Von Marseille z. B. wird uns die Fahrt dorthin, die landschaftliche Umgebung und die jetzige Physiognomie der Stadt erzählt, darauf ihre Geschichte: DaS griechische Leben Massalias und die Perioden ihrer Blüte und 'ihres Verfalls zur Römerzeit; dann die in der Stadt erhaltenen Erinnerungen an ihr antikes Leben; daraus die Zustände der Stadt in altchristlicher. Zeit. Die christlichen Kunstlocale, welche sich bis zur Gegenwart erhalten haben, zuletzt die Bildungen des modernen Lebens. — Und der ganze reiche Inhalt des Werkes ist wohlgemerkt nicht ein bequemer Auszug aus anderen Büchern, sondern es sind zum Theil die eignen Forschungen des Verfassers, werthvoll auch für die Wissenschaft, eigne Kunsturtheile und Beobachtungen, von hoher Bedeutung für die Kunstgeschichte und Alterlhumökunde. So ist das Werk ein guter Führer für Reisende und zugleich ein Quellenwerk, zur Erwerbung ernsthafter Kenntnisse, dessen Brauchbarkeit noch dadurch vermehrt wird, daß ein Nerzeichniß der literarischen Hilfsmittel und sieben lithographirte Grundrisse vvn Städten bei- gcgeben sind. Jetzt, wo die Reiselust wieder viele Tausende nach dem Westen ' und Süden treibt, scheint die rechte Zeit, auf einen Führer für alle aufmerksam zu machen, welche weniger flüchtig reisen, als die Schwärme unsrer Sommer- fliegen in Eisenbahnwagen und Dampfschiffen.
Um von der Darstellung des Verfassers wenigstens eine kleine Probe zu geben, sei hier mit Absicht die Beschreibung grade einer solchen Merkwürdigkeit