Ausgabe 
(20.10.1934) Nr. 290
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Sonnabend, den 20. Oktober 1834

Bremer Zeitung

Nr. 290 Jahrgang M

tionsabteilung im USA.-Admiralstab, hat sich sogar auf 10 000 To. festgelegt); England und Japan halten 7000 To. für angemessen. Japan sieht im U.-Boot eine unentbehrliche Verteidigungswaffe, was man von England nicht behaupten kann. Andernteils wird Ja­pans Forderung aus Abschaffung der Flug­zeugmutterschiffe von England und noch schroffer von Amerika, die beide bekanntlich ihre maritimen Luststreitkräste erheblich verstärken, abgelehnt werden. Neben­her läuft die besondere Kreuzerfrage Englands, an der schon 1927 die Genfer Trei- mächte-Konferenz scheiterte, und zwar ist die Erhöhung der Kreuzerzahl von 60 auf 70 geplant. Man sieht: auch bei einer (an sich unwahrscheinlichen) Annäherung der grund­sätzlichen Auffassungen warten noch genug Schwierigkeiten mehr technischer Art, die ein glattes Ergebnis der Vorbesprechungen, von der Hauptkonserenz ganz zu schweigen, in Frage stellen.

Dabei bieten die mit dem Fernen Osten verknüpften weltpolitischen Fragen nicht ein­mal die einzigen Konfliktstoffe für die Be­ratungen: Im Hintergrund wartet nach wie vor das ungelöste französisch-italie­nische Flottenproblem. Der Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeer hat zu einem heftigen Wettrüsten zwischen den bei­denlateinischen Schwestern" geführt, dessen Ende um so weniger abzusehen ist, als Frank­reich und Italien bekanntlich die entscheiden­den Bestimmungen des Londoner Vertrages nicht unterzeichnet haben und Frankreich außerdem bei seinem Anspruch auf den Zweimächte-Standard beharrt, für sich also eine Flotte von der addierten Größe der italienischen und deutschen fordert. Italien verlangt die Parität mit Frankreich gleich­falls nicht zuletzt aus nationalpolitischen Gründen und kann im übrigen darauf hin­weisen, daß zwei Drittel seiner Einfuhr den Wasserweg benutzt und daß es bei einem etwaigen Angriff von der See her eine Front von mehreren tausend Kilometern zu schützen hat. Nun ist zwar in London dieses Mittel- meervroblem zunächst zurückgestellt worden dre Vertreter Frankreichs und Italiens sollen erst später zu den Besprechungen hin­zugezogen werden, doch wird eine end­gültige Einigung zwischen Japan, England

und Amerika ohne vertragliche Bindung der beiden anderen Seemäckte gar nicht möglich sein. Zunächst ist Engländ (Seeweg nach In­dien!) auch unmittelbar an den Macht­verhältnissen im Mittelmeer interessiert, und sodann hat sich die Nevisionsklausel des Lon­doner Vertrages, die den drei Hauptmächten für den Fall der Rüstungsüberbietung seitens eines vierten Staates im Kreuzer-, Zerstö­rer- oder Unterseebootbau freie Hand läßt, durchaus nicht nur als Schönheitsfehler er­wiesen. Die Behandlung dieser Dinge, die zurzeit jedenfalls erstam Rande" liegen, dürfte noch mancherlei Ueberraschungen bringen.

Für die Londoner Verhandlungen gilt schon heute die treffende Bemerkung des amerikanischen Journalisten E. P. Bell:Ob internationale Tagungen fehlschlagen oder gelingen, sie bleiben meist wirkungslos. Aber sie haben immer den Vorteil, der Öffent­lichkeit die Wirklichkeiten und die Tragweite großer internationaler Probleme zum Be­wußtsein zu bringen." Nicht in allen flottenpolitischen Fragen zwischenstaatlicher Bedeutung, die in den kommenden Wochen aufgeworfen werden, ist Deutschland in be­sonderem Maße mitinteressiert. Was unsere Nation jedoch bei einem Scheitern der Kon­ferenz bzw. bei weiterer Aufrüstung zur See nicht widerspruchslos wird hinnehmen können, das ist die mit dem Grundgedanken der Versailler Abrüstungsbestimmungen nicht zu vereinbarende Behandlung Deutschlands als drittk lässige Seemacht. Wenn das Reich nach dem Friedensvertrag u a. Kampfschiffe von mehr als 10 000 Tonnen, Unterseeboote und Kriegsflugzeuge überhaupt nicht besitzen darf, so sollte mit dieser Bestimmung nur die Einleitung einer allgemeinen Rüstungs­beschränkung sämtlicher Nationen" in den Bereich des Möglichen gerückt werden. Da, wie eingangs betont, die Flottenkonfe- renz von 1935 aller Voraussicht nach genau so wenig wie die Genfer Abrüstungskonfe­renz eine Erfüllung des Versailler Ver­sprechens bringen wird, kann man die ein­seitige Behinderung Deutschlands bei der Sicherung seiner Interessen zur See unmög­lich auf sich beruhen lassen.

