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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Dieter Bischop

Werften und Wracks am Weserufer: Vorbericht über die Grabung Beluga auf dem Teerhof 2007

Blick in die Beluga-Bau- grube am Teerhof 2007. Ein Verstei­fungsrohr wird gerade eingebracht.

Vom Jahreswechsel 2006/2007 an sollte der lang geplante Neubau des Firmensitzes der Reederei Beluga begonnen werden. Das Jahr­zehnte brachliegende Gelände am Fluss, auf dem in den letzten Jahren nur saisonal eine gläserne Werft sowie ein Beach Club betrie­ben wurden, sollte endlich einer neuen und bedeutenden Bestimmung zugeführt werden. Dieses gigantische Bauprojekt - vor allen Din­gen die Ausschachtung der Baugrube - war rein logistisch eine enorme Herausforderung, da die Weserinsel für die großflächige doppel- stöckige Tiefgarage bis in über acht Metern Tiefe gleichsam ausgehöhlt werden musste. Der besonders bei Flut starke Wasserdruck drohte die regelrecht freistehenden Ufer­spundwände bzw. -mauern einzudrücken. Nur mittels einer großen Doppelreihe von stähler­nen Querstreben konnten die Mauern dem beidseitigen Druck der Weser standhalten (Abb. 1).

Diese Tiefeingriffe vor dem eigentlichen Aus­baggern der Grube und der große Zeitdruck (und Stress), unter dem das Projekt stand, wa­ren keineswegs gute Bedingungen, um ausrei­

chend die Geschichte dieses historisch bedeu­tenden Ortes zu erfassen und vor dessen endgültiger Vernichtung wenigstens zu doku­mentieren. Eine wirklich vorgreifende archä­ologische Untersuchung war hier also kaum möglich.

Nach den Großprojekten, die vor allen Dingen in den neunziger Jahren den Teerhof geprägt hatten, war dies die allerletzte Möglichkeit der geschicrtsträchtigen Weserinsel inmitten der Stadt noch Teile ihrer Historie zu entreißen. Dem Fund eines Wracks beim Bau der Ufer­spundwände gegenüber der Martinikirche 1979 (Brandt), der Einschätzung des archäolo­gischen Potentials sowie der Hinzunahme von frühen historischen Ansichten dieses Teiles des Teerhofs (Abb. 2) und Ergebnissen der geolo­gische Tiefenbohrungen zufolge, ließen Hinter­lassenschaften aus der Frühzeit der Stadt Bre­men auch noch in großer Tiefe erwarten. Zu Beginn der ersten Bauphase wurden von einem etwa fünfköpfigen Team 1 unter großem Druck die letzten Reste der neuzeitlichen und erst im Zweiten Weltkrieg zerstörten Teerhof­bebauung erfasst (Abb. 3). Der Teerhof war bis zum Jahre 1945 von der heutigen Weserburg bis zur damaligen Braut­brücke, die zur Neustadt führte, mit Packhäu­sern bebaut. Der Großteil stammt aus dem 18. und 19. Jh. Ein Packhaus konnte im Wes-

Blick auf den Teerhof mit Braut und der westlichen Pipe, Kup­ferstich von Hogen- berg um 1598.

' Unter der verantwortlichen Grabungstechnikerin D. Jager arbeiteten M. Roth, S. Böker, S. Eggers, V. Penner, K. Zipp, H. Wolters, D. Zwick.

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