7^!
Tirol. Sprachenverhältnisse.
In Tirol wuchs im letzten Jahrzehnt die deutsche Bevölkerung Ziffern- und verhältnismäßig; sie macht die gute Hälfte der Gesamtbevölkerung aus. Es gibt 2000 Slaven (Tschechen, Winden, Polen usw.) und 368000 Italiener und Räter gegenüber den 461000 Deutschen.
Ethnographisch unhaltbar ist es, wie es die „Statistische Zentralkommission" in Wien tut, Italiener und Räter vereint zu zählen, abgesehen davon, daß die Räter politisch immer sreuudlich zu den Deutschen gestanden haben, während die sührenden italienischen Kreise sowohl politisch, wie auch wirtschaftlich und völkisch seit langem wieder feindlich und angreifend gegen die Deutschen vorgehen. Im geschlossenen rätischen Sprachgebiet Tirols ist zu unterscheiden! a) Ostladinien, das sind die fünf Dolomitentäler Enneberg, Gröden, Eves, Buchenstein und Handen; und b) Westladinien oder das Nonsland, nämlich Nons- berg und Sulzberg. Aus der Volkszählung von 1900 läßt sich die Zahl der Räter, allerdings nur annähernd, folgendermaßen angeben:
Osten: Westen:
Gerichtsbezirk Enneberg . . 5178 Gerichtsbezirk Cles . 19 260
Eves. ... 4168 „ Fondo . 10 572
Handen ... 2 920 „ Maleit . 14826
Buchenstein. . 2 790 44 658
Kastelruth-Gröden 3 729 -j- 18 785
Summe 18 785 Summe 63 443
Danu bleibt als tatsächliche Verhältnisziffer für die Italiener nur noch 36°/o. Aber selbst diese Ziffer ist noch zu hoch, da von den 304000 Italienern und Rätern die letzteren nicht ausgeschieden werden können. Die Ziffer hat überdies nur Bezug auf die „Umgangssprache", nicht aber auf die Abstammung und Rassengemeinschaft. Die Mehrzahl derer, die nach der „Umgangssprache" als Italiener bezeichnet werden, sind Deutsche und Räter, die im 17., 18., ganz besonders aber erst im 19. Jahrhundert durch die Einflüsse von Amt, Kirche und Schule zur Annahme des Italienischen als „Umgangssprache" gezwungen worden sind. Die Sprachgrenze zwischen Deutschen und Rätern hat sich seit einem Jahrhundert nicht verschoben und kann sich nicht ändern, da kein Stamm den andern entnationalisieren will.
Dagegen sind die Räter sowohl im Nonsland, als auch im Dolomitengebiet seit langem und auch in der Gegenwart Jtalianisierungsversuchen ausgesetzt. Fleims z. B., früher gemischt deutsch und rätisch, ist bereits vollständig ver- welscht, und in Eves werden gegenwärtig seitens gewisser italienischer Kreise leidenschaftliche Anstrengungen gemacht, die Talschast völkisch, politisch und wirtschaftlich von Trient abhängig zu machen. Den Deutschen haben die Italiener sprachlich nicht nur das Etschtal aufwärts bis Salurn, ganz Südost-Tirol (zwischen Nefiser Bach und Etsch) und das Sarca-Gebiet sast vollständig abgerungen, sondern sie sind auch seit Jahrzehnten mit Erfolg bestrebt, im mittleren Etsch- und im unteren Eisacktal mit ihrer Sprache festen Fuß zu fassen..
Bei der Scheidung zwischen Deutschen und Italienern müssen wir von 66 Gerichtsbezirken als deutsch solgende 37 bezeichnen (mehr als 80° o deutsche Bewohner): Stadt Innsbruck, Stadt Bozen, Bozen-Land, Kältern, Klausen, Sarntal, Brixen, Sterzing, Bruneck, Taufers, Welsberg, Jmst, Silz, Hall, Innsbruck-Land, Mieders, Steinach, Telfs, Hopfgarten, Kitzbühel, Kufstein, Rattenberg, Landeck, Nanders, Ried, Lienz, Sillian, Windisch-Matrei, Glurns, Lana, Meran, Passerer, Schlanders, Reutte, Fügen, Schwaz, Zell am Ziller. Kein einziger dieser 37 Gerichtsbezirke ist jedoch ohne zuständige italienische oder rätische Bewohner. ^ '