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Das überseeische Deutschland : die deutschen Kolonien in Wort und Bild / nach dem neuesten Stand der Kenntnis bearb. von Hutter ...
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sitzsänlen ihres väterlichen Hauses an Bord der Drachen und steuerten kühn dein wunderbaren Eiland zn, wo ans Gletscherspalten rotgliihende Lavaströine brechen nnd unterirdische Fener lnächtige Sänlen siedenden Wassers aus Schneegefilden hoch iu die Allste steigeil lassen."

Und gleich bei diesen, ersten, geschichtlich verbürgten Auszug von - nehmen wir immerhin das moderne Wort Kolonisten germanischen Stammes tritt uns entgegen, was sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte deutscher Kolonisation zieht: Kaum haben sie den Fns; auf deu sremdeu Boden gesetzt, so ist ihr erstes, sich im neuen ^and eine neue, zweite Heimat zn gründen, Sitten und Kultur des Vaterlandes in sie zu verpflanzen und fortzubilden.

Die. alte Wanderlust lebte iu dieseu kühueu Seefahrern sort. Die hat bald ihre Nachkommen von Island nach Grönland getrieben nnd nach Amerika.--

Die Kunde vvu dem fernen Festland im Westen war längst ver­schollen,- über ein Jahrhundert bereits war es aufs ueue ans deu Fluten aufgetaucht: da ging am Morgen des 9. November 1620 iu der hinter Kap Kod liegenden Bai ein englisches Schiff vor Anker, dieMaiblume". Sie trug 120 puritanische Auswanderer: die ersten Kolonisten Nord­amerikas germanischen Stammes.

Das großartigste Beispiel germanischer, ganz eigentlich deutscher Kvlo- uisatioustätigkeit bietet aber die Geschichte der Verdeutschung voll Kurland, Livland uild Preußen durch deu Ritterorden der Schwertbrüder und den Deutschherrenorden. Friedlich ist dies Werk nicht vor sich gegangen,- und dem hochherzigen Ureinwohnervolk wird nie die Bewunderung seiues Heldenmutes, das Mitleid mit seiuem unabwendbaren Geschick versagt bleiben. Aber höher steht die Kultur! Uud die hat das Deutschtum in die Ostmark gebracht: über den umgestürzten Götter­eichen und deu Gräbern eines tapfern Volkes erhob sich ein nenes Geschlecht mit deutscher Sprache und Sitte, baute sich auf eine deutsche Kolonie.--

Dreier Mittel hatte sich bisher das iveltenlenkende Geschick bedient, das Germanentum zur Durchführuug seiller kulturellen Aufgabe zu be­stimmen: deS inuelvohlleudeil Wandertriebes, der Übervölkernng, der Glaubensfestigkeit uud -wärme. Nun fügte es eiu ueues hiuzu. Nicht plötzlich warf es dasselbe iu das Völkerlebeu es gibt iu der Kultur wie in der Natur keine Sprünge.

Schon von den ältesten Zeiten an waren die Beziehuugeu der Völker zu einander, wenn sie auf friedlichem Gebiet sich bewegten, solche des Handels. Eine führende Stellung uahm jahrhuudertelaug das germanische Element in ihm ein.

Und als nun der neue Abschnitt in der Weltgeschichte sich anfgetan hatte, als das Zeitalter der Entdecknngen angebrochen war, da war auch der Zeitpunkt gekommen, wo das vorbereitete, erstarkte, nach neuen, weiteren Grenzen sich sehnende, vierte Mittel einsetzen konnte: der Handel,