polen und Llngarn

Warschauer BegrüßungsarMel für den ungar. Ministerpräsidenten

Warschau, 1g. Oktober.

Zum Besuch des ungarischen Ministerpräsiden­ten Eömbös bringen alle Blatter des Regie­rungslagers sehr warm gehaltene Begrüßungs­artikel sowie Bilder des Reichsverwesers Horthy und des Ministerpräsidenten und eine Reihe von Artikeln über die kulturellen Beziehungen zwi­schen beiden Nationen.

Die amtlicheEazeta Polska" erinnert an die Freundschaft beider Völker und Staaten, die in einer tausendjährigen Erfahrung der Geschichte beider Völker begründet sei. Nach dem Welt­krieg befänden sich Polen und Ungarn in grund­sätzlich verschiedener politischer Lage, wodurch die Zusammenarbeit eingeengt sei. Ihre Freund­schaft habe aber verhindert, daß sie sich jemals gegeneinander gestellt hätten. Heute sei die Frage der Verhältnisse im Donauraum eine der am meisten besprochenen Fragen Euro­pas. Polen mische sich grundsätzlich in Fragen dieses Raumes nicht ein. So oft es aber in Ein­zelfällen geschah, sei es in der Richtung der Stärkung der Zusammenarbeit der dortigen Staaten und in der Richtung der Entspannung der dortigen Verhältnisse erfolgt, niemals aber um die Spannungen zu verstärken. Auf diesem Standpunkt stehe Polen auch heute. Diese Zu­rückhaltung bedeute jedoch nicht, daß Polen nicht ernsthaft daran interessiert sei, was im Donau­raum geschehe. Der Besuch des Ministerpräsiden­ten Eömbös sei ein Beweis dieses Interesses. Darüber hinaus sei es der Ausdruck der un­veränderlichen Freundschaft beider Völker.

In der amtlichenEazeta Polska" veröffent­licht Ministerpräsident Eömbös einen kurzen Be­grüßungsartikel an Polen. Er hebt die gemein­samen Eigenschaften Polens und Ungarns, die heiße Liebe zur Freiheit und den Glauben an die geschichtliche Gerechtigkeit hervor. So wie

einst Polen, durchlebe Ungarn heute einen Zeit­abschnitt schwerer geschichtlicher Probe,, und in dieser Zeit sei das Schicksal Polens für Ungarn eine symbolische Quelle der Kraft und Ausdauer. Abschließend heißt es:Ich bin überzeugt, daß Polen und Ungarn außer der geschichtlichen und ideellen Gemeinschaft berufen sind zu nützlicher Zusammenarbeit. Die Vertiefung der freund­schaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern kann große Dienste leisten, nicht nur unseren bei­den Völkern, sondern auch der neuen Konstella­tion in Mitteleuropa, deren Realisierung und gesunder und gerechter Geist der sicherste Garant des europäischen Friedens sein wird."

DieGchleswig-HvMem" in Amsterdam

Amsterdam, 18. Oktober.

Der Kommandant des zurzeit im Amsterdamer Hafen liegenden deutschen LinienschiffesSchles­wig-Holstein" hat am Freitag an der Spitze einer Abordnung der Besatzung in der hiesigen neuen Kirche am Grabe des berühmten holländischen Admirals Michael de Runter einen Kranz nieder­gelegt, der mit den deutschen Reichsfarben ge­schmückt war. In einer Ansprache würdigte er Admiral de Ruyter als Nationalhelden, Soldaten und großen Menschen. Er erinnerte an die ruhm­reichen Seeschlachten, in denen der Admiral die holländische Flagge zum Siege führte, und be­tonte, daß de Ruyter stets nur seine Pflicht, sein Gewissen und sein Vaterland gekannt habe.

