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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
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Carl-Christian von Fick

Der Glockenanker von der Bremer Schlachte - Versuch einer genauen Bestimmung

Fundstelle 108/Altstadt: Hinter dieser nüchter­nen Bezeichnung verbirgt sich die landes­archäologische Grabung, die im Rahmen der umfangreichen Kanalerneuerung (Fallschacht­werk) an der Bremer Schlachte nahe am Brill in den Jahren 1991/1992 durchgeführt wor­den ist. Über die dort gemachten Funde wur­de bereits in den Bremer Archäologischen Blättern berichtet (Rech, WESEMANN/von Fick). Ein herausragender, bisher noch nicht behan­delter Fundgegenstand ist ein bei den Grabun­gen am 5. 6. 1991 in dem Fallschachtwerk zu Tage geförderter Ankerstein (Abb. 1). Wegen seiner glockenähnlichen Form wurde dieser SteinGlockenanker" benannt. Aufgrund von bisher nicht bekannten Ver­gleichsfunden konnte der Ankerstein bisher nicht näher bestimmt werden. Nachdem der Glockenanker am 05.06. 1991 aufgefunden wurde, ergab die umgehend vor Ort vorgenommene Untersuchung, dass er mit weiterem Blocksteinmaterial unter einem ei­chenen Schlitzbalken lag, in dem eine ca. 1 m hohe Bohlenwand aus 30 bis 40 cm breiten Eichenbohlen eingelassen war. Diese Bohlen­wand wurde an der Universität Hamburg, Zen­trum für Holzwirtschaft (S. Wrobel) untersucht. Eine Eichenprobe wies noch 61 Jahresringe

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Der 1991 an der

Schlachte gefundene Ankerstein.

auf, wovon der letzte in das Jahr 1507 datiert. Aufgrund des fehlenden Splintholzes ist als frühestes Fälldatum das Jahr 1523 anzuneh­men. Die Bohlenwand war mit großen, dach­ziegelartig gesetzten Birkenrindenstücken ge­gen das Ufer abgedichtet.

Die einwandfrei nachgewiesene Sekundärver­wendung des Ankersteines konnte daher nicht zur Altersbestimmung herangezogen werden. Der Stein ist stärker verwittert und weist eini­ge Risse auf. Des Weiteren ist von der ur­sprünglichen Oberfläche kaum noch etwas vorhanden. Auch ist am breiten Ende ein grö­ßeres Stück alt ausgebrochen. Dieser schlechte Zustand hat wohl auch sein Ende als Anker­stein bedeutet, so dass er im Spätmittelalter nur noch in Zweitverwendung zur Fundamen- tierung dienen konnte. Der farblich von schmutzig-weiß bis zu hellgrau tendierende Ankerstein besteht aus einem fast strukturlo­sen Kalkstein und weist weitestgehend keinen Sandanteil auf. Das Gestein ist weich und lässt sich mit dem Messer abschaben; Fossilien wur­den nicht festgestellt, und durch die Auswitte­rung ist der Stein stellenweise leicht blasig. Seine Gesamtlänge beträgt etwa 40 cm und zum Zeitpunkt seines Fundes war er noch 24 cm breit - im Neuzustand dürften es etwa 30 cm gewesen sein -, und seine Dicke liegt mit geringer Schwankung bei 10 cm. Die Flachseiten sind unterschiedlich geglättet. So weist die als Oberfläche angenommene Seite auch heute noch eine sorgfältige Glät­tung auf. Die Unterseite hingegen ist deutlich

Darstellung der mögli­chen Seilbefestigung am Ankerstein. M.: 1:5.

Holzpflock, Geweih?

Unter Zugbelastung Wippfunktion

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