Mittwoch, den 3. Oktober 1934
Bremer Zeitung
Nr. 273 Jahrgang 1934
Wochen einen ernsteren Charakter, als es nach dem Abschluß des Waffenstillstandes zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf den ersten Blick hin erscheinen mag. Der Einwand, daß es in den Vereinigten Staaten zurzeit „nur" 25 000 eingeschriebene Kommunisten gibt, ist längst auch für den Amerikaner nicht mehr stichhaltig; für den Grad der Roten Gefahr ist weit mehr die Zahl der mit den Bolschewisten sympathisierenden Zeitgenossen aufschlußreich. Die „Deutsche Zeitung" in Newnork schätzt diese Ziffer auf 500 000, gibt die Zahl der kommunistischen USA.-Orts- gruppen mit 500 an und knüpft an ernste Mahnungen zur Wachsamkeit eine ausführliche Krnik des Programms der amerikanischen Kommunisten. „Organisierter Widerstand gegen die Rückkehr normaler Zustände, Ermutigung zu Streiks und industriellen Unruhen, Klassenhaß" — wir erkennen diese Imperative als Parolen der kommunisti
schen Internationale wieder. Mehr noch, wir erinnern uns dessen, daß die vor einem knappen Jahr in Moskau auf der 13. Plenarsitzung der Komintern angenommenen Propaganda-Vorschläge später in Cleveland auf dem Iahreskonvent der Bolschewisten Amerikas ausdrücklich gutgeheißen wurden. Die Folgen jenes unmittelbaren Kontaktes der amerikanischen Anarchisten mit dem Kreml sind aller Welt wieder einmal vor Augen geführt worden. Wenn auch die „Deutsche Zeitung" Newyorks „nur nebenbei" bemerkt, daß die Sowjetregierung ihr durch Litwinow dem Präsidenten Roose- velt gegebenes Versprechen, sich jeglicher Propaganda in den Vereinigten Staaten zu enthalten, gebrochen hat, so muß doch die Feststellung der amerikanischen Polizei, für die Streikwelle in Minneapolis seien einzig und allein 22 Kommunisten verantwortlich, doppelt zu denken geben...
Llm befehlen
muß man etwas
Berlin, 2. Oktober.
Im Sitzungssaal der „Bank der Arbeiter" in der Wallstrage begann der Appell des Reichsschulungsamtes. Der Appell erhielt besondere Bedeutung durch die richtungweisende Ansprache des Beauftragten des Führers für die weltanschauliche Schulung der Partei, Reichsleiter Alfred Rose n b e r g. Seine Ausführungen waren kein dialektisches Rezept, sondern ein Mahnruf an unser Verantwortungsbewußtsein, unsere Charakterstärke, unsere Disziplin, unser Urteilsvermögen und nicht zuletzt unser Bemühen, an den Aufgaben der Bewegung ehrlich mitzuarbeiten. Erziehung anderer setze eigene Erziehung voraus. Schulung der Nationalsozialisten verlangt als Künder der Lehre wahre Nationalsozialisten. „Um befehlen zu können, muß man etwas zu sagen haben!" Vor uns steht das hohe Ziel. Vor uns steht der Führer.
Alfred Rosenberg knüpfte dann an das Wort des Führers auf dem letzten Parteitag an: „Nicht der Staat hat uns geschaffen, sondern wir haben den Staat geschaffen. Nicht der Staat befiehlt uns, sondern wir befehlen dem Staat!"
Mit diesem Satz sei das Verhältnis zwischen Bewegung und Staat noch einmal vom Führer selbst in eindeutiger Weise gekennzeichnet worden. Die Bewegung proklamiere also nicht nur den totalen Staat, sondern die totale Bewegung über dem Staat. Auf der Grundlage dieses funda-
zu können —
M sagen haben!
mentalen Leitsatzes fußend und im Zusammenhang mit den ungeheuren Pflichten und der ungeheuren Verantwortung, die sich daraus für jeden einzelnen ergeben, zeigte Reichslciter Alfred Rosenberg die großen Richtlinien der Schulungsarbcit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten aus. Heute, wo wir den Staat in seinen Schlüsselstellungen übernommen haben, müßten wir uns darüber klar sein, daß die Fähigkeiten und Kraftanstrengungen, die von uns von 1919 bis 1933 gefordert wurden, wesentlich andere waren als heute die Anforderungen an uns alle. Unsere Aufgabe sei jetzt nicht mehr polemischer Art, sondern liege in der Ausgestaltung alles dessen, was im Kern zwar in den vergangenen 11 Jahren vorhanden war, was sich aber nicht überall habe entwickeln können.
