Kamerun als deutsche Kolonie.
Die deutsche Kolonie Kamerun hat einen Flächeninhalt fast so gross wie Deutschland und erstreckt sich vom Meerbusen von Guinea bis zum Tsadsee. Sie zerfällt geographisch in drei Bezirke, das Küstenland zwischen dem Meere und dem Rand des südafrikanischen Plateaus, die Hochflächen des Letzteren und die Gebirge und Ebenen Adamaua’s nebst dem Scharibecken. Alle drei unterscheiden sich klimatisch und pflanzengeographisch beträchtlich. Das Küstengebiet ist am reichlichsten mit Wasser versorgt, die Vegetation daher am üppigsten. Dichte Urwälder bedecken seine Gebirge. Das Hochplateau enthält im westlichen Theil noch die Urwaldflora, scheint aber im Osten mehr aus Grassteppen, ähnlich denen von Ngaumdere zu bestehen. Der dritte Theil ist bereits eingehend behandelt worden und kann als die Region der Buschsteppe bezeichnet werden.
Bezüglich der Verwerthbarkeit dieses grossen Gebiets für Deutschland muss von vornherein betont werden, dass vorläufig nirgends von einer Kolonisirung mit deutschen Bauern die Rede sein kann. Die Küstengegenden sind unter allen Umständen ausgeschlossen, die Hochplateaus mit angeblich gesundem Klima liegen noch zu weit von allem Verkehr ab. Aber auch später wird man nur mit grossem Misstrauen an eine Besiedelung gehen dürfen. Wer sich für eine solche begeistert, soll es jedenfalls erst einmal vormachen und dort als Bauer eigenhändig seine Felder bestellen. Wenn ihm und seiner Familie ein solches Leben Jahrzehnte lang bekommt, dann wird Niemand mehr die Möglichkeit einer Besiedelung mit Europäern leugnen können. Vorher Bauern hinzuschicken, wäre aber ein Verbrechen. Wenn die Italiener in Erythraea Kolonisationsversuche machen, so ist das ganz etwas anderes. Erstens ist jenes Land nicht so tropisch, wie unsere afrikanischen Kolonien, zweitens sind Italiener und Germanen bezüglich der Akklimatisationsfähigkeit in physischer und psychischer Hinsicht gänzlich verschieden. Erstere sind selber halbe Afrikaner und zwar nicht zum wenigsten betreffs ihrer moralischen Qualität und ihrer An-