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aber nur darauf bedacht, dem Germanen verfängliche Fragen zu stellen, die diesen reizen fällten. Trotz dieses Wollens aber konnte sich der Franke nicht des starken Eindrucks erwehren, den die Worte des Skalden hervorriefen. Die wahre Kraft eines volklichen Einheitsglaubens, eben der germanische Schicksalsglaube, wuchte immer stärker durch die Enge des kleinen Königszeltes.
„Dann betet ihr also in der Jrminsul, die wenige Stunden von hier stehen soll, euch selbst an, Markhort. Wahrlich, seltsames Beginnen treibt ihr. Doch wird s nicht mehr lange währen. Meine Heere stehen im Lande und . . ."
„Wurden geschlagen, König!"
„Ha. Der germanische Rabe hat gekrächzt", drohte der König wütend, „doch die Flügel sind dir lahm geworden durch meine Hand, Sänger. Spinne also weiter an dem Lied, das du deinen Göttern singst. Ich möchte es hören, bevor die Dämmerung über euch und sie hereinbricht!"
„Wahres geht schlecht in deine Ohren ein," ruhig sah der Skalde dem König in's wütige Antlitz, „Hugin und Munin sind Boten des Wode. Heilig sind die Dunklen dem Germanen. Krächzen hörte ich nur hier, König, wenn die Lügen über die Lippen knarren."
„Uird dein« Esche wirst du knarren hören, wenn sie fällt," tobte der König los.
„Neun Welten kenn ich, neun stützende Baumwurzeln, König, die die Esche halten. Diese Esche weiß ich stehen! Von dort kommt der Tau, der in die Täler fällt, Immergrün wird der Baum stehen über dem Brunnen der Urd. Skuld aber weih, was kommen wird. Wir aber, König, sehen den Baum noch wachsen, der vor unseren Höfen steht."
„Auch die Weltenesche?" spöttelnd warf der König wieder die Frage dazwischen.
„Kann's anders sein, Franke?" fragte der Germane dagegen. „Ist Götterwelt anders denn unsere?
Yggdrasil!, die Weltenesche, Thingplatz der Götter, unser Baum auf germanischer Erde, Stätte waltender Germanen. Was dir fremd ist, Franke, wirst du nicht fassen können. Was wir wissen, König, wirst du uns nicht nehmen können."
,Zch werde eure Götter sterben lassen, indem ich euch erschlage. Mit dem einen vergeht das andere, so sagtest du doch, Markhort. Glaubst du nun an das nahende Ende deines Glaubens?"
„Der Erdkreis liegt von Ungeheuern trächtig," antwortete der Germane. „Am Ende des Weltjahres müssen die Götter fallen und mit ihnen die Menschen. Doch du, König, der du nicht weiht, kannst auch nicht ahnen der Götter Schicksal."
„Vielleicht weih es mein Schwert," lachte der Franke.
„Wir wissen drum Franke, Wode aber weih es am besten."
„Und ziehst du es nicht vor, dem Untergänge zu entgehen, Markhort?"
„Unmännlich fragst du, Frankenkönig," antwortete hehr der Sänger. „Wird die Schlacht geschlagen, dann stehen wir auf Seiten unserer Freunde, und Freund sind wir unseren Göttern."
„Ich sage dir noch einmal, Germane, die Stunde ist nicht mehr fern, wo deine Götter, oder besser gesagt, eure Götzenbilder zertrümmert am Boden liegen werden. Meine Mönche durchziehen das Land. Meine Franken schwingen die Aexte. Ich trage das Schwert, das vernichten wird, was sich meinem Gott entgegenstellt. Bist du ein Narr, dah du nicht erkennen willst, wo die größere Macht und der stärkere Glaube liegt. Siehst du nicht, Germane, dah es nur eines Wortes von mir bedarf, und meine Krieger zerbrechen das Germanenland, zerschlagen die Götter, vernichten dich, deine Sippen und deinen Glauben?"