„Die nationalsozialistische Weltanschauung geht von wenigen Grundsätzen und Postulantc» aus. Diese sind aber entscheidend für alle Gebiete des Lebens. Von der Ausgestaltung dieser Grundsätze wird Deutschlands Schicksal für alle Zukunft abhängen. Auf jedem von Ihnen liegt die große Verantwortung, dabei alles zu tun und sein Amt so auszufüllen, daß er sagen kann, daß die Ausgestaltung aus allen Gebieten immer vollkommener wird. Diese große Aufgabe zu lösen, ist mit die Schulungsarbeit der Bewegung berufen."
Im Anschluß an die Ausführungen des Reichsleiters Pg. Alfred Rosenberg sprach Reichsschulungsleiter Pg. Frauendorfer.
Zurück zum Reich!
Saar-Winterhilsswerk und -Abstimmungskalcnder
Bereits vor einigen Tagen wurde auf die großzügige Aktion hingewiesen, die mit dem Saar-Ab- stimmungskalender zu Gunsten des Winterhilfs- werks an der Saar eingeleitet ist! Hundert Tage laust der Kalender, und hundert Tage vor der Abstimmung sollen dem treuen Gedenken an die Saar gelten!
Der Abstimmungskalender, der am 5. Oktober in jedem deutschen Arbeitsraume hängen soll, ist in seiner künsllerischen wie inhaltlichen Aufmachung ein Meisterwerk, an dem alle Beteiligten gern, freudig und selbstlos mitgearbeitet haben!
Der Wstimmungskalender ist vom ersten bis letzten Blatt ein wertvolles Aufklärungswerk, das den Willen der Saardeutschen kundtut: Das deutsche Saarland zurück zum Reich! Der Abftimmungskalender gibt ein anschauliches Bild von dem Leben und Schaffen an der Saar, — zahlreich« selten schöne Naturaufnahmen sind zerstreut über die 190 Blatt, Kleinode deutscher Naturschönheiten, die 15 Jahre hindurch vom Mutterlande getrennt waren.
Das Leben an der Saar ist in all seinen Sitten und Gebräuchen geschildert! Von dem saardeutschen Arbeiter und Bauern, von Arbeitsstätte, von Heim und Hof erzählen Dutzende von Blättern dieses Kalenders! Sowohl im Text wie im Bild ist in diesem Abstimmungskalender ein Meisterwerk ge-
Ich lebte nicht ohne sie, die hinter mir herziehen, ein unendlich langer, geduldiger Schattenchor, den nur das geistige Auge erschaut. Sie haben ihr Blut, das nicht im Staub der Erde verrollt, nicht verrollen durfte, kraft eines unbegreiflichen Lebensgeheimnisses, weitergegeben durch die Legion der Leiber an mich.
Hinter mir steht die Gestalt meines Vaters, der schon lang« zu den Schlafenden hinabstieg; aber sein Gesicht leuchtet noch hell, wenn auch müde und weltabgewandt. Ich sehe ihn noch im klaren Tag wandeln. Hinter ihm dunkelt meines Vaters Vater — doch ihn sah ich nie von Gesicht und daher ist sein Leib wie Luft vor mir, umsäumt von einem gedachten Umriß, und sein Gesicht ist leer, denn ich kann kein Erlebnis aus diesem unbestimmten Antlitz herauslesen. Und weiter hinter ihm taucht auf die Vision des dritten Vaters, ein bildhafter Geist, aufgerufen von mir und bezeichnet, alt schon wie eine Sage aus dem Dunkel des eigenen Stammes. Und so einer nach dem anderen, der lebte und entschwand In den Wind der Vergänglichkeit verweht, vergangen, aufgelöst.
