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Deutschland als Kolonialmacht : Dreißig Jahre deutsche Kolonialgeschichte / Hrsg. vom Kaiser-Wilhelm-Dank Verein d. Soldatenfreunde
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dieser tüchtige Seeoffizier, der mit so großer Umsicht die ersten Schritte zur Dämpfung des Aufruhrs getan hatte.

Von den weiteren Operationen, an denen die Marine beteiligt war, inter­essiert uns hier besonders noch der Zug des Detachements Gygas, der die Besitz­nahme des Ortes Otjimbingwe bezweckte. Sein 51 Mann starkes Habicht-Lan­dungskorps wurde hierbei noch verstärkt durch: 55 Mann Eisenbahnschutztrup­pen, 17 alte Schutztruppenreiter, 1 Kriegsfreiwilligen, 34 schwarze Polizcisoldaten und Treiber.

Gygas Artillerie bestand aus dem Kameruner Feldgeschütz, 1 Revolverkanone und 1 Maschinengewehr.

Nach der Besetzung und Verproviantierung von Otjimbingwe hatte das De- tachement sofort wieder nach Okahandja zurückzukehren, von wo ihm eine Reiter- abteilnng entgegengesandt werden sollte.

Während dieses Zuges hatte Gygas am Liewenberg am 16. Februar eiu Gefecht mit Hereros, denen, auf den Höhen hinter Felsblöcken feuernd, nur schlecht beizukommen war. In dem schwierigen Gelände konnte die Artillerie nur schlecht zur Geltung kommen, schließlich wurde aber der Feind aus seinen Stel­lungen von unseren braven blauen Jungen mit keuchender Brust aber noch kräf­tigem .Hurra geworfen. Der Matrose Karle fiel, 2 Deutsche wurden verwundet, während der Feind 4 Tote und eine Menge Waffen auf dem Kampfplatze ließ. Der Feind floh nach Südosten in die Berge, wohin ihn die kleine Schar nicht verfolgen konnte. Der Entsatz Otjimbingwes konnte aber mit diesem Siege ge­sichert gelten. Schwer litten auf diesem Zuge die der Gegend noch ungewohnten Eisenbahner, wie allgemein die Strapazen der marschierenden Truppe im süd- westafrikanischen Wüstensand jeglicher Beschreibung spotten. Am 19. Februar hatte das Detachement Gygas bei Groß-Barmen ein weiteres Gefecht auf dem Wege nach Okahandja zu bestehen, das in ähnlicher Weise mit dem Vertreiben des Feindes verlief. Auf deutscher Seite: 1 Toter, 7 Verwundete; der Feind hatte 9 Tote zurückgelassen, auch viele Gewehre, seine sonstigen Verluste wurden nicht bekannt. Mit diesem Gefecht schließt der Hauptsacye uach die offensive Tätig­keit des Habicht-Landungskorps ab. Kapitänleutnant Gygas mußte persöulich dem inzwischen eingetroffenen Gouverneur Leutwein in Okahandja Bericht er­statten, am 27. Februar kehrte er dann mit seinem tapferen Landungskorps an Bord zurück. Er hatte sich jeder Situation gewachsen gefühlt, und wenn es auch im allgemeinen zum selbständigen Vorgehen zu schwach war, so hatte es doch im Bewachen und Wiederherstellen der Eisenbahn wie auch der Situationen große Dienste geleistet, die den nachfolgenden Truppen die Wege ebneten. In seinem so früh dahingeschiedenen Kommandanten Gudewill und seinem Detachements- führer Gygas hatte es rastlose und tapfere Vorgesetzte vor Augen, deren Nameu mit diesem Abschnitt des Kriegs unvergessen sein werden.

Kamerun.

An anderer Stelle dürfte darauf hingewiesen sein, wie S. M. S.Möwe" auf dem Wege nach Angra-Pequena u. a. auch im Kamerungebiete, und zwar in Belltown, Aquatowu, Didotown, Bimbia, Batanga und Kribi im Juli 1884 die deutsche Flagge geheißt hatte. Dies geschah alles freilich unter Protest der Engländer, die Wohl auch mitgewirkt haben an der Unzufriedenheit und den Un­ruhen der dortigen Eingeborenen. Da nun aber der Deutsche dasjenige, was er genommen, auch festhalten will, so wurde zur Unterdrückung der Revolten und Feindseligkeiten ein Geschwader unter Konteradmiral Kuorr in jene Gewässer geschickt. Es bestand aus den KorvettenBismarck",Olga",Gneisenau" und Ariadne", von denen die beiden ersten Schiffe am 18. Dezember 1884 am Be­stimmungsort zu Anker gingen.

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