Bürgermeister Dr- de Vlugt, der gestern schon kurz nach dem Eintreffen des Linienschiffes Schleswig-Holstein" dessen Kommandanten. Ka­pitän z. See Cchuster bei sich empfangen hatte, stattete heute an Bord derSchleswig-Holstein" dem Kommandanten einen Gegenbesuch ab.

IN.

Mit Hans Drimm in Südafrika

D)o die Gedanken zuVolk ohne Daum" reiften ...

Weit zurück wandert -die Erinnerung. In die Zeit lange vor dem großen Kriege, da Deutschland noch nicht das gequälteVolk ohne Raum", Hans Grimm noch nicht unseres deutschen Schicksals Deuter und Dichter war. Dichter ist er wohl immer gewesen, aber lange Jahre hindurch nur ein heimlich-stiller, den Alltagswerk und Pflicht­beruf von seiner Berufung ablenkten oder vielleicht auch gerade erst zu ihr heranreifen ließen.

Als wir uns vor fast dreißig Jahren in Süd­afrika kennenlernten, war Hans Grimm noch Kaufmann. Dem erfolgreichen Beispiele so mancher tüchtigen Deutschen draußen folgend, hatte er zusammen mit anderen in East-London, der östlichen Hafenstadt der britischen Kapkolonie, eine ansehnliche Handelsfirma begründet. Wacker mühte er sich, durch eifrige Arbeit im Kontor und auf Reisen das junge Unternehmen hochzubringen, damit er recht bald wieder von Geschäft und Geld­erwerb frei werde. Denn beides war für ihn, den schwergefllgten, besinnlichen Niedersachsen aus alter Gelehrtenfamilie, mehr und mehr freudlose Pflichterfüllung geworden.

Zum Ausgleich für die unfroh«, oft harte Tages­arbeit in der heißen Hafenstadt hatte sich Grimm draußen in der Einsamkeit des Landes, am Küstenflusse Nahoon, ein bescheidenes Farm­häuschen geschaffen, wo er mit seinen Büchern und Pferden und Hunden haust«. Auf diese kleine Wohnfarm, deren Bild inVolk ohne Raum" so liebevoll nachgezeichnet ist, lud mich Grimm damals ein, damit ich sein Leben dort teilte. Da auch ich als Kaufmann in der Stadt tätig war, konnten wir den knapp «inständigen Weg zur Arbeit morgens und abends gemeinsam machen, zu Fuß, zu Pferd oder auch im leichten Wagen.

Auf diesem Wege gab es, zumal für mich als Neuling im fremden Lande, allerleiAfrikanisches" zu sck . :n. Gleich Lei der Farm führte der Pfad

an einem Kaffernkral vorbei, und da sah man die Schwarzen in malerisch-schmutzigen Lehmhütten Hausen, mit Weibern, Kindern, Hühnern, Hunden die. faulen Freistunden des Tages fast unbekleidet genießend; erst wenn sie zur Stadt gingen, mußten sie sich Kleider umtun oder große Tücher, darin die Mütter ihre Säuglinge auf Brust und Rücken trugen...

Entlang der großen Landstraße, die vom Binnenland« hinab zur Küste führt, herrscht geschäftiges Leben. Da ziehen die schweren Ochsen- wagen mit ihren Frachtlasten an Wolle, Häuten, Fellen nach oft wochenlanger Fahrt zur Hafenstadt, von wo sie mit allerhand Eebrauchsgütern zurück­kehren sollen. In dem freien, planbedeckten Teile des Wagens Hausen die Fuhrleute oder Farmer selbst, vielfach mit ihrer Familie, und die starken Zugochsen, meist sieben bis neun Paare, haben es nicht leicht, den schwergebauten Wagen zu ziehen, wenn einmal die Straße stärker ansteigt. Dann mutz die riesige Vambuspeitscho mit der langen Lederschnur nachhelfen, womit der Wagenführer vom Sitze aus treffsicher jedes einzelne Tier erreichte. Alle Ochsen haben und kennen ihren Namen, und damals kurz nach dem Burenkrieg war es zumeist derverdomds Engelsman", der die meisten Prügel bezog. Kehrt man dann abends aus der Stadt zurück, da macht man wohl halt beimOutspan", um dort das buntbelebte Treiben der ausspannenden und rastenden Wagenzüge zu beschauen. Gemächlich grasen da die entfachten Tiere, und «in lustiges Leben herrscht um die großen Last- und Wohnwagen. Prasselnde Lager­feuer flammen auf. Bedächtig redend und rauchend fitzen die Weißen beisammen; etwas abseits belustigen sich die Schwarzen mit Schwatz und Tanz nach einer seltsam eintönigen Negerweise.

