Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Ethnographie
Entstehung
Seite
272
Einzelbild herunterladen
 

Abschnitt VII.

Schmuck und Kleidung. Frauenarbeit.

Im Gegensatz zu den Männern, die das schon oben p. 90 näher präcisierte 'oloa verfertigen, stellen die Weiber die als töga bezeichneten Gegenstände her, insbesondere Matten und Rindenstoffe. Aber schon das Zubehör zu den letzteren, vornehmlich die hölzernen Druckmatrizen ('upeti la'au) sind wieder Männerarbeit, ebenso wie die Anfertigung der dauerhaften Schmuckgegenstände, als das Nau­tilusstirnband (pale fuiono) und das Walzahnhalsband ('ulalei), in den Händen der Männer liegt. Nur die ephemeren Schmuckstücke an Blumen, Kränzen und Lendenschürzen, was Selenka 1 als lokalen Farbenschmuck zusammenfasst, sind eigentliche Frauenarbeit.

a) Körperpflege und Haartracht.

Ehe ich aber in die Aufzählung der Schmucksachen eintrete, geziemt es sich wohl, der Körper­pflege im allgemeinen und auch der Haartracht zu gedenken. Es wurde schon im anthropologischen Teil erwähnt, dass die Samoaner täglicli in Süsswasser baden 2 , namentlich aber stets nach anstrengenden Märschen oder Bootfahrten, oder wenn sie im Salzwasser gewesen sind. Vor solchen Anstrengungen pflegen sie sich stets mit Kokosöl einzusalben, welches die Haut vor den sengenden Strahlen der Sonne und im Busche vor den schlagenden Zweigen und dem Regen schützt. Während man hierzu gewöhn­liches, rohes Kokosöl, lolo genannt, verwendet, dient bei Festlichkeiten, bei Tänzen und zum Ein­ölen der Haare das feinere und parfümierte Öl suau'u, dessen Herstellung eine besondere Kunst der alten Weiber ist. Zur Parfümierung (fa'aosoosomanogi Pratt) dient vor allein die Blüte von Cananga odorata (moso'oi), vom suni-Baum (Phaleria sp.), das mumuta-Gras, seasea und sea, die duft­reichen laga'ali-Früchte der Aglaia eäulis A. Gr., deren Blüten als Kopfkränze Verwendung finden, wie zahlreiche andere 3 .

Viele dieser Rezepte sind Geheimnis 4 dieser alten Hexen, die durch den bestrickenden Duft ihrer Öle Zauberwirkungen auf spröde Seelen auszuüben verstehen. So salben sie eine taupou, eine Dorfjungfer, wenn sie von hohen Werbern umgeben ist oder wenn sie für dieselbe eine gute Partie im Auge haben, mit allen erdenkbaren Erzeugnissen ihrer Kunst, und alten Häuptlingen, die um ein Mädchen buhlen, schmieren sie das Extrakt an das Nasenseptum, damit die Umworbene beim Nasen- gruss die süssen Düfte einsauge. In der Tliat halten diese Öle ihren Duft sehr fest und die von mir mitgebrachten Arten, welche natürlich nördlich des Wendekreises in eine weisse Masse sich verwan­delten (to'a Pratt), waren nach Jahren noch wohlriechend, wenn auch nicht mehr in dem Grade wie im frischen Zustande. Davon kann man sich in den Sammlungen an nicht zu alten Lendengürteln oder Halsketten, die von hohen Tanzenden getragen wurden, leicht überzeugen. Wenn ich solche Düfte

1 Der Schmuck des Menschen. Berlin 1900.

2 Die nicht Badenden nennt man pua'aelo, stinkendes Schwein, mit namusefa, dem Gestanke des sefa-Krauts be­haftet (Pratt), auch pcpe'a, wie ein Fliegender Hund stinkend.

3 Nach v. Biilow op. 10 die Blüten von pua, nuanua, Pandanns, usi, mao, manunu, laga'ali, a'aa'a, togai, die Früchte von papaono und ifiifi, die Blätter von moegalo, a'aa'a, laumaile, usi, die Rinde von fuemanogi und fuemaga, das Harz der mafoa und der Wurzelstock von mumuta.

4 Pratt nennt tu'iäisola ein parfümiertes Öl, dessen Zubereitung geheim gehalten wird.