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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Olaf Fabian

Zweineue" Wohlde-Klingen aus Bremen

Die archäologische Forschung gewinnt bekann­termaßen einen Großteil ihres Wissens durch das Ausgraben von Funden und Befunden unter freiem Himmel. Doch zuweilen gelingt auch ein schöner Neufund in einem traditions­reichen Archiv - im Warmen und Trockenen. So lagern im Focke Museum zu Bremen zwei frühbronzezeitliche Wohlde-Schwerter, die der Forschung oder gar einer breiten Öffentlichkeit bisweilen unbekannt waren und im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen:

Bei dem ersten hier zu besprechenden Stück (Abb. 1, links) handelt es sich um eine bron­zene, leicht korrodierte Klinge mit abgebro­chener Spitze von noch 38,7 cm Länge. Die 3 cm breite Klinge weist nahezu parallelseitig verlaufende, nur ganz leicht geschwungene Schneiden auf. Der Klingenquerschnitt ist flach-rautenförmig - wobei die Schneiden offenbar nachgedengelt wurden - und hat einen Durchmesser von 0,65 cm. Die Heft­platte ist, wie es den Wohlde-Schwertern zu eigen ist, trapezförmig und 5 cm breit. In zweien der vier Nietlöcher haben sich Hutnie­ten erhalten, die zur Befestigung eines wohl organischen Griffes gedient haben, der aber vergangen ist. Als Fundort des 1931 durch eine Baggerschaufel geborgenen Stückes wird lediglich die Weser angegeben, wobei klar zu sein scheint, dass es aus dem Bremer Gebiet stammt. Im Focke Museum wird es unter der Inventarnummer FM 6718 aufbewahrt.

Das zweite Schwert (Abb. 1, rechts) ist etwas besser erhalten geblieben und mit 32,2 cm Länge etwas kürzer als das schon beschriebe­ne Exemplar. Die 3,5 cm breite Klinge ist sanft geschwungen und ihr 0,6 cm starker Quer­schnitt flach linsenförmig, wobei wiederum die Schneiden durch Nachschmieden zusätz­lich gehärtet wurden. Wie bei dem ersten Stück ist die Heftplatte von 5,8 cm Breite auf­fallend trapezförmig, allerdings sind die Ecken hier leicht abgerundet. Von den ehemals vier vorhandenen Hutnieten haben sich in diesem Fall drei erhalten, und wiederum ist der wohl organische Griff völlig vergangen.

Der Fundort der Klinge ist noch unklarer als bei der ersten - es wird lediglichUmgebung Bremen" angegeben. Nach den Akten gelang­te das Stück 1927 als Tausch vom Focke Mu­seum in den Bestand von Hans Peters, der als Sammler vornehmlich im südlichen Bremen und um Brinkum, Lkr. Diepholz, tätig war, 1 und erhielt hier die Inventarnummer V 308. Große Teile seiner Sammlung gelangten später wieder an das Focke Museum, wo die Klinge unter FM 10406 archiviert wurde. Die fehlen­de Korrosion auf der Oberfläche des Schwer­tes sowie die Färbung der Bronze lassen den Schluss zu, dass es sich um einen Fund aus feuchtem Milieu handelt. Mit großer Wahr­scheinlichkeit ist es - wie bei dem oben be­schriebenen Exemplar - als Flussfund aus der Weser oder einem ihrer Zuflüsse im Groß­bereich Bremen anzusprechen.

Die beiden hier vorgestellten Stücke gehören - wie bereits erwähnt - zu den in Europa weit verbreiteten Klingen vom Typ Wohlde. 1927 behandelte Ernst Sprockhoff (Sprockhoff, 123 ff.) die ältesten Schwertformen in Niedersach­sen und unterschied dabei zwei grundlegende Typen: zum einen die Schwerter mit runder Heftplatte wie aus dem Grab von Sögel, Lkr. Emsland (Ders., ebd., 124ff., Abb. 1. Der wirk­liche Fundort ist Spahn, Lkr. Emsland. Vgl. hierzu Wilbertz 10, 39ff.), zum anderen dieje­nigen mit trapezförmiger Heftplatte, welche er allerdings nicht benannte. Hans Piesker tat dies dann 1937 (Piesker, 131 ff., Taf. 19) und taufte jene Schwerter nach dem Fundort Wohlde-Roxhüllen als TypWohlde" (Laux 1971, 174, Taf. 2,1-15 und Ders. 1973, Blatt D 153).

Beide Nennungen gelten bis heute in der Forschung als Standard. Lange Zeit wurde angenommen, dass beide Typen synchron in der frühen Bronzezeit vertreten waren. Rolf Hachmann erbrachte 1957 den Nachweis, dass die Sögel-Klingen geringfügig älter sind als jene vom Typ Wohlde (Hachmann, 35 ff. und 90ff.). Jüngst hat sich Inken Vogt mit den frühen Griffplattenklingen beschäftigt und Hachmann nachdrücklich bestätigt (Vogt). Die

1 Freundliche mündliche Mitteilung des Landesarchäologen von Bremen, D. Bischop.

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