Ernst und groß stand der Sänger vor dem Worte sprühenden König. Er fand Antwort:
wenn <öe Sötter kleiden M/e/r
Markhort sprach: ,Zi« Esche Yggdrasil! erduldet
Pein, mehr als die Menschen wissen! König, wir aber Wissen um die Bedrohung des großen Baumes der Welt." Seherischer Glanz leuchtete vom Gesicht des Germanen zum sich leise duckenden Franken hinüber: ,girier Hirsche recken die Hälse und nagen am Welten- baum. Schwer ringt das Leben der Esche mit dem Schlechten, das an ihr fault. Nidhögg liegt tief im Schlch« der Erde und nagt an den Wurzeln des Baumes. Gierig nagt und nagt der Drache, schielt finster zum hellen Licht im Gezweig der Esche, durch das der Adler streicht. Hinauf und hinunter huscht das Eichhörnchen, bringt Kunde vom bösen Wollen aus tiefer Erde zum fliegenden Aar. Doch die Nornsn sitzen und spinnen, König, sie halten des Schicksals Faden in ihren Händen, wahren das Leben, so lang' sie es müssen.
Siehe, Frankenkönig. Du glaubst uns matt, weil wir um alles wissen. Furcht überkommt dich, gedenkst du des Tages, der dir das Ziel setzen wird. Wir wissen um kommende Not. Wurde aber, was jetzt ist, nicht teuer erkauft? Ging Balder nicht fort und kam nicht wieder? Blieb das Schwert des Gottes nicht in der Gewalt der Riesen? Gab Wode nicht sein Auge? Wo blieb des anderen Gottes rechte Hand?
Meinst du, König, wir wüßten nicht, dah Loki, der Wolf und die Schlange sich losreihen werden?
Im Osten sitzt Hrym, der Riese und wartet, wartet auf das Schicksal der Götter. Im weiten Eisrnw-ald wartet die schaurige Alt«, die die Dämonen gebar und wartet, wartet, König. Meinst du, wir wissen es nicht?
Am Rande der Welt horstet Hräswelg, der Leichen- adler. Meinst du, Franke, wir mühten nicht, dah er auf den Tag wartet?
Das Licht des Tages, es wird gejagt. Glaubst du König, die Götter sehen den großen Wolf nicht, der sich an Sonne und Mond heranpirscht?
Jenseits des Meeres warten die Söhne Muspels, bereiten sich auf ihre Zeit vor, König. Die Götter wissen es. Wir Germanen wissen es, weil sie es wissen. Es ist beschloßen, dah es mit den Göttern zu Ende geht, Franke. Zittert dein Herz, stünde dir solches bevor!?" -
„Furchtbarer Götzenglaube", gab der König gepreßt von sich. Zu wuchtig hatte sich der Mythos der Germanen um Karls Seele gelegt, als dah er noch zu spotten wagte. Es schien sogar, als ob der Frank« ein wenig Angst hatt«, denn schwer nur hob sich seine Brust unter beklommenen Atemzügen, während der Germane immer freier über ihn hinauszuwachsen schien.
Es konnte ja auch nicht anders sein.
Germanischer Schicksalsglaube hatte zum Gegenstand nicht leises Geflüster von orientalischen Stimmen. Germanischer Glaube kannte keine Gebete die einem anderen das aufbürdeten, was er selbst dürchzufechten hatte. Germanischer Mensch hatte kein Gefühl für Angst vor dem Vergehen, hatte keine Furcht vor dem Tode.
„Mit Leben ist das Kämpfen auf die Welt gekommen," fuhr der Skalde zum Franken gewandt fort, „glaubst du, König, dah wir, die wir um alles wissen, den Kampf fürchten?
Du drohst mit deinen Frankenkriegern und mit deinen Mönchen, mit Feuer und Schwert, König.
Von den Ahnen ist Kunde aus uns gekommen, dah, bevor das Ende kommt und das Götterschicksal und unseres erfüllt, der Winter kommen wird. Drei Winter werden kommen, und die Sonne wird nicht mehr scheinen. Schnee wird alle Erde decken, das Meer wird kommen und Stürm« werden brausen. Die Sterne stürzen vom Himmel in die Erde hinein. Diese wird in ihren Tiefen geöffnet und speit den Fenris- wolf aus, der über alle Welt dahintosen wird. Die Midgardschlange macht sich frei vom Grunde des Meeres. Aus den Nageln der Toten erstand das Totenschiff Naglfar und reitet über die Wellen. Die Himmelsbrücke zerbricht unter den anreitenden Muspelsöhnen. Alle Feinde der Götter ziehen hin zum letzten großen Schlachtfeld Wigrid, das dazu bestimmt wurde."