Alle erschaue ich, diese luftzarten, mythenhasten Vaterhäupter, die eine Kette bilden, eine empfindliche Reihe, deren Sicherheit schon ein fremder Gedanke zu stören vermag. Sie spinnen einen riesenhaften Seelenfaden zu mir, eine dünne Linie von Atomen. Streng versenke ich mich in ihre Betrachtung. Aus dem Dunkel der Vergessenheit ziehe ich sie heraus, und ihre Eeister- fütze straucheln über zahllose eigsebnete Gräber.
Zurück bis in die Urzeit reichen sie, zurück bis in das Reich des Urvaters, der vielleicht in den Genüssen eines Schlaraffenlandes geschwelgt hat. Er war ein unerhörter Fauleirzer. So unausdenkbar war sein Müßiggang, daß noch ein reiches Erbe auf mich kam.
Jene wieder mit den entschlossenen Mienen hausten in wilden nördlichen Ländern, in der Nachbarschaft der Geysire und Jslandvulkane, die jahrhundertelang kochten und schäumten. Ihre Weiber waren stark wie Riesinnen.
schassen! Der Kalender ist in jeder Buchhandlung zu haben! Preis 1 RM.
Jeder deutsche Volksgenosse bringt sein Saaropfer durch Erwerb des Kalenders! In jedem deutschen Arüeitsraum soll am 5. Oktober ein Abstim- mnngskalender hängen!
Hoher Beamter der Wiener Staatspolizei verhaftet
Aus Wien wird gemeldet: Ein hoher Beamter der Staatspolizei, namens Sonnleitner, wurde wegen angeblicher nationalsozialistischer Propaganda verhaftet. Der Verhaftete amtierte im Nebengebäude des Bundeskanzleramtes' in der Herrengasse. Sonnleitner ist ein direkter Verwandter Erillparzers.
Das Urteil gegen Falk
Zu später Nachtstunde noch verkündete gestern der Dritte Senat des Volksgerichtshoses das Urteil gegen den rheinischen Kommerzienrat Falk in der bekannten Sachlicferungs-Asfäre. (Siehe dazu auch unser heutiges Hauptblatt.) Das Urteil lautete auf 5 Jahre und einen Monat Zuchthaus und 19 Jahre Ehrverlust.
; der Väter
Ich liebe die tobenden Vulkane.
Andere waren Fischer, die mit dem Wurfspeer den Lachs stachen und an den Ufern der Gewässer hausten. Durch ihre Abende rauschte der Schilfwind.
Ich liebe den Fischfang.
Der eine zog mit demSegler aus grllnumbuschter Bucht hinaus in die Einsamkeit des hohen Meeres, in der blauen Glut des Mittags, im Zauberlicht der Nacht.
Ich liebe das Meer und die Schiffe.
Andere bestellten ihr fruchtbares Feld. Sie säten Weizen und Roggen, Mais und Lupinen. Dies alles liebe ich. Tiere zogen sie auf, Esel, Kühe und Pferde. Die Vogel nisteten bei ihnen, und das Wild kam bis an ihre gastliche Siedlung. All dies liebe ich.
Viele Vorväter lebten im Wald. Der Wald nährte sie und verbarg sie in feiner grünen Wildnis. Sie wollten von der Welt nichts wissen und verstanden die Windsprache der dunklen Forste, die Geheimnisse der Winter und die Fabeln der Waldsommernächte.
Jhr^Wissen ist zu mir gedrungen. Ich bin in die Wälder verliebt. Einer von ihnen ging übers Meer und verfiel der Behexung und Betörung des Urwaldes. Der Wald hat ihn mit tausend wilden Armen eingeschlungen, mit tausend schillernden Augen verführt. Nie hat einer wieder von ihm gehört. Er sank in die Verschollenheit.
Auch nach mir senden die fernen Urwälder ihre leidenschaftlichen Lockungen aus. Sie atmen zu mir über die Meers. In meine Schlafträum« senden sie ihr« seltsamen Bilder, ihre Blüten- flammen und Abenteuer.
