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Adamaua : Bericht über die Expedition des Deutschen Kamerun-Komitees in den Jahren 1893/94 / von Siegfried Passarge
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Schari erreicht und war über Lakka und Yola nach dem Niger gelangt. Mizon hatte in Muri einen Schutzvertrag abgeschlossen, Stationen gegründet und den Sultan in Sklavenjagden gegen die Kwon unterstützt. Darüber empört, hatte der Arzt der Expedition, Dr. Ward, die Expedition verlassen und in Paris Lärm geschlagen. Ein Brief Lieutenant Nebouts, der um Abberufung bat, bestätigte Wards Aussagen und veranlasste die französische Regierung Mizon abzuberufen. Dieser gehorchte dem Befehl jedoch nicht, sondern begab sich von Muri nach Yola. So standen die Verhältnisse, als die Kamerun-Expedition Berlin verliess. Herr v. Uechtritz reiste voraus, um in Lagos Träger anzuwerben, ich selbst folgte mit dem Gepäck Ende Juni nach. In Lagos sollten wir uns wieder treffen.

Als die von dem deutschen Kamerun - Komitee ausgerüstete Expedition im Juni vorigen Jahres zurückkehrte, galt es zunächst die errungenen Erfolge wissenschaftlich und zum Nutzen der Kolonialregierung auszuarbeiten. Trotz der bescheidenen Mittel, welche der Expedition zur Verfügung gestanden hatten, war doch ein Theil der Aufgaben von ihr gelöst worden. Einmal war der Zeitpunkt des Aufenthalts der Expedition ein sehr günstiger. Sie war z. Z. die einzige europäische Expedition, welche sich in jenen Gegenden befand, und die schnelle Abschliessung des deutsch-französischen Abkommens im März 1894 war nicht zum wenigsten diesem Umstande zu verdanken. Durch Abschluss mehrerer Schutzverträge, darunter in Ngaumdere, wurden sichere Besitzrechte geschaffen; auch gab die astronomische Bestimmung von Yola durch die deutsche Expedition zum ersten Mal eine sichere Grundlage für die Festsetzung der Grenzen ab. Sodann hatte die Expedition auf ihren Kreuz- und Querzügen Gelegenheit gehabt, gerade das deutsche Schutzgebiet kennen zu lernen. Das Auswärtige Amt zeigte sich daher sehr geneigt, einem Antrag des Kamerun- Komitees folgend, für die Herausgabe der Reiseberichte der Expedition einen bedeutenden Zuschuss zu gewähren, um so die Früchte der Expedition für unsere kolonialen Zwecke dienstbar zu machen. Wegen Erkrankung des Führers der Expedition wurde der Verfasser mit der Abfassung des Berichtes betraut und erlaubt sich derselbe dem Auswärtigen Amt im Namen des Komitees und in seinem eigenen Namen für die bereitwillige Unterstützung seinen wärmsten Dank auszusprechen. Das vorhandene Material bestand aus den Tagebüchern, Skizzen und Photographien der Reisenden. Letztere ermöglichten die Herstellung der zahlreichen Illustrationen, welche Herr W. Kuhnert auszuführen die Liebens­würdigkeit hatte, während Herr W. v. den Steinen die ethnographischen Ab­bildungen theils nach den Sammlungen der Expedition, theils nach denen Flegels übernahm. Herrn Geheimrath Bastian und Herrn Professor v. Luschan sei der beste Dank für die liebenswürdige Bereitwilligkeit ausgesprochen, mit welcher sie die Sammlungen des Museums für Völkerkunde zur Verfügung stellten. Des­gleichen erlaube ich mir Plerrn Geheimrath Engler und den Herren am Botanischen Museum, welche die Bearbeitung unserer Sammlung ausgeführt haben, speziell an Herrn Dr. Gilg, meinen wärmsten Dank auszusprechen.