Eine kleine Weile verhielt der Sänger in seiner Schilderung. Der Franke hatte sich auf sein Lager geworfen und sah von hier aus starren Blickes zu seinem Gegner hinüber.
Er suchte nach einem Schein von Angst. Soviel wußte der König, dah der Germane von diesem Glauben, den er in Worte kleidete, bis in die letzten Falten seines Herzens hinein erfüllt war. Der Germane glaubte, was er sagte. Glaubte er es aber, dann mühte er, so folgerte der König, doch Angst vor diesem Letzten haben, denn — die Götter kämpften ja nicht allein, wie der Sänger gekündet hatt«. Mit den Göttern kämpften die Menschen, die an diese Götter glaubten. Die Germanen also. War es diesen denn so selbstverständlicher Glaube, in diesen schier übermenschlichen Kampf hineinzuziehen — ohne Angst?
War dieser unerschütterliche Glaube an den unausbleiblichen Untergang denn noch menschlich erklärbar?
Der Furchtglaube, der aus dem Orient kam und den König umsponnen hielt, lieh ihn nicht mehr den heroischen Gedanken erfassen, der das germanische Volk erfüllte.
Sein Gott, der Gott, besten Stellvertreter der Papst in Rom war, dessen Mönche Tag um Tag den gekreuzigten Menschen als Sinnbild der erhabensten Göttlichkeit den Germanen zu erklären versuchten, dieser Gott hatte auch Weltenuntergang zu vergeben, aber doch in weniger gefährlicher Art als dieser Sänger vor ihm.
Bei dem römischen Gott war doch die Möglichkeit gegeben, sich durch den Glauben an besten Sohn einen guten Platz im ewigen Himmelreich zu sichern. Konnte er, der König Karl der Franken, auch diesen Glauben an den Sohn seines Gottes noch nicht restlos erfassen, so wußte er aber doch aus dem Munde des Papstes und dessen Mönche, dah diese bereit waren, gegen klingende Münze und gegen Erweiterung ihres Machtbereiches, dem König zur ewigen Seligkeit zu verhelfen. Ihm nicht nur allein, sondern allen Menschen, die sich unter die Oberhoheit dieser Menschen aus Rom beugten und ihren heroischen Schicksalsglauben gegen einen zahmen Erlöserglauben eintauschen wollten, sollte dieser Sicherheitsglaube gelehrt werden.
Der Franke schüttelte sich in den Schultern, denn wieder hub der seherische Sänger an zu sprechen, ohne dah Karl sich aufraffen konnte, es ihm zu verbieten.
„König, warum Langst du? Dich wird es einmal nicht treffen. Denn nur die Einherier ziehen mit hinein in den letzten Kampf. Tu aber bist Franke. Wir Germanen aber sind die anderen. Und wenn vor uns her Wode im Goldhelm reitet und seinen Gungnir schwingt, dann folgen wir Germanen unseren schicksalsverbundenen Göttern fröhlichen Herzens zum letzten Streit. Dah es der letzte wird. König misten wir."
„llird", der König fragt« es stockend, „was wird dann?"
„Wir werden mit unseren Göttern kämpfen, König!"
„Und dann?"
„Ist mir doch grad so, König, als hättest du solcher Fragen schon mehrere getan!"
„Gib Antwort, Sachse, dein König fragt!" Karl war aufgesprungen und hatte sich vor den Sänger gestellt, der um keinen Schritt zurückwich.
„Was einer meiner Sippen dir schon einmal geantwortet hat, König, höre es ein andermal von mir: Was geschehen soll, geschieht!"
„Das sagte der verflucht« Natr, der Schmied aus dem Walde, als er zur Hölle fuhr. Willst du ihm folgen, Germane?" schrie Karl.
