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Deutschland als Kolonialmacht : Dreißig Jahre deutsche Kolonialgeschichte / Hrsg. vom Kaiser-Wilhelm-Dank Verein d. Soldatenfreunde
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Seite
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tisches Abbrennen. Steht der Wind gegen die Marschrichtung, so werfen die Wanderer einen Zigarettenstummel, der Träger nach dem Abmarsch der Karawane die glimmenden Holzstücke der Lagerfeuer in das Gras. An den Bergwänden sieht man, wenn dort viehhaltende Stämme wohnen, selbst stundenweit vom letzten Dorfe entfernt, einzelne Männer mit dem glimmenden Holzspan emporklimmen, um die vertrocknete Wexde in Brand zu setzen. Und alsbald erhebt sich ein Weißes Wölkchen, welches anzeigt, daß in den anscheinend knochentrockenen Gräsern doch noch Feuchtigkeit, die nun ver­dunstet, aufgespeichert war. Dann wallen dunkelgraue Rauchschwaden empor, von blitzenden und zingelnden Flammen durchzuckt, und knatternd und prasselnd breitet sich nach rechts und links und in der Windrichtung mit ungeahnter Schnelligkeit der Brand aus. Da heißt es laufen, auch für den Herren der Natur. Und schon manche Karawane, die der Steppenbrand im Lager überraschte, büßte in wenigen Sekunden Zelte und Betten, Proviant und Munition, Apparate und Sammlungen ein. Aber auch das Getier ergreift die Flucht. Antilopen suchen in hohen Sprüngen zu ent­kommen, Millionen von Insekten wirbeln empor und fallen den über der schnell fort­schreitenden Feuerlinie kreisenden Vögeln zur Beute. Zahllose Kriechtiere und Kerfe krümmen ihren Leib im Flammentode.

Ist dann die Flamme über den Graswald hinweggerast, so bietet die Stoppel einen unsäglich traurigen Anblick dar. Weiße, graue, schwarze Asche bedeckt den Boden. Weithin kann jetzt der Blick schweifen, nur hie und da biegen sich einige dicke Halme, die der Vernichtung getrotzt haben, über den Weg, und hinterlassen auf der Kleidung des Wanderers schwarze Rußstriche. Die Blätter der Büsche und Bäume siud verseugt, die Rinde ist angekohlt. Nur Gewächse, die die Saftzufuhr im Innern des Stammes, nicht unter der Rinde besorgen, können die alljährlich ein- bis zweimal sich wiederholenden Perioden, in denen ganz Afrika abbrennt, überstehen. Das ist einer der Gründe für die Waldarmut der Kolonie, welche unleugbar ist, wenn man von den wertlosen Miombo- wäldern absieht. Besonders die als Wassersammler und -regulatoren so nötigen Regen­wälder auf den Gebirgskämmen werden immer mehr zurückgedrängt. Einmal weiß der Eingeborene sehr wohl, daß die humusreichen Erden die ertragreichsten sind, und so schieben sich seine Felder immer weiter an den Abhängen hinauf. Sodann aber bedarf er auf den vielfach von eisigen Winden überstürmten Hochebenen auch beständig eines erwärmenden Feuers in seiner Hütte. Und da der Farbige nie weiter denkt, als bis zur nächsten Ernte des Feldes, so ist ihm das Nachpflanzen von Bäumen eine gänzlich unverständliche Handlung. Früher wanderte auch viel wertvolles Mahagoni- und Zedern­holz in die Eisenschmelzöfen; seit wir aber Hacken und Draht aus dem der Schmuck, aber auch Speerklingen hergestellt werden in guter Qualität zu billigen Preisen ein­führen, stirbt diese Industrie allmählich aus.

Die Tierwelt ist in den geschilderten Vegetationsgebieten verschieden. Nur wenige von den großen Tieren: der Leopard, der Elefant, der Büffel, die Elenantilope gehören der Steppe und dem Hochwalde zugleich an. Im Urwalde finden wir einen mit schönem seidenhaarigem, schwarzweißem Pelze verzierten Colobusaffen, am Tanganika, wo die westafrikanische Fauna übergreift, auch den Schimpansen, den Gorilla und den grauen Papagei. Das Nashorn liebt den Dornbusch, die Giraffe die Ränder der Akazienwälder. In der Steppe und im Miombowald tummeln sich Zebras und Kuhautilopen. Hier geht auch der Löwe auf Beute aus. Im lichten Walde lebt die prächtige Rappantilope, im Busch kleine Antilopen und Perlhühner, an den Ufern der Flüsse der Wasserbock, der Edelreiher und der Marabu. Flußpferde, Flamingos, Gänse, Enten und Reiher beleben Flußläuf und Teiche. Selten sind wie auch leuchtende Blumen die Singvögel, vielleicht wegen des vielen Raubzeuges.

Bevölkerung.

Die Hauptbevölkerung unserer Kolonie gehört dem großen Bantuvolke an, das das südliche Dreieck Afrikas bewohnt. Ihre Hautfarbe ist selten schwarz, meist bronze- oder