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Die londoner Börse.
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deutend. Die Verfertiger der falschen Depesche hat man nie offen nennen hören, auch scheint man sich gescheut zu haben, die Sache ernstlich zu unter­suchen ; doch deutete man zu jener Zeit an, es wären zwei große Speculanten aus der politischen Welt und ein oder zwei Ilnterhausmitglieder. Bei einer spätern Gelegenheit, wurde ein Mitglied des Ministeriums Gren-

ville, Lord Moira, in aller Form beschuldigt, die ihm als Minister zugekom­menen Nachrichten zu Börsenspeculanonen verwendet zu haben. Sein Ankläger war ein Commis der englischen Bank; aber dieser konnte seine Anschuldigungen nicht beweisen, und die Sache schlief wieder ein, nachdem sie beträchtliches Auf­sehen gemacht hatte.

Man hätte meinen sollen, daß das häusige Wiederkehren der falschen Nachrichten von Napoleons Tode die Wirkung derselben zuletzt hätte abstumpfen sollen. Aber noch im letzten Jahre des Krieges zeigte sie sich wirksam. Zei­tig im Jahre 4 81L> wurden große Ankäufe in Consols auf Zeit gemacht, und zwar von Personen, welche den Mäklern nicht als Speculanten bekannt waren, denn sie waren besonders ausgesucht worden. Nachdem der erste Act des Dramas auf diese Weise beendigt war, handelte es sich darum, den zweiten Act zu beginnen. Demnach landeten eines Morgens in Dover in einem offenen Boote einige Personen in der Uniform französischer Offiziere, die sich sofort in ein dasiges Gasthaus begaben und vierspännige Ertrapost bestellten, um in größter Eile nach Londen weiter zu reisen. Zufällig ließen sie ein Wort über'den Zweck ihrer Sendung hören: sie überbrachten die Nachricht von dem Tode Napo­leons. Die Neuigkeit verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter. Einige eilten nach der Telegraphenstation bei Dover, um die wichtige Thatsache nach London zu telegraphiren: aber zufällig war sehr nebliges Wetter und man konnte sich nicht einmal mit der nächsten Station in Verbindung setzen. Daß der Tele­graph auf diese Weise seine Mitwirkung versagte, war ein schwerer Schlag für die Speculanten, die nicht nur aus die schnelle Weiterbeförderung der Fabel ge­rechnet hatten, sondern auch darauf, daß es durch das halbosficielle Medium des Telegraphen geschähe. Sie reisten daher sofort in einer vierspännigen Postchaise ab, kamen auf jeder Station ihrer Reise mit dem Anscheine größter Eile in die Städte galoppirt, bestellten mit großer Hast frische Pferde und ließen dabei stets einige Winke über die wichtige Nachricht, welche sie brachten, fallen. Auf diese Weise erreichten sie die Vorstädte Londons, wo die Postillione anhielten, die angeblichen französischen Offiziere aus dem Wagen' stiegen, ihn bezahlten und fortschickten und in einem nahen Privathauö verschwanden, um ihre Verkleidung abzulegen. Ihre Rolle in dem Drama war ausgespielt und die Urheber des ganzen Plans hatten nur noch die Wirkung ihrer Machinatio­nen abzuwarten.

Binnen kurzem erreichte die Nachricht von dem Tode Napoleons die Stock-