68 Der Ausblick eines deutschen Diplomaten
einen Volksredner, der wie kein anderer die Massen der Hauptstadt mit sich fortreißt,' während aber innere Erhebung und Stärkung der nationalen Entschlußkraft vonnöten, dient die Gewalt seines Worts der Entmutigung, also daß die Feinde sich seiner freuen mögen. Welch andere Wendung hätten wohl die Dinge genommen, wenn in dieser schicksal- schweren Stunde ein Mann unter uns aufgestanden wäre, dem ein Gott es verliehen, mit Urgewalt das Gemüt zu bewegen, und die Geister an den vaterländischen Idealen aufzurichten! —
Wir meinen nun, der ..Deutschenbund", oder wie immer der ..Verein für das Deutschtum im AuLland" nach seiner Umgestaltung benannt werden mag, sollte es sich zur Aufgabe machen, für die Erziehung des Volkes zu welt- und kulturgeschichtlichem Denken durch eine Vortragsein- richtung zu sorgen, die nicht allein das ganze deutsche Sprachgebiet hier in Europa, sondern auch das Deutschtum über See umspannt. Die besondere Schwierigkeit bestünde zunächst in dem Mangel an geeigneten Männern. Wer Weite des Gesichtskreises schaffen will, muß erst selbst in dieser Weite stehen, und wer bewegen will, bedarf der Kraft.
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Wir waren in unseren Erwägungen nicht ausgegangen von einer Haltung, die Staat und Volk unbesehen Rechte zuerkennt. Es schien uns, daß die nationale Selbstbehauptung und Durchsetzung, zumal die kriegerische, auch aus anderen Gründen als denen des «aero e^oiLnio sich zu rechtfertigen habe. Wir fanden, daß die Welt anscheinend im Begriff siehe, den Angelsachsen anheimzufallen, ihrer Macht und ihrem Geiste. Die auserwählten Söhne Zabwes stehen bereit, ihr zugelobtes Erbe anzutreten und der Welt eine «englische Seele" zu geben. So erhob sich die Frage für uns, ob in dieser Zivilisation ein letztes Ideal sich erfülle. Es war nicht unseres Amts, ihren Errungenschaften gerecht zu werden, die wir gerne anerkannten, sondern ihren Mangel aufzudecken, da aus der Erkenntnis dieses Mangels unser besonderer Beruf als Nation und damit unser Weltrecht sich ergiebt, das sich uns freilich zunächst als opfervolle Pflicht darstellt. Es müßte aber unsere innere Bereit-