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Deutschland als Kolonialmacht : Dreißig Jahre deutsche Kolonialgeschichte / Hrsg. vom Kaiser-Wilhelm-Dank Verein d. Soldatenfreunde
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Seite
319
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wichtigsten Produkte gegeben, an deren Lieferung die deutschen Kolonien schon mehr oder weniger beteiligt sind. Seit einigen Jahren hat das Reichskolonialamt die Bear­beitung übernommen. .

Dauach sind im Jahre 1911 rund 3000 Millionen Mark für diese Produkte auf- gewendet worden. Demgegenüber zeigt die Ausfuhrstatistik unserer Kolonien, daß bisher nur für eine kleine Zahl dieser Produkte bereits nennenswerte Mengen exportiert werden. Dies ist aber bei der Jugend unseres Kolonialbesitzes nicht zu verwundern und darf nur als Grundlage für die Beurteilung der ferneren Entwickluug dienen.

Nahrungsmittel, Genuhmittel, Heilpflanzen.

Wenn auch für den tropischen und subtropischen Kolonialbesitz unsere heimischen Getreideals Kulturpflanzen zum größeren Teile zurücktreten, so kann eine welt­wirtschaftliche Betrachtung die Gestaltung des Getreidebaues nicht außer acht lassen.

Die deutschen'Kolonien kommen zwar weder heute noch in absehbarer Zeit für den intensiven Anbau unserer einheimischen Getreide in Frage. Es darf aber doch diese weltwirtschaftlich immer noch bedeutendste Produktion hier nicht vergessen werden. Haben wir doch in Südwestafrika und in manchen Gebirgslagen unserer tropischen Gebiete die Möglichkeit, den Getreidebau wenn auch zunächst nur für den lokalen Bedarf aufzunehmen. Es erscheint durchaus nicht ausgeschlossen, daß Deutsch-Südwestafrika iu ähnlicher Weise wie die Kapkolonie den Anbau einzelner Getreidesorten derart zu fördern in der Lage ist, daß an einen Export gedacht werden kann. Dabei ist es keineswegs nötig, eine Konkurrenz für unseren einheimischen Getreide­bau zu fürchten. Importiert doch Deutschland heute in erster Linie für Fütterungszwecke aus Südrußland allein je nach den Jahren für 100 bis 150 Millionen Mark Futterg erste. Auch für den Brotgetreidebau (in erster Linie für Weizen) kann man eine günstige Entwicklung mit den Jahren nur wünschen. Denn die bisherige Entwicklung des Weltmarktes scheint zu zeigen, daß ohne Schädigung unserer ein­heimischen Produktion sehr wohl eine hierfür geeignete Kolonie an die Stelle älterer allmählich versagender Herkunftsländer treten kann.

Weit wichtiger sind nun die tropischen Getreidearten, Reis, Mais und Hirse (Durrah). Deutschland verbraucht an Reis etwa jährlich im Mittel für 30 Millionen Mark und bezieht denselben vorwiegend aus Hinteriudieu. Auch Ostafrika und Kamerun importieren jedes Jahr für mehrere Millionen Mark Reis; trotzdem im Seengebiet Ostafrikas Reis von guter Qualität gebaut wird und ein Export desselben in geringem Umfange stattfindet. Am bedeutendsten, wenn auch nicht erheblich ins Gewicht fallend, ist eine Zeitlang die Ausfuhr von Mais aus unsern tropisch-westafrikanischen Kolonien Togo uud Kamerun gewesen. Der Mais findet in Deutschland in erster Linie als Viehfutter Verwendung und kommt im wesentlichen aus Argentinien, den Ver­einigten Staaten und Südosteuropa. Neuerdings ist Natal mit recht beträchtlichen Mengen hinzugekommen. Der Wert der Gesamteinfuhr schwankt zwischen 50 und 100 Millionen Mark. Die Anfänge in Westafrika berechtigen zweifellos zu der Hoffnung, daß gerade die Maisproduktion in unseren Kolonien wesentlich gesteigert werden kann und dadurch ein größerer Export ermöglicht wird. Besonders, da die Qualität des westafrikanischen Maises nichts zu wünschen übrig läßt. Er ist nur häufig wegen schlechter Lagerungsverhältnisse drüben stark von Käfern zerfressen.

Das wichtigste einheimische Getreide unserer afrikanischen Kolonien ist die Neger­hirse oder Durrah. Da von dieser Brotfrucht der Eingeborenen hinreichende Mengen für den Export wohl ziemlich regelmäßig beschafft werden könnten, so käme es darauf an, Absatzmöglichkeiten zu schaffen. In letzter Zeit haben sich verschiedene landwirtschaftliche Versuchsstationen im Reicke bemüht, diese koloniale Hirse an die Stelle des ausländischen Maises und der fremden Futtergerste zu setzen. Es ist aber