Ein anderer der bleichen Ahnenreihe war Kaufmann im Ausland. Die schlanken Türme der arabischen Moscheen warfen ihren dünnen, langen Schatte» über sein Haus. Er handelt« mit Tabak, Feigen, Oliven und Rosinen. Seine Schiffs lagen im Hafen.
Es ist lange her. Die Schisse sind gescheitert, die Früchte verzehrt, der Tabak wurde von Matrosen und Herren in allen vier Winden ge-
Facharbeiter müssen herangebildet werden
Die Bedeutung der zusätzlichen Berufsschulung
Berlin, 2. Oktober.
Ueber Sinn und Durchführung der zusätzlichen Verufsschulung sprach am Dienstag Obergebietsführer Axmann, der Leiter des Sozialen Amts in der Reichsjugendfllhrung, vor.-Vertretern der Presse. Durch die wirtschaftliche Not der Nachkriegszeit, so führte der Obergebietsführer u. a. aus, war der größte Teil der deutschen 2ugen8 gezwungen, als ungelernter Jungarbeiter in die Betriebe zu gehen. Für diesen stand nicht die Frage nach der geordneten Berufsausbildung, sondern die nach dem Ecldverdienen im Vordergrund. Das wirkt sich heute so aus, daß nicht mehr die unbedingt notwendige Anzahl van Lehrlingen vorhanden ist. Damit ist sogleich auch der Nachwuchs der Facharbeiter für die deutsche Wirtschaft auf das schwerste gefährdet.
Bei der Ueberlegung, was gegen dies« Erscheinungen zu tun ist, sind sich Industrie, das Handwerk, die Deutsche Arbeitsfront und die deutsche Jugendbewegung darüber einig, daß man ihnen einmal am besten begegnen kann durch die Mehreinstellung von Lehrlingen und zweitens dadurch, daß unbedingt dafür Sorge getragen wird, daß die Berufsausbildung der Jugend vertieft und allseitig durchgeführt wird. Drittens soll die körperliche Leistungsfähigkeit eine gesunde Grundlage durch die körperliche Ertüchtigung erhalten. Hier steht die HJ. vor
großen Aufgaben. Der Vorwurf, der manchmal gegen sie erhoben wird, daß sie die Jugendlichen körperlich übermäßig beansprucht und in ihrer Verufstätigkeit dadurch beeinträchtigt, ist abwegig.
In der HJ. wirken die Aerzte an der Aufstellung der Dienstpläne mit, um eine zu große körperliche Beanspruchung zu verhindern. Grundsatz ist, die durch den Dienst hervorgerufene Ermüdung immer durch ausreichende Ruhe auszugleichen, und feiner wird eine gesundheitliche Bestandaufnahme vorgenommen, die sich im wesentlichen auf die werktätige Jugend konzentriert. Außerdem müßte dafür Sorge getragen werden, daß die Grundkenntnisse der Volksschule eine starke Basis für die Weiterbildung abgibt. Schließlich kann man den Facharbeitermangel wirksam dadurch bekämpfen, daß eins zusätzliche Verufsschulung einsetzt, die nun am 1. Oktober d. Js. begonnen Hat.
Bei der
Durchführung der Berusöschvlung
stehen zwei Grundsätze im Vordergrund: Es muß immer daraus ankommen, daß der junge Mensch in alle Teile feines Berufes eingeführt wird. Ein gutes Vorbild in der Arbeitsgemeinschaft besteht bereits in dem „Scheinfirmenwesen" der Deutschen
Angestelltenschaft. Dieses Scheinfirmenwesen täuscht einen regelrechten Bllrobetrieb, etwa den einer Bank eines Postscheckamtes oder eines kaufmännischen Betriebes vor, in dem sich der junge Mensch als Buchhalter, als Angestellter, als. Lageroerwal- ter und auch als Direktor betätigt und so die Möglichkeit hat, alle Teile seines Berufes gründlich kennenzulernen. Zum zweiten sollen im Rahmen der zusätzlichen Verufsschulung wirtschaftskundliche Fahrten ermöglichen, daß der junge Mensch die Zusammenhänge seines Berufes zur Eefamtwirt- schaft erkennt.