„Ich hörte Knechte schreien, König, als es zum End« ging, nie aber einen Knaben meiner Sippen. Heller strahlten die Augen, wenn die Schildmaid kam und sich zu ihm herunterbeugt«. Hier aber, König, ist keine Leibes- und kein« Lebensnot für dich und doch dunkelt aus deinen Augen, was ich bei Männern meines Volkes noch nicht gesehen habe. Fremde Mächte müssen deine Kraft gefangen halten, Franke, daß du ängstlich wie ein Unfreier fragen magst: „Was kommt dann?"
„Zur Hölle mit dir, du frecher Sachse," schrie der König jetzt außer sich. Der Germane kümmerte sich gar nicht um den Wutausbruch des Franken. Er überhörte auch die kränkende Rede und fuhr fort:
,T)u fragtest, was dann kommt, Frankenkönig. Der alte Schmied konnte dir nicht mehr sagen, was du wissen wolltest. Die Schlachtfrau holte ihn, bevor er deine Neugier stillte. Höre nunmehr die Antwort vom Sänger: Du fragst, König: und dann? Du fragst bangend, weil du dich fürchtest. Du hast Furcht, weil du nicht zu kämpfen bereit bist, Franke!"
,Zhr werdet es zu spüren bekommen," zischte der König, „doch gib schon Antwort, Sachse, damit ich erfahre, was nach dem Untergang eurer Götter mit der Welt und den Germanen geschieht. Ha, ha, bin wirklich neugierig, was mir der Eermanen-Sänger darauf zu sagen weih!"
Durch das Zelt schwang sich die Stimme des Germanen. Stark, mit verinnerlichter Kraft kam das heilige Misten um ewiges Geschehen aus der deutschen Brust heraus:
Dann hebt sich die Erde zum anderen Male In ewigem Grün aus dem Grunde der See.
Es fallen die Master, überflogen vom Adler,
Der noch hoch am Felsen nach Fischen jagt.
Lauschend hatte der König den Kopf erhoben, als die erste Zeile verklang. Ungläubig zuckte der Blick zum Mnnde des Germanen, aus dosten Munde diese tiefste aller Weisheiten vom steten Kommen und Gehen allen Weltgeschehens hervorwuchtete.
Der Sänger schwieg.
Der König starrte noch immer auf ihn. In ihm arbeitete es. Worte wollten sich von ihm losringen. Lange Zeit aber verging, ehe die Frage kam:
„Am Anfang meines Glaubens, Sachse, bricht die Erde auch unter zermalmender Kraft fast zusammen. Die Master kommen, die Sintflut ist da. Der rächende Gott zerstört sein eigenes Schaffen und rettet nur ein paar Menschen. Aber um wieviel gütiger ist doch mein Gott, denn euer Glaube."
„Ich kenne den Gesang deiner Kuttenträger, Franke. Weih, was sie zu singen haben, bevor sie den Mann am Kreuz sterben lasten. Mir ist daher nicht fremd, was du mir sagst. Bedenke aber eines, König. Ich war noch nicht am Ende, als ich dir eben davon sprach, dah sich die Erde zum anderen Mal« aus dem Grund« der See erhob. Lang« Tage noch hätte ich dir zu sagen von dem, was ich und meine Brüder wissen, weil die Götter es uns kündeten. Bedenke eines, König, der du mir von deinem Glauben reden möchtest. Fremder Glaube, der weit im Osten geboren wurde, kann nicht verglichen werden mit dem, was hier ist. Verrat ist um dich, schreitet mit dir in unser Land. Wissen Verräter zu sterben? Sie heulen wie die Wölfe, wenn sie an den dürren Baum gebunden werden. Wissen die Menschen, die weit im Osten, in dem Lande, wo braune Menschen mit spaltenen Zungen wurden, deinen neuen Glauben werden liehen, um die Kraft des nordischen Kämpfers? Wir fürchten den Kampf nicht, König, denn wir sind Feind dem Feinde. Wir fürchten der Götter Schicksal nicht, Franke, denn wir sind Freund den Freunden. Eines aber gibt es nur, König, was du zu erkennen hast, willst du die Art meines Volkes begreifen, das mit seinen Göttern verbunden ist und bleibt. Germanische Menschen kennen nur eines, König:
„Von der Schulter schieben, was fremd dir scheint und richte dich selbst nach dir selber!"
