Druckschrift 
Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
Entstehung
Seite
15
Einzelbild herunterladen
 

Heinz Kahrs - Carl Christian von Fick

Grabung in der Marsch 46/48 Mahndorf 2002-2004

&sfe Gra­bungsfläche mit den Befunden 1 und 2.

Im Jahr 2001 wurde für ein Gebiet in der Mahndorfer Marsch zwischen Kluvenhagener Straße, Bundesautobahn A1 und der Bahn­strecke Dreye-Sagehorn ein Bebauungsplan er­stellt. In diesen Bereich sollte eine Trainingszent­rale für Galopprennpferde entstehen. Diese be­inhaltete eine ca. 2000 m lange Laufbahn mit dazugehöriger Infrastruktur. Im Innenbereich dieser Laufbahn war ein Sandentnahmesee für die Erweiterung der Gewerbeflächen in der He- melinger/Arberger Marsch vorgesehen. Bei Be­gehungen 1996 und 2001 wurden Oberflächen­funde festgestellt, die der Vorrömischen Eisen­zeit und Frühen Kaiserzeit zugeordnet werden konnten. Der Fundplatz liegt ca. 1200 m süd­westlich des Gräberfeldes Fuchsberg und ca. 1000 m westlich des Autobahnsees, der 1980 zwecks Sandgewinnung erweitert wurde. Ein Teilstück der Laufbahn befindet sich auf einem sandigen erhöhten Uferwall, der von 10-20 cm Auelehm überdeckt ist. Im Februar 2002 wur­den die Erdarbeiten aufgenommen, wobei der Landesarchäologe davon nicht in Kenntnis ge­setzt wurde.

Bei einer unseren regelmäßigen Kontrollfahrten musste mit Erschrecken festgestellt werden, dass diese Fundstelle mit einer Planierraupe stark beschädigt worden war. Es waren unter dem Pflughorizont liegende Befunde in Mitlei­denschaft gezogen worden. Schnelles Handeln wurde erforderlich. Eilends wurde ein Bagger angemietet. Wegen bereits laufender Arbeiten in der übrigen Laufbahn war Notgrabungscharak­

ter angesagt. Linter Februarbedingungen wurde innerhalb von sieben Arbeitstagen ein Streifen von 12 m Breite und ca. 80 m Länge von zwei Grabungstechnikern und einer Hilfskraft in An­griff genommen. Der durch Pflügen gestörte Mutterboden wurde komplett entfernt. Teilweise wurden auch Reste der alten Kulturschicht mit abgetragen, um an die Befunde heranzukom­men. Dabei wurde festgestellt, dass im südöst­lichen Bereich eine sehr hohe Pfostenkonzent- ration vorhanden ist. Im nordwestlichen Bereich zeichneten sich zwei Großbefunde von ca. 12 und 24 Metern Durchmesser ab. Abb.1 zeigt die erste Grabungsfläche mit den Großbefunden 1 und 2. Bei letzterem sieht man die Sohle eines Brennofens (Bf. 1484).

Danach wurde umgehend damit begonnen, die Grabung einzurichten, Grabungsmaterial heran­zuschaffen, einen Bauwagen aufzustellen und die Hauptmesslinie anzulegen. Die Endpunkte der Hauptmesslinie wurden mangels Kataster­punkten weit außerhalb der Grabungsfläche an­gelegt und nachträglich katastermäßig einge­messen. Ein Höhenpunkt wurde über eine Strecke von 600 m herangeholt. Am 20. 2. 2002 konnte mit einer Grabungsmannschaft aus Techniker und vier Grabungshelfern mit Feinplanum und Dokumentation begonnen wer­den. Beim Schneiden von Pfostengruben und in Längsprofilen wurde eine Mehrphasigkeit der Siedlung festgestellt (Abb. 2). Nicht alle Pfos­tengruben waren im Erstplanum erkennbar. Die­se Arbeiten mussten ab 24. 5. 2002 wegen ei-

Drittes Längsprofil mit Schichten aus drei verschiedenen Zeithorizonten.

15