Die zusätzliche Verufsschulung. die von der Hitler-Jugend gemeinsam mit der Deutschen Arbeitsfront durchgeführt wird, soll alljährlich ihren Abschluß im Reichsberufswettkampf der deutschen Jugend finden. Dieser Reichsberufsw--.it- kampf ist ein rein sportlicher Wettbewerb, d. h. der junge Mensch wird hier nicht durch Anordnungen und Erlasse zur Teilnahm« gezwungen, sondern es wird vielmehr seine Freiwilligkeit und sein sportlicher Ehrgeiz angerufen. Wenn dann die Sieger aus allen Berufen am 1. Mai vor den Führer treten, dann hat die ganze Arbeit ihren organischen Abschluß damit gefunden, daß sich der Führer zur Höchstleistung der deutschen Jugend bekennt.
Deutscher Dampfer Zeuge eines Flugzeugunsalls
Absturz einer englischen Vassagiermaschine über dem Kanal / Alle sieben Insassen tot
London, 2. Oktober.
Der Dampfer „Biarritz", der im Dienst aus dem Kanal eingestellt ist, hat am Dienstag etwa süns Meilen von Folkestone die Trümmer eines Flugzeuges entdeckt und sechs Leichen aus dem Kanal ausgefischt. Der Dampscr beachte, bevor er seine Fahrt nach Vouloane fortsetzte, die Leichen nach Folkestone zurück. Ein Rettungsschiff aus Dover hat sich trotz der hochgehenden See und des neblige» und regnerischen Wetters an die Unfallstclle begeben.
Der Flugplatz Lroydon hatte Notsignale cinesFlugzeuges ausgesangen, jedoch hatte der Apparat offenbar keine Zeit mehr, um feinen Standort und seine Nationalität anzugeben. Die Nachforschungen haben dann aber schließlich ergeben, daß es sich um eine Maschine der Hillmans Airways Limited handelt, die von Heston nach Le Bourget unterwegs war.
Wie zu dem Flugzeugunfall über dem Kanal ergänzend gemeldet wird, haben sieben Personen dabei ihr Leben eingebüßt. Die Leichen sind so verstümmelt, daß sie nicht identifiziert werden konnten. Bei den Toten handelt es sich um drei Engländer, darunter den Flugzeugführer und eine junge Frau, drei Franzosen, darunter eine Pariserin, und um einen Amerikaner. Die Maschine selbst ist gänzlich zerstört.
Eine spätere Meldung berichtet, daß der deutsche Frachtdampfer „Leander" das Unglück beobachtet hat. Der Kapitän des deutschen Schiffes setzte sich durch Funkspruch mit dem englischen Dampfer „Biarritz in Verbindung. Die Besatzung der „Leander" setzte sofort eines der Boote aus, dem es gelang, zwei der Flugzeuginsassen als Leichen zu bergen. Kurze Zeit daraus traf die „Biarritz an der Un- sallstelle ein. Später beteiligte sich noch ein anderer englischer Dampfer, an den Bergungsarbeiten.
Tatarescus neue MmisterlMe
Bukarest, 2. Oktober.
Die neue Ministerlifte des mit der Regierungsbildung beauftragten bisherigen Kabinettschefs Tatarescus ist folgende: Ministerpräsident, vorläufiger Außenminister und Rüftungsminister: Tatarescu, Unterricht: Dr. Angelesen, Industrie
und Handel: Manolescu Strunga, Justiz: Victor Antonescu, Finanz: Slavescu, Gesundheit: Dr. Lostinescu, Ackerbau: Sassy, Arbeit: Mister, Kultus: Lapedatu, Propaganda Jamansi, Minister ohne Portefeuille: Valer Pop.
