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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
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Carl Christian von Fick - Manfred Rech

Beobachtungen in der Baugrube 198/Altstadt

Parzelle in der Ansicht von Braun- Hogenberg.

Trotz allgemein schwächelnder Baukonjunktur ist die Schlachte in Bremen, die alte weserseiti- ge Kaianlage im Mittelalter, auch in der Gegen­wart ein attrakti­ver Standort für Neubauten. Da, wo früher Speicher oder Bür­gerhäuser standen, die meistens in den Bom­bennächten des 2. Weltkriegs zerstört wurden, werden nach Abriss hässlicher Nachkriegsbau­ten neue Gebäude errichtet, die aber nur selten die historische Kulisse aufnehmen.

Auf einer an drei Seiten durch Langenstraße/ Letzte Schlachtepforte und die breite Bürger- meister-Smidt-Straße begrenzten Parzelle, be­baut mit dem Wohn- und Geschäftskomplex Langenstraße 68, sollte nach Abriss der obertä- gig durchweg neuzeitlichen Bausubstanz ein neuer Baukörper errichtet werden. Das Beson­dere an dieser Parzelle ist, dass deren alte

Struktur in frühen Ansichten Bremens gut zu er­kennen und über die Jahrhunderte im Wesentli­chen gleich geblieben ist. Nur im Westen war die Parzelle damals nicht durch die moderne Bürgermeister-Smidt-Straße, sondern durch die schmale Glockenstraße eingefasst, deren Tor zur Schlachte hin, wie man auf dem Murtfeld- Plan von 1796 erkennen kann, zu diesem Zeit­punkt noch vorhanden war. In der Vogelschau von Braun-Hogenberg von 1588/89 sind vorne zur Schlachte und hinten zur Langenstraße hin je vier aneinander gebaute Häuser/Speicher ein­getragen; an der Seite zur Langenstraße hat ei­nes der Häuser einen abgetreppten Giebel und ist besonders groß (Abb. 1). Die Zusammenarbeit mit dem Investor, dessen Abriss- und Ausbaggerungsarbeiten bis zu tief liegenden archäologisch relevanten Schichten verfolgt wurden, erwies sich als konstruktiv, auch als Fremdfirmen den Verbau der Baugru­benwände übernahmen und sich Bauleute und die bald in der Baugrube parallel tätigen Archäo­logen hier und da in die Quere kamen. Die mit großer Spannung beobachteten Erdar­beiten, die von der Hoffnung geleitet waren, et­was über die alte Uferzone der Weser zu erfah-

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