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Handbuch des Deutschtums im Auslande : nebst einem Adressbuch der deutschen Auslandsschulen / hrsg. vom Allgemeinen Deutschen Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande
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Der Lauf der Sprachgrenze.

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III. Der Lauf der Sprachgrenze.

Der Verlauf der eigentlichen Sprachgrenze ist in großen Zügen der fol­gende: Wir beginnen die Verfolgung der Sprachgrenze, der Einteilung des deutschen Gebiets in sieben Abschnitte entsprechend, mit dem südlichsten Punkte des deutschen Hauptgebiets, also an jener Stelle des Gerichtsbezirks Taus, wo das tschechische Sprachgebiet um weitesten gegen die bairische Grenze vorspringt. Man kann die Sprachgrenze von hier bis Manetin mit einem gegen Osten sich ausbiegenden Kreisbogen vergleichen, der freilich vielsach gezackt und zerrissen wird, so namentlich durch die nach Norden zu sich vorschiebende Sprachzunge von Stankau, welche mit der Ortschaft Honositz bis in den Gerichtsbezirk Staab reicht, ferner durch das von zahlreichen gemischtsprachigen Ortschaften durchsetzte Industrie- und Kohlenrevier von Pilsen-Nürschan. Nördlich von Tuschkau ver­läuft die Sprachgrenze bis Manetin scharf; von da wendet sie sich nach Osten über Scheles und Hochlibin und schlägt bei der Ortschaft Watzlaw eine nördliche Richtung ein, wobei sie die größeren Ortschaften Kolleschowitz, Kaunowa und Malnitz berührt. Bei Priesen setzt sie über die Eger, biegt bei Rannay wiederum gegen Osten und zieht sich südlich von Trebnitz und Lobositz um das Mittel­gebirge herum bis an die Elbe. Von Leitmeritz bis Liboch bildet nun die Elbe die Grenze mit Ausnahme eines schmalen Streisen tschechischen Landes, der sich zwischen Polepp und Gastorf auf dem rechten User der Elbe hinzieht. Bei Liboch müssen wir die Elbe verlassen und wenden uns größtenteils in nord­östlicher Richtung, der Bezirksgrenze von Dauba solgend, über Weißwasser, südlich am Bösigkuppen vorbei, nach Niedergruppai und kommen längs der Bezirksgrenze von Niemes zum Jeschken. Hier biegt die Sprachgrenze nach Süden um, so daß sie eine auf breiter Basis ruhende tschechische Sprachzunge umschließt, in deren Mitte Böhmisch-Aicha liegt, ein Städtchen, welches durch die tschechische Umflutung bereits zur Sprachinsel geworden ist. Von Liebenau geht es zum Kopainberge, über die Kamnitz und längs der Bezirksgrenzen von Gablonz und Tannwald an den deutschen Vorposten Schumburg und Reiditz vorüber an die preußische Grenze. Hier durchbricht das tschechische Sprachgebiet den deutschen Gürtel; die Gemeinde Pasek trennt das deutsche Hauptgebiet von dem Riesengebirgsdistrikt.

Von dieser Durchbruchstelle ab sällt die Sprachgrenze mit den Bezirks­grenzen von Rochlitz und Hohenelbe zusammen und geht dann, in einem Bogen nach der verschwindenden deutschen Sprachzunge von Neupaka übergreifend, mit zahlreichen Krümmungen und Ausbuchtungen bis zum Switschin-Berge. Hier schließen sich nun zahlreiche gemischtsprachige Ortschaften zu einer langen Kette zusammen, die teils dem Gerichtsbezirke Königinhos, teils dem Gerichtsbezirke Jaromer angehören; das nach Süden zu sich erstreckende deutsche Gebiet erscheint dadurch wie angefressen. Von dieser Mischgruppe ab verläuft die Sprachgrenze längs der Bezirksgrenze von Trautenau, Weckelsdorf und Braunau ungemischt weiter. Zwischen den Ortschaften Kaltwasser und Gießhübel reicht das tschechische Sprachgebiet zum zweiten Male an die böhmische Landesgrenze.

Die Sprachgrenze im Glatzer und Schönhengstlerland ist ziemlich leicht zu verfolgen. Obzwar hier zahlreiche deutsche und tschechische Sprachzungen gegen­seitig ineinander übergreifen und so deutscher und tschechischer Boden enger mit einander verkettet wird, so ist der Zug der Sprachgrenze, welcher hauptsächlich den Grenzen der einzelnen, an diesem Gebiete beteiligten Gerichtsbezirken solgt, doch scharf ausgeprägt.

Gegen Mähren zu reicht das tschechische Sprachgebiet bis an die Landes­grenze. Zweimal wird es unterbrochen: das erstemal durch die Sprachzunge von Stecken, deren Basis sich von der Ortschaft Seelenz im Gerichtsbezirke Stecken längs der Landesgrenze bis'stenhos im Gerichtsbezirke Pilgram erstreckt, das zweitemal durch die Sprachzunge von Neuhaus-Neubistritz.