Dm /Mck/a/ e/ae/ /Maseief-Denkmak
Von
L. w. Locke
Vom Oldenburgischen Ministerium wurden uns die Unterlagen für diese Arbeit über- sandt, die darüber berichtet, w a s einmal dem ersten Toten des Dritten Reiches angetan werden durfte.
2m südlichen Teil des Oldenburger Landes, nördlich der Dammer Berge, liegt an der Straße Vechta—Lohne ein Berg. Es ist nur ein kleiner Hügel, der aber schon Jahrtausende in die Gegend hineinwuchtet. Man nennt ihn den Kreuzberg.
Ueber das deutsche Volk war die Not gekommen. Die größte Not aller Zeiten. Als sich die wenigen Menschen aus allen deutschen Gauen dieser Not ent- gegenwarfen, als die Männer der damaligen Regierung dem heroischen Nibelungenkamps dieser Handvoll Männer und Jünglinge nicht nur tatenlos zusah, sondern auch noch Preise für ihre Köpfe ausbot, da ging von diesen Wenigen einer seinen Weg zu Ende: Albert Leo Schlageter!
Die Schüsse, die über die Eolzheimer Heide krachten und das deutscheste Herz zum Schweigen brachten, waren verklungen.
2n deutschen Seelen aber klangen sie weiter.
Ein Jahr später.
Wenige Männer, die mit Albert Schlageter zusammen unter dem Stahlhelm dem Feind gegenüber gestanden hatten, wollten ihrem Kameraden, der als erster und einzigster den Opferweg gegangen war, der Deutschland zu neuer, völkischer Höhe emporführen sollte, ein Mahnmal setzen.
Aus dem Norden kommt das Erwachen. Vom Norden her wird alle Welt erweckt. Aus dem Norden kamen vor vielen, vielen tausend Jahren jene Steine, von den Gletschern getragen, in unser Land, die wir Findlinge nennen.
Dieses Urgestein, aus Heide und Sand Kunde gebend von den Grabstätten unserer Ahnen, sollte späten Geschlechtern Kunde vom Leben und Sterben eines freien deutschen Menschen geben. Schlageters Name, in Stein gehauen, sollte in alle Ewigkeit hinein die Schmach der Führer eines zerrissenen Deutschlands, die eines feige mordenden Franzosenvolkes und endlich den Opsertod eines deutschen Jünglings, verkünden.
Die deutsche Menschheit jener Tage aber hatte zum größten Teil vergessen, daß ein 2ahr vorher ein deutscher Held auf der Eolzheimer Heide an einen Pfahl gebunden worden war und unter französischen Mörderkugeln sein Leben lasten muhte. Die deutsche Menschheit in ihrer großen Mehrheit muhte damals ihren Inflationstaumel, der nicht nur das Geld schwinden ließ, auf den Tanzböden zur gemeinsten Lusthitze emporsteigern.
Als in Bremen am 26. im Wonnemond des Jahres 1924 in der Rembertikirche des toten Helden Schlageters gedacht wurde, da waren es ein gutes Dutzend Menschen, die seiner Tat gedachten. Hinzu kamen noch die Sänger, die im Verein mit den klingenden Tönen einer bedeutsamen Vertonung von .Llltzows wilder, verwegener Jagd" den gemordeten Helden ehrten.
Das übrige Bremen tanzte.
Aber überall in deutschen Gauen waren an einsamen Stätten wenige Männer, Jünglinge und Mädchen und Frauen zusammengekommen, um im heimlichen Thing des Toten zu gedenken.
So auch auf dem Kreuzberg in Oldenburg.
Alle Weite niedersächstschen Landes grüßte zur Kreuzberghöhe hinauf. In einen großen Felsenstein eingemeißelt leuchtete der unvergängliche Name „Schlageter" in die Zukunft hinein. Um den großen Felsen waren kleinere Steine herumgesetzt.