Die Ministerliste weist nicht jene großen Aenderungen auf, die man ursprünglich erwartet hatte. Offensichtlich hat Titulescu radikale Aenderungen gegenüber dem alten Kabinett verhindert. Tatarescu, der keinen Zweifrontenkrieg, gegen die ältere Gruppe der liberalen Partei und gegen Titulescu, führen konnte, hat sich daher mit einer teilweise» Umbildung seines Kabinetts begnügen müssen- Der König hat die Ministerliste genehmigt. Ueber die Haltung Titulescus erklätte Taq tarescu, Titulescu habe im Laufe eines Ferngesprächs grundsätzlich das Außenministerium wieder aufgenommen. Titulescus Freunde versichern dagegen, daß Titulescu sich nach wie vor weigere, dem Kabinett beizutreten. Bemerkenswert an der neuen Zusammensetzung des Kabinetts ist die Schaffung des Ministeriums für Propaganda. Ferner ist noch besonders zu erwähnen, daß die aktivsten Mitglieder der Jungliberalen, mit Unterstaatssekretariatsn betraut wurden.
Auch in
Madrid Kabinettsumbildung
Lerroux beauftragt. Mehrheit gegen die Marxisten
Der spanische Ministerpräsident Lerroux hat beim Staatspräsidenteu die Demission des Ee- samtkabinetts eingereicht. Nachdem der Staatspräsident den ganzen Tag über mit den Parteiführern beraten hat, beauftragt er am Dienstag den Führer der Radikalen Partei, Lerroux, mit der Bildung des Kabinetts. Der Auftrag lautet dahin, eine Mehrheitsregierung auf breitester parlamentarischer Grundlage zu bilden, in der also außer den Radikalen und Agrariern auch die Katholische Volksaktion (Codas vertreten sein muß.
Damit ist ein entscheidender Schritt zur Bildung einer Front gegen die Marxisten getan. Der Staatspräsident hat ungeachtet des Druckes von links auf eine Auflösung des Parlaments verzichtet und den Weg zur Wiederherstellung der Staatsautorität frei
gemacht. Abzuwarten bleibt, wie die Marxisten diesen Entschluß beantworten werden und ob sie ihre Drohung, im Falle der Ernennung Lerroux den Generalstreik in ganz Spanien auszurufen, wahrmachen werden. Lerroux wird am Mittwoch die Ministerliste zusammenstellen. Spätestens am Donnerstag dürfte sich das neue Kabinett vorstellen.
Verrechnungsabkommen mit Finnland
Berlin, 2. Oktober.
Die Verhandlung zwischen Vertretern der deutschen und finnischen Regierung über Erleichterungen der Zahlungen im gegenseitigen Warenverkehr haben heute zur Unterzeichnung eines deutsch- finnischen Verrechnungsabkommens geführt, das im gegenseitigen Warenverkehr haben heute zur Unterzeichnung eines. deutsch-finnischen Verrechnungsabkommens geführt, das im Reichsanzeiger veröffentlicht werden wird.
Auf Grund dieses Abkommens, das am 10. Oktober 1934 in Kraft tritt, erfolgt die Bezahlung der beiderseitigen Warenausfuhr über Verrechnungskonten, die die Reichsbank und die Finnland-Bank einrichten. Zahlungen in dritter Währung werden hierdurch für die Abwicklung des Warenverkehrs zwischen beiden Ländern praktisch ausgestaltet.
Das Abkommen geht davon aus, daß Deutschland aus dem Handelsverkehr mit Finnland ein Devisenüberschuß verbleibt. Zur Sicherstellung eines entsprechenden Devisenanteils wird ein Prozentsatz aller Einzahlungen finnischer Importeure auf ein besonderes Konto abgezweigt, über das die Reichsbank jederzeit frei verfügen kann.
Druck uuö Verlag I§8 -(rauvsrlax ^Vsssr-Dms. vicüerlsssuußf Vreweo. Verlas 6 er Lrewer Meltaus. Vtzrlassöirektvr: Dr. Partie l^sbs. Lreurcu.
Hauptsodrlktlsitsr: I'r a u 2 8 vorr. Stellvertreter: 812 äo! I klüllsr. Okek vorn Dlevet: 8 u r t leese. VersutnorLIieLi kür ^.uLeapotttik: Ruüolk Litt Her; kür Innenpolitik: Lnrt lee^e; kur ^VirtscLakts- politik. ITanäel anä LedUkadrt: Dr. 8 . Ksinricü Lrinkwannf kür Lrsmlsckes, ^Nserveines nn<) Tlsirnatbeilase: H 8 . Dückwann-Rsitri; kür Kulturpolitik nnü Dntsrttaltnns: ksrnkarü
8 cdmiät: küi Sport: 8 urt T'e e s e; kür ?rovin 2 . Dellssvp uu 6 Fcttlnkäisnst: 8 sinr lisvker; kür Le^esnns: i. V ^ran 2 8 vorr; sürntlied in Lremen.