Rasch fällt die afrikanische Nacht herein, und es ist schon dunkel, wenn wir die Farm erreichen.

Das Nie-ersächfLsche Passionsspiel der Stedinger

Reichsletter Rofenberg weiht die Kulturstätte am Bockholzbrrg

Auf geweihter Erde. im Herzen des fruchtschwe- ren Oldenburger Landes ioll jetzt für alle Deut­schen die Saat aufgehen, die sich vor siebenhundert Jahren mit dem heldischen Sterben der Stedinger in den Mutterboden senkte. Niedersächsische Passion! Eine germanische Gefolgschaft wehr, sich gegen artfremde Möchte, gegen die Erwüranng von Blut. Ehr« und Glauben bis auf den letzten Mann Auch sie starben, damit wir leben können denn nicht das Dasein einer Generation, sondern die Bewahrung ihres urewigen Volkstums selbst im Tode und durch den Tod als höchstes oprern- des Bekenntnis ist die Quelle aller geschichtlichen Zukunft, Niedersachsen baut aus eigener Kraft, aus eigenen Plänen und Hoffnungen heraus, die erste nationale Kultstätte für das wiedererwachte Germanentum. Im nächsten Jahre schon soll sich das gewaltig .rus- gefchwungene Rund des riesigen Freiiufltheaters am Abhänge des Bockholzberges mit Volksgenossen aus allen Teilen des Reiches füllen.

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Monate mühevoller Vorarbeiten sind glücklich überwunden. Bkit Verstand und Herz schafften Laie und Fachmann, die politische Führung wie die Gefolgschaft in allen ihren Formationen, die Oldenburger Regierung wie das Reich an der Spruchreifwerdung dieses Kulturprojektes von unermeßlicher Tragweite. Der Reichsstatthalter und GauleNer Carl Rover lebt als Sohn dieser Erde, die nun >hre nationale Weihe erhalten soll, ganz in der Idee dieser Kultstätten, die er, allen natürlichen und formellen Widerständen Trotz bietend, mit dem Einsatz seiner Persönlich­keit und seiner ihm vom Führer verliehenen Be­fugnisse in die Tat umsetzt. Schon einmal in diesem Jahr sah und horchte alles nach Oldenburg, als im Neuenburger Urwald germanische Vorzeit für das neue Filmschaffen lebendig gemacht wurde. Hier aber gilt es Höheres und Höchstes Olden­burg dankt es zunächst seinem Statthalter, wenn schon jetzt, bei der Grundsteinlegung zum Natio- nalheiligtum, der tiefe Sinn dieses Kulturwerks dem Volke aufgegangen ist. Dazu haben die NS- Kulturgemeinde wie die gesamte Organisation Kraft durch Freude", an ihrer Spitze'der Be­auftragte für weltanschauliche Erziehung Alfred Rofenberg, die Wege des Verständnisses gebahnt und geebnet.

