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Bd. 3 (1904)
Entstehung
Seite
367
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Einleitung.

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unser Volk jemals geführt hat, seine politische Ausgestaltung zu gewinnen.

Aber mit dieser Ausgestaltung ist er keineswegs erschöpft, sondern nun erst beginnt er tiefer und tiefer in alle Glieder des Volkes einzudringen, ihr Leben immer fester zusammenzuschließen und die aus einer unheilvollen geschichtlichen Entwickelung ent­standene und durch den dreißigjährigen Krieg vollendete Souveränität der einzelnen Stände des Reichs einzuschränken.

Dasselbe Jahrhundert, an dessen Anfang Bremen vom Körper der deutschen Nation abgetrennt worden war, hat unsere Stadt inniger und fester mit ihm verbunden, als jemals in den früheren Epochen ihrer Geschichte. Und gleichzeitig mit dem fortschreitenden Zusammenwachsen und nicht zum wenigsten durch diesen glücklichen Erfolg der nationalen Idee ist wie fast überall in Deutschland, so auch in unserer Stadt, ein materieller Auf­schwung eingetreten, der alle älteren Errungenschaften in tiefen Schatten stellt.

Durch neunzig Jahre ist Bremen nun von feindlicher Besatzung und von den Verwüstungen des Krieges verschont geblieben, eine gleich lange Zeit, wie zwischen dem Ende der schwedischen Kriege und dem siebenjährigen Kriege lag. Aber welch ein Unterschied zwischen der Entwickelung, die unsere Stadt damals durchgemacht hat und die ihr vergönnt, gewesen ist in der langen Friedenszeit, deren glücklicher Fortdauer wir noch heute uns erfreuen! Der Unterschied ist freilich nicht allein das Resultat der engen Verbindung der Stadt mit Deutschland; auch andere Umstände, politischer und wirtschaftlicher Natur haben darauf eingewirkt. Allein, dies wäre nicht in dem Grade möglich gewesen, wie geschehen ist, wenn nicht seit einem Menschenalter das geeinte deutsche Reich unsere offene Stadt besser gesichert und unseren Schiffen auf den fernsten Meeren wirksameren Schutz