Versnt>vortUclier ^.nrelssvleiter: 8 ans Dolim,
Lremon D. L. VIII. 34: 31 135. I'nr unverlangt ein- gessnäte ktavuskripts k-elve 6 ev 7 ädr übernommen.
schmaucht. Aber ich denke an ihn. In meinem Weltbild fahren noch feine Frucht- und Gewürz- schiffe, duften noch seine Magazine, blitzen noch die Goldtore der arabischen Bauten.
Unter meinen Ahnen lebten Dichter und Musiker. Wort und Klang haben sie an mich weitergegeben. Das Buch ist ihren Händen entfallen, und das Lied ist verklungen, lange, lange schon. Die Liebe zu ihren Büchern hab« ich aus ihren Schattenherzen geschöpft, und die Leidenschaft zur Musik befeuerte mich aus ihrem Blut.
Nichts geht verloren, was einmal war.
Botaniker und Zoologen aus gleichem Saft trieben sich durch die Jahrhunderte. Bildschnitzer und Weinbauern am Main spiegelten sich im vorüberströmenden Fluß — ihr Nachfahre bin ich, der das Bild verschenkt und den Wein getrunken hat.
In den sechziger Jahren hing einer von ihnen die lÄoßwildbüchfe um und fuhr nach Afrika: er erlegte Löwen und Elefanten. Die Wilden schössen nach ihn? mit dem Giftpfeil. Auch ich fuhr nach Afrika . . .
So gestaltet und geartet waren die Männer hinter mir. Ihre Leiber sind Asche und Salz geworden, aus ihrem Lebensstofi keimten andere Wesenheiten, Kreaturen, Pflanzen und Bäume. In mich aber schlössen sie ein ihr ewiges Gleichnis, das Sinnbild ihrer beständigen Wiederkunft, das ich verwalte und weitergebe.
Sie hatten ihre Erlebnisse und Träume- Leidenschaftcn und Ahnungen, Hemmungen und Triebe, Einsamkeiten und Gedanken, Kühnheit und Eigensinn, Heldentum und Weichlichkeit, Stolz und Trauer, Gut und Böse: all diese Kräfte und Aberkräfte waren ihr Teil. Der Geist der Sippe, des Stammes, des Geschlechtes mischte und kochte die Kräfte in jeglichem Blut.
Alles ist in Allem. Gedanke in Gedanke, Ahnung in Ahnung, Bild in Bild, Blut in Blut.
Sie sind in mir, so wie ich war in ihnen. Ich lebte, weil sie da waren und sie sind da, weil ich lebe. Ich bin auf sie gestellt im Guten und im Bösen, in Erlösung oder Untergang.
Und wohin ich sie führe, dorthin werde ich geführt sein. Ich habe sie alle, die Glänzenden und die Dunkeln, bis hierher getragen, bis in meine leichten und schweren Jahre. Erlitten und erduldet, geliebt und geehrt habe ich ihre tausend seinen Vaterschaften.
Und also sagt Laotse voll Weisheit: „Der Sohn ist älter als der Vater."
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Die Kunsthalle stellt in ihren beiden Ausstellungsräumen eine Auswahl von Bildern und Studien der vor 25 Jahren verstorbenen Bremer Malerin Fanny Meyer aus. Diese im Jahre 1842 in Bremen geborene Künstlerin, die in den letzten Jahrzehnten ein wenig vergessen war, spielte in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren auf den Ausstellungen des Kunstvereins eine gewisse Rolle. Mit Recht, denn sie war eine wenn auch bescheidene, so doch ehrliche Begabung.