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Festtag in Oldenburg! Trotz der regengrauen, von herbstlichen Schauern durchstürmten Luft, trotz klebender Feuchtigkeit und sickernder Nässe liegt ein festlicher Abglanz über der herbstlichen flachen Weite. Die Dörfer haben Festgewand mit Fahnen und Tannengrün angelegt. Von weit her aus dem Reiche laufen die Wagen am Bock­holzberge, dem Wahrzeichen des Stedingerlandes, zusammen. Braune und graue Marschkolonnen, endlose Ketten von Fahr- und Motorrädern er­füllen die Anmarschstraßen zur Feststätte. Wir stehen an dem Bismarckstein und blicken über den sanft abfallenden grünbraunen Abhang weit in das Stedingerland hinaus. Ganz in der Ferne leuchten durch einen Sonnenblick die mächtigen Schlote des Kraftwerkes Farge auf, wie mahnend aufgereckte Denkmäler der Erdkraft. Von einem riesigen Gerüst herunter weht das Banner des Dritten Reiches. In einem großen Oval ist der Abhang, der später Zehntausenden von Zuschauern Platz bieten wird, von einem Wald von Fahnen­masten umstellt, der aus einer lebendigen Mauer von SA. und Reichswehr emporwächst. Der Grund­stein selbst erhebt sich vor der überdachten Tri­büne, von der Mikrophone für eine über dem ge­samten weiten Raum verteilte Lautsprecheranlage zu besprechen sind. Stunden der Erwartung! Die Tausende warten unbekümmert trotz des gries­grämigen Schabernacks, den Petrus anscheinend mit dieser Feier treiben will. Hohe Gäste der Reichsfllhrung sind angekündigt. Alfred Rosen- berg, Dr. Ley und Dr. Stang haben ihr Erscheinen zugesagt. Endlich flitzt ein über und über mit Lehm bedeckter Motor-SA.-Fahrer heran:Sie kommen!" Gauleiter Carl Rover geleitet seine Gäste, an deren Spitze statt des im letzten Augen­blick verhinderten Leiters der Arbeitsfront, der Reichsführer der SS., Himmler, erschienen ist, und unter denen wir auch Bremens Bürgermeister und Kreisleiter bemerken, durch die festlich be­wegte Menge.

Unter klingendem Spiel ziehen die Standarten Delmenhorst und Oldenburg, in ihrem Geleite die Sturmfahnen, die HJ.-Banner und die NSVO.- und FAD.-Fahnen ein. Carl Rover nimmt das Wort und umreißt kurz die Bedeu­

tung dieser Kultstätte für die Volksgemeinschaft. Auch das Amt für Reise und Wandern wird dafür Sorge tragen, daß jeder Deutsche einmal in das Stedingerland wallfahren kann. Der Leiter der NS.-Kulturgemeinde, Dr. Stang- Berlin, erinnert daran, daß mehr denn je in der Gegenwart deutsche Geschichte für die Zukunft gestaltet werden müßte. Er gibt das Wort an Carl Rover zurück, der nunmehr unmittelbar vor der Erundestinlegung die Urkunden verliest, die, in einem bleiernen Behälter verlötet, als Kunde für die "Nachwelt von diesem denkwürdi­gen Tag in den Stein versenkt werden sollen.

1231,1831"

Zum Gedenken an die im Kampfe für ihre Freiheit vernichteten Stedinger Bauern soll die­ses Mahnmal errichtet werden Die Blutsver- bundenheit der deutschen Nation mit den alten Stedingern soll auf ewige Zeit im Volke wach­gehalten werden. Mit dieser Urkunde soll eine zweite in den Stein eingemauert werden, ein Tatsachenbericht, von der Parteiortsgruppe, in deren Bezirk künftig das niedersächsische Passions­spiel seinen dauernden Heimatboden finden soll. Beim Verlesen dieser Urkunde spricht Gauleiter Rover ein erschütternder Augenblick das alte FriesenwortLevor duod as Slav". Nachdem die Urkunde von den verschiedenen Be­auftragten des Führers unterzeichnet ist, wird sie gemeinsam mit Adolf HitlersMein Kampf", mit demMythos des 20. Jahrhunderts", mit den Reden des Känzlers, dem SpielDe Ste- dingc" von August Hinrichs, der Karte von Ol­denburg und mit Zeitungsdokumenten in die Vleiurne versenkt.

Die Büfgersteuee für

Äbbau für MmderhemMette un

Berlin, 19. Oktober.

Die Grundsätze der Steuerpolitik im national­sozialistischen Reich werden aus dem nunmehr amtlich bekanntgegebenen Wortlaut des Steuer­anpassungsgesetzes deutlich. An der Spitze dieses Gesetzes steht der Satz:Die Steuergesetze sind nach nationalsozialistischer Weltanschauung aus­zulegen. Dabei sind die Volksanschauung, der Zweck und die wirtschaftliche Bedeutung der Steuergesetze und die Entwicklung der Verhält­nisse zu berücksichtigen."