Als der erste Todestag des Mannes von der Eolzheimer Heide in niederdeutscher Landschaft zu Ende ging, war die Tat vollbracht. Das Mahnmal stand.
Dann kamen die nächsten Tage.
Mit den nächsten Tagen kam das Geheul der Meute, die drauf und dran war, den germanischen Menschen in den Tod zu hetzen.
Die roten Landesverräter, und die schwarzen Seelenfänger hörten von dem Mal auf dem Kreuzberg.
Die rote und die schwarze Presse tat ihr Maul auf und schüttete über das Gedenken des toten Helden Schlageters ihren stinkigen Geifer aus.
Sie bezeichneten den Stein auf dem Kreuzberg als „Schandfleck des ganzen Münsterlandes", die rote und die schwarze Pest, merkte dabei nicht, wie sie selbst bereits in Verwesung überging.
Aber im Gefolge der Pest fliegen die Aasgeier.
Sie krächzten auch beutesuchend um den Kreuzberg herum.
Die Presse schäumte vor Wut, als der wuchtende Stein nicht wankte.
Sie schürte und schürte — und endlich sah sie denn auch ihren Erfolg nahen.
Als die Hüter des Mals eines Tages zu ihm heraufstiegen, war der große Findling, der den Namen Schlageters trug, umgestürzt, ein weites Stück von seinem Platz hinweggekantet.
In mühsamer Arbeit begannen die Getreuen des Toten, den Stein zurückzuwälzen.
Wieder wuchtete der Name des deutschen Opfers in den Himmel hinein. Wenig Zeit verging, und wieder hatten undeutsche Hände sich an dem Heiligsten vergriffen, was es gibt, an dem Andenken eines toten Helden.
Wieder griffen die lebendigen Kameradenhände zu. Wieder wurde ihre Tat verschandelt.
So ging es viele Tage, viele Jahre. Wütender Hah stand im Kampf gegen ehrendes Wollen. Das Wollen schien zu siegen.
Da griffen die Menschen der Unterwelt zum anderen Mittel. Konnten sie dem Ehrenmal von oben nicht beikommen, so, sie kamen ja aus den Tiefen emporgestiegen, sollte es von unten geschehen.
Aus abgelagerten kiesigen Sanden war einmal der Hügel geworden, auf dem der Schlageterstein stand.
Vor dem Berg breitete sich kiesige Erde. Kiesige Erde aber kann in Geld verwandelt werden. Wer sollte das auszunutzen verstehen, wenn nicht die Untermenschen. Sie machten sich ans Werk. Das Land vor dem Berg wurde von einem der ihren erworben, Kies wurde gegraben und verkauft.
Immer mehr Kies wurde hinweggeschafft. Immer mehr Geld klang klirrend in den Taschen der Roten und Schwarzen, die an einem Strang zogen.
Monde um Monde gruben sie.
Tag um Tag schoben sie sich näher an den Berg heran, auf dem das Mahnmal in den Tag und die Nächte hinein das Lied vom toten Helden sang.
Jahr um Jahr ging.
Die Kiesgrube wurde immer größer. Nur ein weniges noch brauchten die Männer der Unterwelt zu warten, dann hatten sie ihr Werk geschafft.
In Kubikmetern lieh es sich bereits ausrechnen, wann der Kreuzberg in die große Kiesgrube hinein- rutschen würde.
Kam der Berg aber in Bewegung, so ging mit ihm das Mal des Toten unter.
Die schwarze und die rote Presse jubilierte.
Sie sahen den Tag ihres Sieges nahe.
Ueber ihren Siegeswahn, über den roten Nebel, der ihre Gehirne umzog, über das schwarze Tuch, das die anderen vor ihre verderbenbringende Tat hielten, übersahen sie das Heranschreiten des neuen Deutschlands, und seiner im schweren Kampf neugewordenen Jugend.
Ein Kamerad des Toten, dessen Schädel auch vier lange Jahre der Stahlhelm gedrückt hatte, dessen Blut in die eigen« Heimaterde und in fremde fliehen
muhte, ehe er sein Vaterland erlösen konnte, kam heranmarschiert. Und mit ihm schritt die Jugend seines Reiches.