Bei dem alten Bremer Maler Erabau zunächst im Zeichnen ausgebildet, bezog sie 1899 die Kunstschule in Karlsruhe, wo der Norweger Hans Gude ihr Lehrer war. Später wurde sie in München durch Zimmermann und Hausch beeinflußt. Anfangs meistens in Bayern und Tirol tätig, lebte sie seit 1883 dauernd in Bremen. Ihre jährlichen Studienreisen führten sie immer ins bayerisch« und tirolische Gebirge. Sie starb am 23. Dezember 1909. Die Galerie der Kunsthalle besitzt im Altbremer-Saal ein feines Gemälde von ihrer Hand.
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Der Senat, der für die Kammermusik die obere Rathaushalle zur Verfügung gestellt hat, wird an dieser Stätte am Sonntag, 17.30 Uhr, durch den Regierenden Bürgermeister Dr. Markert die Neue Bachgesellschaft (Vorsitzer: Reichsgerichts- Präsident i. N. v. Dr. W. Simons), die dem Bremer Domchor das diesjährige Bachfest übertragen hat, offiziell begrüßen. — Am Sonntagabend ist den Teilnehmern des Bachfestes der Bacchstssaal des Ratskellers vorbehalten (Zutritt nur gegen Vorzeigung der Bachfest-Dauerkarte). — Das Bachfest buch, das den vollständigen Text aller Darbietungen und ein« Einführung von Lic. Fr. Smend enthält, ist soeben erschienen. — Die Motette in dieser Woche wird von Donnerstag auf Sonnabend, 15.30 Uhr, verlegt und findet im Rahmen des Bachfestes statt.
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. Der Nosenkavalier als Feftauffiihrunq
Die unter der Leitung des Intendanten Dr. Storz stehende Osnabrücker Bühne feierte ihr 25jähriges künstlerisches Schaffen im Hause des jetzigen Theaters und hielt gleichzeitig Rückschau
auf eine einjährige Epoche als Deutsches National- theater. Anlaß genug, um die Osnabrücker Theaterfreunde in einer würdigen Morgenfeier festlich zu vereinen. Im Nahmen eindrucksvoller, dem Sinn der Stunde entsprechender Darbietungen des Orchesters und einiger Solokräfte zollte Intendant Leutheiser- Berlin als Vertreter der Reichstheaterkammer und des Biihnen- vereins dem ernsten Kunstschaffen der Osna- brllcker Bühne als Provinztheater im besten Sinne des Wortes Anerkennung und schloß seine Glückwünsche in die Hoffnung ein. die Osnabrücker Bühne möge sich in steigendem Maße zum Theater des Volkes im Sinn« des Dritten Reiches heranbilden. Der Oberbürgermeister Dr. Eaertner leitete in einer Ansprach« die Daseinsberechtigung des Theaters im neuen Deutschland aus dem Erfordernis seines Bekenntnisses zum blut- und bodengebundenen Volkstum ab und ließ die Feier mit einem Sieg-Heil auf den Führer ausgingen.
Der Abend brachte als Festaufführung anläßlich des doppelten Jubilaumstages den Rosen- kavalier von Richard Strauß in der Inszenierung von Dr. Walter Storz. Der Sinn der Festaufführung wurde durch die Veschwingtheit, den inneren Glanz und die feine Musikalität der Aufführung in schöner Weise bewahrheitet. Der musikalische Leiter Willy Krauß wußte die Schwernisse dieser Straußschen Musik mit feiner Einfühlung zu meistern und den vielfältigen Schönheiten ans Licht zu helfen. Spielleiter, Dirigent und der Bühnenbildner Otto Marker umgaben die Darsteller mit einem glanzvollen, fein abgestimmten und leichtbeschwingten Rahmen, der zum Einsatz des ganzen Könnens und ehrlichster Hingabe an die Aufgabe führen mußte. Es erwies sich das gute Niveau eines einheitlich geleiteten Ensembles Es war eine wirliche Fest- aufführung wohltuend künstlerischer Einheit
L.K.
Standhaft! „Ich muß Sie darauf aufmerksam machen", sagt die Gnädig« zum neuen Dienstmädchen, „daß wir Vegetarier sind! Hoffentlich gelingt es uns. Sie auch bald zu bekehren?" — „Ausgeschlossen, Madame! Ich bleibe katholisch!"