Werter wird grundsätzlich klargestellr, daß Scheingeschäfte und andere Scheinhandlungen für die Besteuerung ohne Bedeutung sind und daß die Besteuerung nicht dadurch ausgeschlossen wird, daß ein Verhalten oder Tun, das den steuerlichen Tatbestand erfüllt, gegen ein gesetz­liches Gebot oder Verbot oder gegen die guten Sitten verstößt.

Als Angehörige im Sinne der Steuergesetze werden folgende Personen festgestellt: 1. Der Verlobte, 2. der Ehegatte, auch wenn die Ebe nicht mehr besteht, 3. Verwandte in gerader Linie und Verwandte zweiten und dritten Grades in der Seitenlinie, 1. Verschwägerte in gerader Linie und Verschwägerte zweiten Grades in der Seitenlinie, 5. durch Annahme an Kindes statt in gerader Linie Verbundene und 6. Pflegeeltern und Pflegekinder. Als Eeschäftsleitung im Sinne der Steuergesetze hat der Mittelpunkt der ge­schäftlichen Oberleitung zu gelten. Der Begriff gemeinnützig" wird dahin definiert, daß es sich um eine Tätigkeit zum Wohle der deutschen Volksgemeinschaft handeln muß. Ob dies der Fall ist, beantwortet sich nach den Anschauungen der Bolksgesamtheit.

Im Reichsgesetzblatt werden nacheinander die am 16. Oktober beschlossenen neuen Steuergesetze veröffentlicht. Das Rcichsgesetzblatt vom 18. Okto­ber enthält das neue Bürgersteuergesetz, das vom 1. Januar 1936 ab Geltung hat. Danach sind von der Vürgersteuer alle Personen befreit, die Ar­beitslosenunterstützung, .laufende öffentliche Für­sorge oder eine Zusatzrente beziehen und deren Einkünfte nicht mehr als 130 v. H. des Betrages übersteigen, der dem allgemeinen Fürsorgesatz ent­spricht.

Für die Bemessung der Vürgersteuer gelten folgende Steuergrundbeträge (Reichssiitze):

3 Reichsmark für Steuerpflichtige, die ein- kommenssteuerfrei gewesen sind,

Reichsleiter Alfred Rofenberg tut im Auftrag Adolf Hitlers die entscheidenden Hamm erschlag, Seine Eründungsrede gestaltet sich zu emem hinreißenden Bekenntnis zum schöpferischen, aus der Geschichte erntenden deutschen Menschen. In, Mittelpunkt steht der Gedanke der völkischen Wiedergeburt, den die härtesten Schickialsschläg, nickt zu ertöten vermochten. Das Volk sind nicht nur die Lebenden, sondern auch die Vorväter und die Kommenden So wird hier die als Kunst­werk gestaltete Landschaft als Zeugnis des ver­gangenen Volkes in lebendiger Tradition in die Zukunft hineingetragen.

Ohne lebendige Vergangenheit ist das Voll tot!«

Die Steine, die hier sprechen werden, sind Kei, ligtum und Ziel der Wallfahrt eines ganzen Volkes. Nicht für niedersächsisches Volkston, allein haben die Stedinger gekümpft. Ihr Kamps stand ebenso am Rhein wie im deutschen Osten und Süden, immer dann, wenn es galt, rassische Güter mit dem Blute zu verteidigen. Reichsleiter Rofenberg endete:Die Stedinger sind auferstan­den! Nicht gilt das' Schlußwort der alten Chronik, die von dem Sterben dieser Bauern berichtet: Also nammen de Steding en Ende."