Durch ihn verging der rote und der schwarze Spuk, der sich als schwerer Alb auf alles deutsche Leben gelegt hatte, dah es beinahe erstickt wäre, hätte nicht endlich die Trommel des neuen Glaubens die sterbenden Geister wachgerufen.
Deutschland wurde gerettet.
Der Stein mit dem heiligen Namen des toten Schlageter, der bereits ins Wanken gekommen war, brauchte nicht zu stürzen — denn das Wühlen in deutscher Erde hatte aufgehört.
Unerhörtes Gleichnis deutschen Volkserlebens — die Geschichte dieses Steines im südlichen Teil des Oldenburger Landes.
Als dann die deutsche Jugend, die von Roten und Schwarzen ins Verderben hineingestoßen werden sollte, von dem Führer des neuen Deutschlands zur Arbeit auf deutsche Erde hinausgeführt wurde, da stand ein Teil dieser jungen Eermanenkraft auch an der Kiesgrube vor dem Kreuzberg und sah das Werk einer verräterischen Generation.
Da hoben tausend junge Fäuste tausend blitzende Spaten von den Schultern.
Die Jünglinge des Freiwilligen Arbeitsdienstes fingen an, den Schandfleck von deutscher Erde zu tilgen. Monde um Monde arbeiteten sie. Nordlandluft bräunte ihre Gesichter, Riedersachsenerde gab den Muskeln neue Kraft.
Und dann kam der Tag, an dem sie ihre Spaten schulterten und ein weniges weiter über deutsche Erde dorthinzogen, wo neue Arbeit auf sie wartete.
Die eine war getan.
Viele tausend Kubikmeter Erde muhten in die Grube hineingeschaufelt werden, ehe das Werk beseitigt war, das die Menschen der Unterwelt beinahe zum traurigen Ende geführt hätten. Achttausend Kubikmeter deutscher Erde deckten die Tat der Verräter am deutschen Glauben zu. Heute leuchtet Sommersonne über das weite Land vor dem Kreuzberg, auf dem das gesicherte Mal des toten Freiheitshelden von kommenden Geschlechtern träumt.
Für alle Zeiten soll es herunterleuchten auf die, die sich aus neugewordener heiliger Thingstätte am Fuhe des Kreuzberges unter die Banner des siegenden Son- nenglaubens scharen und immer wieder aufs neue dem Führer und Befreier aller Deutschen Kefolg- schaftstreue bis zum letzten Tag geloben. Einer zeigte, wie sich das Leben vollenden läht: Albert Leo Schlageter. Der Schicksalsweg seines Steines ist zu Ende. .
De ->o/eckck05 rmck cke /MM5
Vorr Liberi Loüer
Schäperdeenst is Godesdeenst. Dat is 'ne ole Weisheit, de jed' een kennt, de mal so'n paar Wirken dör de Heide stromert is.
Jn't vorigtc Jahrhunnert, so kort achter de Slacht, de de dütsche neege Kaiser bi Paris slagen har, dar lewte in'ne Löneborger Heide denn jo ok een von de Heidsnuckenwächters, de den hilligen Namen Schäper dör sin Naturhandwark to recht drög.
Na disten Schäper makten stck all sit langen Tiden alle Minfchen up, de irgend wat besunnert von den lewen God erfragen wull'n, man meist nich den richtigen Kontakt mit em funnen.
D« een, de wull wäten, weveel Fahr he noch to lewen har. De annere, de kunn för sin Tähnpien nix anneret sinnen, as 'ne Reis in 'ne Löneborger Heid na'n Schäper. Dar wör 'ne Olsch, de körn sogar ut 'ne Hansestadt in de damals noch wilde Heide, weil se mit ehr Hart nich fix 'nog op de Reeg kamen kunn. Wenn de wuh, wat de Schäper ehr in de lüttje Tuten inpackt har, for dat Hart, ick glöw, de dreihte sick noch hütigen Dags in ehr Eraw herum. Dat wär nämlik genau nix anneret — as Snuckenpfrummels, de nur all 'ne Tidlang in'n Heidland drögt wor'n wärn.
