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Bremer archäologische Blätter / Der Landesarchäologe
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Andreas Fetchenhauer

Begehungen im Ortsteil Huchting - Bericht eines ehrenamtlichen Mitarbeiters

Zu Beginn meiner Begehungen und Forschun­gen zur Ur- und Frühgeschichte Huchtings fie­len bald zwei Dinge ins Auge: zunächst das Vor­kommen überraschend vieler Fundplätze, dann eine noch geringe Aufarbeitung und generell wenig ausgeprägte Beschäftigung mit histori­schen Problemen des Stadtteils.

Durch ehrenamtliche archäologische Feldbe­gehungen seit 1992 angeregt, begann ich zu­nächst, mir einen allgemeinen geschichtlichen Überblick von der Altsteinzeit bis zu den Ste- dinger Kriegen des Hochmittelalters zu ver­schaffen. Danach verstärkte sich mein Inter­esse in Richtung Römische Kaiserzeit (Beginn etwa um Christi Geburt bis etwa 375 n. Chr.) und auf die Völkerwanderungszeit (bis etwa 500 n.Chr.).

Der Grund war, daß diese Epochen im Fundbild meiner Begehungen besonders hervortraten und daß, wie sich dann herausstellte, Huchting aus diesen Jahrhunderten außergewöhnliche Siedlungsplätze aufweist.

Zur besseren Kenntnis der Siedlungsverhält­nisse aus dieser Zeit studierte ich zunächst die Unterlagen des Landesfundarchivs beim Bre­mer Landesarchäologen. Deutlich wurde, daß Grabungen innerhalb des Stadtteils in der Re­gel Notbergungscharakter hatten, ihre Ergeb­nisse kaum wissenschaftlich ausgewertet und nur in kleinen Vorberichten auf sie hingewiesen wurde. Zu meiner Orientierung waren sie trotz­dem eine ergiebige und unverzichtbare Quelle. Eine zweite Grundlage bildeten die in den 60er und 70er Jahren durchgeführten ehrenamt­lichen bzw. amtlichen Begehungen. Gerade weil sie auf Arealen stattfanden, die heute größ­tenteils bebaut sind, sind die hier gemachten Funde oft die einzige Möglichkeit, einen Platz näher zu bestimmen.

Hierzu ist noch einschränkend zu bemerken, daß die in den Magazinen schlummernden Funde weitgehend nur Fachleuten zugänglich waren.

Die Ergebnisse meiner Forschung basieren so auf eigenen Begehungen sowie auf das Studi­um von Karten unterschiedlicher Fachbereiche. Wegen der alten bäuerlichen Bezeichnungen

waren dieKarte der Feldmark Mittels- und Brokhuchting" und dieKarte der Feldmark Kirchhuchting und Grolland" von 1885 beson­ders aufschlußreich.

Die dort aufgeführten Flurnamen lassen in vie­len Fällen Rückschlüsse auf die Gelände­beschaffenheit in früheren Zeiten zu. Sie konn­ten mit Unterstützung von Dr.W.Lindow vom Institut für Niederdeutsche Sprache zum größe­ren Teil in ihrer Bedeutung erschlossen werden. Wenn nicht anders gekennzeichnet, beziehen sich die Übersetzungen im noch folgenden Text auf seine Deutungen.

Zum zweiten verhalf die Deutsche Grundkarte 1:5000 von 1941 zu neuer Sicht der Topo­graphie des Stadtteils. Die darauf verzeichne­ten Höhenmeßpunkte und die daraus abgelei­teten Höhenlinien lassen, gerade in Verbindung mit den Flurnamen, eine Rekonstruktion uralter topographischer Verhältnisse zu. Gleichfalls war dieGeologische Karte von Preußen und benachbarten Ländern" (Blatt 1451, hrsg. 1931) mit den Bodenverhältnissen eine weitere Grundlage meiner Forschung.

Alle diese Karten zeigen noch den ländlichen Charakter Huchtings, der erst in den 60er und 70er Jahren dieses Jahrhunderts verloren ging.

Ich konzentriere mich auf zwei beispielhafte Stellen in Huchting:

1. Eine archäologische Feldbegehung im Gra­bungsschutzgebiet 9 und die Suche nach ei­nem verschwundenen Fluß

1.1 Einleitung

Vom Frühjahr 1992 bis Winter 1993 machte ich in Bremen-Huchting, Ortsteil Sodenmatt, auf den AckerflurenZwischen Dörpen" und den südlich davon gelegenen FeldstückenAuf dem Fünfgeren",Die Willake" undDer Kloß­kamp" mehrere archäologische Feldbegehun­gen (Landesfundarchiv 69-71/Kirchhuchting) (Abb.1).

Meine Motivation für eine Begehung war am Anfang eine andere als die einer wissenschaft­lichen Ansprüchen genügenden Prospektion.

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