kann der Verbrennungsgrad und die Festigkeit des Knochens nach dem 5-stufigen-Schema Chochols (1961) in Stufe c eingestuft werden (Wahl, 28). Hiernach sind alle organischen Bestandteile vollkommen aus dem Knochen herausgebrannt. Dabei können Temperaturen von 600 °C bis 800 °C erreicht werden. Zudem lassen sich an einigen Knochenfragmenten deutliche Deformierungen durch die Hitzeeinwirkung beobachten (Abb. 15).
Die Verfärbungen sind einheitlich und variieren zwischen überwiegend aschgrau und hellbraun. Aufgrund der hohen Verbrennungstemperaturen waren keine Zähne in ihren Zahnfächern (Alveolen) verblieben. Je nach Erhaltungszustand lässt sich jedoch der Zahnstatus anhand der Größe und Form der Alveolen bestimmen (Wolf etal.). Eine Zuordnung der Zähne war aufgrund der Zerstörung der Zähne nur teilweise möglich.
Die Verwendung der Wanddicken von Röhren- und Schädelknochen zur Bestimmung des Geschlechtes wird sehr unterschiedlich bewertet (Wahl, 14). Mit diesen Methoden wird eine generelle Übersicht über die Wanddicke der Knochen gegeben. Man beachte, dass diese Daten dem arithmetischen Mittel unterliegen und je nach Präsenz und Anzahl der einzelnen Knochen die Statistik entsprechend beeinflusst werden kann. Bei der Analyse der Leichenbrände mit diesen Methoden war eine Einschätzung der Geschlechter zum Teil möglich. Die einzelnen Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen sind im Katalog dem jeweiligen Urnenfund angefügt. Bis auf wenige Knochenfragmente von Schaf oder Ziege aus dem Leichenbrand der Urne 5 wurden keine Tierknochen in den übrigen Knochenlagern festgestellt 2 .
Zusammenfassung
Insgesamt ist der Fragmentierungsgrad der Leichenbrände von Bremerhaven-Lehe sehr hoch, so dass die Analyse des Leichenbrandes auf wenige Parameter begrenzt war und eine Geschlechtszuweisung nur mit Einschränkun
gen erfolgen konnte. Die Geschlechtsbestimmung über die Wandstärken von Schädel und verschiedene Röhrenknochen ergab, dass es sich bei den in den Urnen Bestatteten um wahrscheinlich männliche Individuen handelt, abgesehen von Urne 4, bei der die Analyse auf ein tendenziell weibliches Individuum hindeutet. Bei der Beurteilung des Verlaufes des Meatus acusticus internus lagen die Ergebnisse für Urne 3 und 4 im mittleren Bereich, so dass eine Geschlechtsdifferenzierung über diese Methode nicht möglich war. Zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Berichtes wurde bisher keine mikroskopische Altersbestimmung (Knochendünnschliff) durchgeführt. Es gab jedoch keine auffälligen Anzeichen, die auf ein juveniles Individuum hindeuten würden.
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2 Die Untersuchung und Analyse der Tierknochen erfolgte durch den Diplom-Biologen Hans Christian Küchelmann.
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