Per Hoffmann - Gütha Klonk
Aufbau und Konservierung der Moostaue von der Schlachte-Kogge
Bei der Bergung der Schiffsreste an der Schlachte wurden insgesamt über 30 Meter Mooszöpfe in verschiedenen Einzelstücken geborgen (Abb. 1). Das Material konnte bereits 1991, als nur ein kleiner Teil der Kogge und ein Mooszopf sichtbar war, durch H. Van't Hull als Polytrichum commune Hedw. oder Gemeines Frauenhaarmoos bestimmt werden (VAN'T HULL).
Bei der Bergung 1992 wurde nun folgendes festgestellt: Auf der Oberseite des Einbaumes lagen 3 Mooszöpfe parallel zurStrömungsrich-
gen.Wie M.Wesemann ermittelte, sind die Taue aus je drei Strängen oder Bündeln von je ca. 60 bis 70 Pflanzen geflochten. Die Länge der Pflanzen betrug 35 bis 45 cm, die der Stränge nur 30 - 39 cm, da diese durch das Flechten verkürzt werden. Weiterhin konnte er bereits feststellen, daß die Zugfestigkeit dieserTaue als sehr hoch einzuschätzen ist, wie ein einfacher Test ergeben hat: Nur drei (rezente) Stämmchen von 29 cm Länge wurden zusammengeflochten und einem Reißtest mit einer Federwaage unterzogen. Es ergab sich unter diesen —allerdings nicht standardmäßigen Bedin-
1 Moostaue von der Schlachte- Kogge.
tung.von denen eineraußenbordsderSpanten nach vorn in Richtung Bug lief. Er war zwischen Spant SP2 und SP3 in einem Bogen unterden Plankengang PI 1 nach innenbords gedrückt (Abb. 2). Die Moostaue liefen durch einen offenbar künstlich erweiterten Riß im Hecksteven, in dem sie zusätzlich noch mit einem Langknochen fest verkeilt waren, unter dem Einbaum bzw. auf der Innenseite zurück in Richtung Bug (vgl. Beitrag WESEMANN, von FICK, S. 36 ff.).
Nach derEntfernung der abgebrochenen Backbordwange des Einbaums wurde deutlich, daß die Taue mehrfach um diese herumgeschlungen worden waren. Dieser Befund läßt vermuten, daß die Moostaue mit einem mißlungenen Bergungsversuch des Wracks zusammenhän
gungen—eine Reißfestigkeit von etwa 5 Kp bei einer maximalen Dehnung vordem Reißen von 0,5 cm. Das Material kann daherals hochgradig zähelastisch und für große Belastungen geeignet angesehen werden. Die Moostaue waren also Aufgaben wie Hebung schwerer Lasten durchaus gewachsen.
Dieser Nachweis ist umso erstaunlicher, als man Stücke von Mooszöpfen, die bisher bei Altstadtgrabungen zutage gekommen sind, so in London (MORRISON) oder in Göttingen (ARNDT,156f.) eher als Hygienematerial gedeutet hat; bei Funden in Hafenstädten dachte man auch an Material zum Abdichten von Booten. Nun haben die Grabungen im norwegischen Bergen — wegen der im Mittelalter engen Ver-
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