Der Grundstein wird gelegt. Schulter an Schul­ter steht die Menge in ehrfürchtigem Schweigen überwältigt von der Größe des geschichtlichen Augenblicks. Dann ruft Gauleiter Carl Rover nack einer kurzen Schlußrede, die mit dem Wahl- spruchTütschland blivt up ewig un- gedeelt" ausklingt, die Tausende zum gemein­samen Gesang des Horst-Wessel- und Deutschland­liedes auf. Mit wehenden Fahnen und schmet­terndem Hörnerklang ziehen die Kolonnen ab.

das kommende Jahr

Kinderreiche / Eine soziale Tat

8 Reichsmark von einem Einkommen bis zn

1300 RM.,

9 Reichsmark bei Einkommen von 1500 bis

6000 RM..

12 Reichsmark bei Einkommen von 8000 bis 8000 RM.,

18 Reichsmark bei Einkommen von 8000 bis 12 000 RM..

21 Reichsmark bei Einkommen von 12 000 i, 16 080 RM.,

30 Reichsmark bei Einkommen von 16 000 bis 28 000 RM.,

SO Reichsmark bei Einkommen von 20 000 bis 2S000 RM..

7S Reichsmark bei Einkommen von 2S 000 bis 50 000 RM.,

ISO Reichsmark bei Einkommen von SO 000 bis 75 000 RM..

300 Reichsmark bei Einkommen von 75 000 bis 18» 800 RM..

800 Reichsmark bei Einkommen von 100 000 bis 25» 000 RM.,

1000 Reichsmark bei Einkommen von 250 000 bis SOO OOO RM.,

2000 Reichsmark bei Einkommen von mehr als 500 000 RM.

Der Reichssatz ermäßigt sich bei Steuerpflichti­gen, zu deren Haushalt mindestens zwei mindil- jiihrige Kinder gehören: um je 2 RM. sür das zweite und jedes fol­gende minderjährige Kind, wenn das Einkomme» des Steuerpflichtigen nicht mehr als 2100 NR beträgt;

um je 1 RM. sür das zweite und dritte mindei- jährige Kind und um je 2 RM. für das vierte und jedes folgende minderjährige Kind, m»» das Einkommen des Steuerpflichtigen mehr als 2100 RM., jedoch nicht mehr als 12 080 RM. be­trägt.

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Schnell wird das abendliche Mahl verzehrt, und nun folgt die schönste Stunde des langen, heißen Arbeitstages: das Ausruhen auf derStoep", der Veranda, die eine berückend schöne Aussicht auf Fluß und Meer bietet. Tiefe Stille liegt auf dem schlafenden Land«, nur hier und da tönen ver­wehte Tierlaute herauf, die das Leben im Busch und Bananenfeld unter uns verraten. Ganz leffe brandet mit silbrigem Blitzen in der Ferne der Indische Ozean. Unsere Pfeifen sind erloschen, das Gespräch ist verstummt. Bald zieht es Grimm, wie jeden Abend, hinein an den Schreibtisch, an dem er bis in die späte Nacht sitzt. Daß er neben den langen Briefen an die Mutter auch noch anderes schreibt, weiß ich wohl, doch wird nicht davon gesprochen.

Früh suche ich mein Feldbett auf. Früh verlasse ich es wieder und gehe zum Bad hinunter an den Nahoonfluß, wohin mir neugierige Aeffchen mit langen Sprüngen von Baum zu Baum folgen, um jedesmal verdutzt zu stocken, wenn der weiße Mann in den Wellen verschwindet...

Und dann das Wochenende draußen am Nahoon! Da gibt es Besuch aus der nahen Stadt. Mit Ruder- und Segelbooten geht es den Küstenfluß hinab bis zur Mündung. Dort am Strand, in den karg bewachsenen Dünen, herrscht schon reges Leben. Vurenfamilien kommen mit ihren Ochsen­wagen zum Badestrand gezogen. Mächtige Gestalten, Männer und Frauen mit vielen Kinder sitzen im Kreise um den ewig dampfenden Kaffeepott herum, umständliche Unterhaltung in ihrer schweren, kapholländischen Sprache pflegend. Die Männer mit gewaltigen Schlapphiiten, im bartumwucherten Gesicht die Pfeife; die Frauen mit weißleinenen Kapuzen auf dem Kopfe, damit sie ja die Sonne nicht' bräune und so den ver­achteten Farbigen ähnlich mach«. So stark ist noch die Kluft zwischen Weiß und Schwarz, und es sind diese einfachen, blutstolzen Bauern, welche die Grenze am schärfsten ziehen und halten.

