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Kreuz und quer durch Marokko : Kultur- und Sittenbilder aus dem Sultanat des Westens ; Mit 1 Taf., 163 Abb. im Text und 1 Übersichtskt. / Von Otto C. Artbauer
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alten Brauch geheiligt, und wo ungläubige Ehristenseelen wenig oder gar keinen Einfluß haben, blüht sie öffentlich und uneingeschränkt durch Rücksichten auf Fremde. So in Marokko.

Trotzdem diesGeschäft" in den letzten Jahrzehnten bedeutend nachgelassen hat, werden immer noch alljährlich einige hundert Neger aus dem Süden gebracht, und zwar aus verschiedenen Strichen zwischen Wende­kreis und Äquator. Diese Schwarzen stehen auf denkbar niederster Kulturstufe. Fragt jeden, der mit Schwarzen zu tun hat, Forscher und Kaufmann, Weiße und Araber, Missionare und Schiffsmann­schaften, jeder wird es bestätigen. Und wer je einen wirklichen Sklavenmarkt gesehen hat viele Europäer dürften es nicht sein! weiß, daß man niemals herzzerreißende Gefühlsszenen sieht, wie sich der weichherzige Europäer vorstellt. Man darf patriarchalische (Orientalen nicht mit Amerikanern verwechseln, Gnkel Toms Hütte nicht in den Grient verpflanzen. Die Form der Sklaverei im Islam ist himmelweit entfernt von dem, was Abendländer darunter ver­stehen. Der Mohammedaner behandelt unter allen Umständen seinen Sklaven als Glied der Familie. Er beschafft dessen Unterhalt, er kleidet und pflegt ihn, wenn er erkrankt. Der orientalische Familien­vater verheiratet seine dunkelhäutige Dienerschaft und sorgt für die Ainder, die mit seinen eigenen aufwachsen und gleich diesen gehalten werden. Andererseits ist nur der Druck fühlbar, der Leiden schafft. Negersklaven fühlen aber den moralischen Druck der Unfreiheit nie, den pekuniären äußerst selten. U)arum soll sich also der kindische Schwarze nach Freiheit sehnen? Damit er selbst den rauhen Aampf ums liebe Dasein aufnehmen muß? Dazu ist er viel zu pfiffig! Wird er von seinem Gebieter schlecht behandelt, so gibt die verhältnismäßig große Bewegungsfreiheit, welche Sklaven überall, besonders in Marokko genießen, genügend Möglichkeit zur Flucht. Doch kommt dies selten vor. Im Gegenteil! Wenn nach mehrjährigem bravem Dienst der Herr seinem Negersklaven die Freiheit schenkt, wie alte Sitte es erfordert, so ist hundert gegen eins zu wetten, daß der Freigelassene den üblichen Freibrief seinem Herrn zurückgibt mit der Bitte, er möge ihnaufheben", weil er frei­willig weiter im Hause verweilen will, an das er gewohnt ist.

Der größte Suk er Rkuk Marokkos befindet sich naturgemäß in Marrakesch, in der südlichsten Hauptstadt des Landes, wo die uralte Aarawanenstraßc aus denschwarzen" Ländern mündet. Da Sklaven­handel in Marokko absolut gesetzmäßig ist, werden auch die Märkte mit menschlicher Ware offen abgehalten. Jeden Mittwoch, Donners­tag und Freitag wird das vorhandene Material ausgestellt und an den Meistbietenden losgeschlagen.

Ein gitterbedeckter Gang hinter dem Basar der Wollenweber führt zum arkadenumsäumten Hof einer geräumigen Gkalla. An

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