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jene Urkunde erschlichen und er der wahre Oberlehnsherr sei. Da mußte Bremen seine kostbare Eroberung wieder fahren lassen. Der Kaiser gab dem Grasen Rettberg das harlinger Land als geldernsches Lehen.
Daß Karl-V. hier den Bremern ein wenig arg nütspieltc, hatte seinen Grund darin, weil Bremen als protestantische Stadt dem schmalkaldischen Bunde angehörte.
Das Freifräulein Maria von Jever gewann bei dem Kriege gegen Junker Balthasar einige Grenzbcrichtigungen und eine ruhige Zukunst. Der alte Raufbold hatte ihr manchen bitteren Tag verursacht, wie ja nach der Gewohnheit der alten Zeit der Schwache von dem Stärkeren manche Unbill und Kränkung erleiden mußte.
34. Belagerung Bremens im schmalkaldischen Kriege.
Mit ihrem Erzbischof hatten die Bremer schon im Jahre 1534 einen Erb frieden geschlossen, kraft dessen alle Uneinigkeit ausgeglichen und gänzlich abgcthan sein sollte. In Betreff der Religionsverfassung wurde vereinbart, daß sie bis zu einem allgemeinen Concil im bisherigen Stande verbleibe; auch wurde den Bremern zu Verden, Stotel und Langwedcl Zollfreiheit und daneben das Recht gewährt, zur Burg eine Schleuse anzulegen, sowie in der Stadt drei Pferde- und einen Füllenmarkt alljährlich abzuhalten. Das St. Paulskloster, bestimmte der Erzbischof, solle gebrochen bleiben und nicht wieder aufgebaut werden, und was gewährte ihm für solche wichtige Zugeständnisse die Stadt? Sie erließ ihm fünfzehnhundert Goldguldcn, die er ihr schuldig war. Da wurde also von beiden Seiten Etwas aufgegebcn, was ohnehin als verloren angesehen werden konnte, und nur die Stadt hatte erheblichen Vorthcil dabei. So hatte Bremen vor den Feinden der protestantischen Lehre in seiner Nähe Ruhe, da zog von Ferne ein Gewitter heran.