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Handbuch des Deutschtums im Auslande : nebst einem Adressbuch der deutschen Auslandsschulen / hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande
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Mähren. Sprachenverhältnisse,

industriell höchstentwickelte Land der Monarchie und lnldet den Sitz zahlreicher bedeutender Judustrieu: Brüuuer Tuch, Maschinenfabrlwtwu, Mn'hrisch-Ostrauer Bergbau uud Hüttenwesen, Brau-, Malz-. Leder-, Zuckeriudustrie usw.

Für das deutsche Südmähren ist die Hauptemuahmequelle Landwirtschaft und Garteubau; das nordmährische Gebirgsland hat nur geringen Ackerbau. Die Bewohner liegeu zumeist der Weberei ob, iudem sie als Heimarbeiter mit ihren Familien um kargen Lohn für den Fabrikanten (Verleger) arbeiten.

Von den 83 mährischen Gerichtsbezirken sind folgende 13 rein deutsch, d h. der Anteil der Tschechen macht weniger als ein Fünftel aus: Stadt Jglau, Stadt Znaim, Mähr.-Altstadt, Wiesenberg, Mähr.-Trübau, Zwittau, Fulnek, Nikolsburg, Römerstadt, Hof, Stadt Liebau, Frain und Joslowitz. Der Bezirk Sternberg ging von 81°/« (deutscher Anteil) auf 78°/» herab. Er gehört also jetzt zu den 9 Bezirken mit überwiegend deutscher Bevölkerung (50°/o bis 80». Es sind das: Stadt Brünn, Stadt Olmütz, Müglitz, Schildberg, Mähr.-Neu­stadt, Mähr.-Schönberg, Neutitschein, Sternberg, Znaim-Land, insgesamt in den Händen einer deutschen Verwaltung.

Als überwiegend tschechische Bezirke zählen wir die 12 folgenden mit einem deutschen Prozentsatz von 20 bis 50° o: Au spitz, Selowitz, Datschitz, Hohenstadt, Jglau-Land, Konitz, Jamnitz, Mähr.-Kromau, Mähr.-Ostrau, Mähr.-Weißkirchen, Freiberg, Olmütz-Land.^)

Das Deutschtum des Landes hat an dem deutscheu Bürgertum der Haupt­stadt Brünn, dem wichtigsten nationalen Kulturzentrum, einen kräftigen Halt. Doch wird die Stadt im Norden und Osten von slavischen Vororten umschlossen, während ihr im Süden noch zehn deutsche Landgemeinden vorgelagert sind. Der Brünner Vororteverein ist erfolgreich bestrebt, das Deutschtum der Sprachinsel und in den slavischen Vororten zu erhalten und zu stärken.

Die zweite Hauptstadt des Landes, Olmütz, ist als Sitz des Erzbistums von Bedeutung und erwehrt sich mit einigen deutschen Gemeinden an der Bann­meile und dem deutschen Hinterland :n Nordmähren kräftig der Slavisierung.

Der Mittelpunkt der Jglauer Sprachinsel, die ehemals blühende Bergwerks­und Tuchmacherstadt Jglau, befindet sich zwar im unabwendbaren wirtschaftlichen Niedergang, aber seine Deutschenziffer erhöhte sich im letzten Jahrzehnt von 19325 auf 19765, während die Tschechen von 4391 auf 4228 sanken. Vor einem halben Jahrhundert gab es dort noch 130 deutsche Ortschaften, davon 100 in Mähren, heute sind von den 130 schon 50 vertschecht.^) In der Stadt Ung.-Hradisch ging der deutsche Anteil von 28°/» aus 18"/» zurück, in Leipnik von 20 "/o auf 13°/o, wie denn überhaupt die deutscheu Verluste in den über­wiegend tschechischen Bezirken am größten sind. Während ferner die Stadt Littau ganz in tschechische Hände kam und in Proßnitz das Deutschtum wiederum sehr stark zurückging, behaupteten die Deutschen ihre Stellung in der wichtigen Stadt Lundenburg und in Göding.

Einige Worte sind dem an Oesterreichisch-Schlesien angrenzenden Bezirke Ostrau zu widmen. Er weist 24029 Deutsche, 46532 Tschechen' uud 13 751 Polen aus. Der Zuwachs der Deutschen im letzten Jahrzehnt machte über 11000 aus (außerdem wohnen noch viele Reichsdeutsche dort). Die Tschechen gehen zurück, die polnische Zuwanderung hingegen ist beträchtlich.

^ .r/^?^ gesperrt gedruckten Städte haben deutsche oder doch der Mehrheit nach deutsche Gememdevertretungen.

- cr. "^N^ Hussong Die Tschechen im wirtschaftlichen Kampf gegen das Deutschtum" in . Deutschtum im Auslande", Monatsbl. des Allg. Dtsch, Schuld Jahrg. 190t, S- i>2, weist darauf hm wie m den deutschen Sprachinseln an der böhmisch-mährischen Grenze, n Neuhaus, Jglau und Landskron, die Tschechen durch Errichtung von Sparkassen auf den Ankauf von deutschem Grund und Boden hinarbeiten ^ "