Den Abend verbringt man wieder auf der Farm und sitzt da beim Whisky politisierend mit den Besuchern zusammen, mit Deutschen, Engländern und AfrikaMlA, Leidenschaftlich wird meist

gestritten, denn noch ist der böse Burenkrieg nicht erloschen, und nicht vergessen ist die deutsche Anteilnahme an dem tragischen Schicksale der alten Bauernrepubliken. Da ist es Hans Grimm, der sonst so Verschlossene, der mit scharfen, klugen Worten gegen die brutale Britenpolitik eifert und den englischen Gästen manch ärgerliche Wahrheit sagt, dergleichen sie von Deutschen wenig gewohnt sind.

Solche Stunden des Meinungsaustausches, sorg­

fältige Studien und praktische Erfahrungen im südafrikanischen Leben, die Kenntnis von England und Engländertum und schließlich das IchMO Erleben mit der Heimat im großen Kriege dies zusammen hat Hans Grimm zu dem kämpseriW Gegner britischer Kolonialpolitik gemacht. Du Liebe aber für das afrikanische Land mid Grimm nicht zum wenigsten aus jenem FleW» afrikanischer Erde, wo das Farmhaus am NaM stand.

Der tausendjährige Firdusi

Wenn in diesen Wochen deutsche Literatur- geschtchtsprofessoren. die neupersische Gastfreuno- schaft genießen, werden sie feststellen können, in­wieweit sich der altpersische Nationaldichter Firdusi (das istder Paradiesische") in seinem Volke lebendig erhalten hat. Mit würdigen Feiern will das persische Reich vor aller Welt bezeugen, wie es seinen größten nationalen Dichter zur tausendsten Wiederkehr seines Geburtstages ehrt.

Mit dem Schah Nameh, demKönigsbuch" des Aüul Kasim Mansur, genannt firdusi aus Schadab bei Tus in Chorasan, trat Persien in die Weltliteratur ein. In fünfunddreißig Jahren errichtete der Dichter das Riesengebäude seines gewaltigen volkheitlichen Epos, das mit seinen sechzigtausend Doppelversen umfänglich einer acht­fachen Jlias gleichkommt. Auf den Stufenländern des westlichen Hochasiens erblüht, wo über der Traumwelt des Ostens bereits der Morgen eines klaren Bewußtseins heraufstieg, umfaßt es die Geschichte des iranischen und späteren persischen Reiches bis zu dessen Vernichtung dukch die Araber.

Als eine der frühesten reinarischen Dichtungen von Weltgeltung, ist es nicht durch einen einzelnen Helden, sondern durch den Kerngedanken heldischen Kampfes gegen die Mächte der Finsternis zur Einheit gebunden, hierin die Reimchronike» des westlichen Mittelalters weit übertreffend. Die rhapsodische Form der Gesänge hält zwischen dem getragenen Fluß der homerischen Breite und der

wuchernden Ueppigkeit altindischer Epen eim glückliche Mitte. Mit titanischer BcgeisteMS feiert es heldischen Sinn, gesunde Kraft, Adel d« Sitte und Innigkeit des Gefühls. Ein deutschnahes Empfinden spricht aus dem kämpf zwischen Rustem und Schrab, in dem -- Vater den Sohn erschlagen mutz, wie es ' voller Weise aus dem Bruchstück der alte deutschen Hcldendichtung, dem Hildebrand» , herausbittert.

Den Dichter des persischen Königsbuchea ^ kein äußerer Lohn mehr erreicht, ei ist daM die Unsterblichkeit eingegangen. Als die nul w , und Geschenken beladenen Kamele des Sul Mahmud zu einem Stadttor von Tus ye zogen, trug man den greisen Firdusi zum ane Tor als Toten hinaus. ,

Wie hoch Goethe den persischen Dichter schätzte, den er seit 1811 mehrfach studiert ha mit dem Silberton der Altersdichtuug im »

östlichen Divan" mehrfach ausgesprochen - Friedrich Graf von Schack, dem wir eine d" ' baren Deutschungen der Heldensagen des a . ^ verdanken, richtete beschwörende Worte an ' Zeitgenossen, Worte über den nun tausendM > Firdusi, die sehr heutig klingen:Die De ^ vor allen sollten ihn als ihren Stammesg ^ willkommen heißen und das durch thn geschaffene Epos oon Iran als e'n ehrwu Denkmal ihrer eigenen Urzeit begrüßm- ^zbr