Ober ehr mod dat doch wohl hulpen hebben, denn dat duurt nicht so lang, dar kämen all de feinen Damens, ut de freege Hansestadt — und d« Schäper fung an, dat Hartpulver en gras to leefern.
Nu wärn ja aber nich nur Froenslüd in Hamborg, sonnern ok dat annere Geflecht tämlik start verträ'en.
Un wenn so'n Dutzend Wiber erst mal er'nwo hen- seilt sind, un fe kamt so halw tofreen wedder an'ne Borg, dann duurt nich so lang, dann swärmt de ganze Stadt von dat, wat disse Fruenslüd allens belewt hebbt.
So gung dat ok hier.
De Mannslüd snakten an'n Stammdifch von den graten Heilonkel in'ne Heid. De Filius von den een Stammdischgenoffen, de hörde dat. Un weil he grad in't dritte Semester steegen wull, geiht he denn hen, un verklärt sine Paukbrüder dat Wunner von'n Schäper in'ne Löneborger Heide.
Studenten, de brukt fudder nix to hör'n un fors malt se sick, weil se doch noch Ferjen hebbt, upp'n Weg na de Heide.
Unnerwegs öberlegt se sick denn nu, wat se den Schäper wohl vör ne Abgas stell'» kun'n, wobi he rinseil'n kunn.
Se überlegten hen, un se überlegten her, aber se funnen nix. De wiede Heid' har mit all ehr Grön un Rot alle scheeben Gedanken ut de Köpp rutsmeten un fudder nix inlaten, as Freude an Sunnenschien un Heidedust, an wiede Wälder un an eensame Machangeln.
Se leegen dar bi de Weiden an'ne Büke un drömten in'n Tag rin. Freuten sick über den blawen Heroen un harrn all längst den Schäper vergüten, as mit «enmal son richten, graten, dunkeln Heidsnuckenbock- kopp ob se tosprungen käm un ganz verdutzt anhäl, as he de Studentenoogen verbrämt up sick richt iöhlde.
„Dunnerslag", dacht d« Bock, „nu neih man gau wedder ut, eh di de Stadtlüd bi dine Hammelbeen kriegt." He dreihte sick up'n Absatz rüm un as güng he, grad, as den Schäper sin Hellas anjumpt köm, un den Bock de Richtung wiesen wull.
Hellas — heet de Hund, de dütsche Schäperhund. Ja, ja, ok in'ne Heid gift dat Minschen, de verdreiht nog stirb, dat Griechische for bäter to hol'n as ehr dütsche Modersprak.
De Schäper, de kunn dar aber nix vor, he har den Hellas von'n Pastor schenkt krägen, den ho von'n Ischias kuriert har. Op'n annern Namen, as Hellas, hörde de Hund nich, un so moht denn Griechenland inne dütsche Heid stur« Böck tohop jagen.
„Hellas", schreeg denn ok de Stimm von den Schäper. De wär ja aber schon wedder weg. Darfor kämen aber de Studenten von'ne Eer hog un sä'en to den Schäper, de mit sin Stricktüg in'ne Hand ran- slenkert käm, ardig un norig, wie sick dat gehörd: „Moin!"
„Morn, Jungs, na, seilt ji mit jo Gedankens 'n bäten den Hewen dal?"
Arundlich blinkerten sin Oog öber de flanken, jungen Beugels hen. Dann meende he aber:
„Ji, hebbt noch'» wieden Weg, Jungs. Malt man, dat ji na Hus kamt. Dat giwt nämlik noch'» barg Regen von Dag!"
„Och", makten de Studentenmüler verblüfft, „aber die Sonne scheint doch so schön, der Himmel ist doch so klar, uird kein einziges Wölkchen ist am Horizont zu sehen!"
„Ja, ja," nickkoppt« de Schäper, „dat giwt abers noch'» annern Horizont, Lüd. Glöwt son'n ölen Schäper man. Dat giwt hütigen Dags noch 'ne orige Mütz' Regen.
(Schluß folgt.)