Ausgabe 
(14.7.1934) Nr. 192
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Sonnabend, den 14. Zuli 1934

Bremer Zeitung

Nr. 192 Jahrgang Igzz

Hitler sollte ermordet werden

Das Ergebnis der Unterredung aber war, daß Stabschef RSHm in der Erkenntnis, aus meine Person in seinem geplanten Unternehmen unter keinen Umständen rechnen zu können, nunmehr die Beseitigung meiner Person selbst vorzubereiten.

Zu diesem Zwecke wurde dem gröberen Kreise der hinzugezogenen SA.-FLHrer erklärt, daß ich selbst mit dem in Aussicht genommenen Unter­nehmen wohl einverstanden sei, aber persönlich davon nichts wissen dürfe bzw. den Wunsch hätte, zunächst aus 2t oder mehr Stunden bei Ausbruch der Erhebung in Hast genommen zu werden, um so durch die vollzogenen Tatsachen der unangeneh­men Belastung enthoben zu sein, die sich im an­deren Fall für mich außenpolitisch ergeben müßte.

Diese Erklärung erhält ihre letzte Illustra­tion durch die Tatsache, datz unterdessen vor­sorglicherweise bereits der Mann gedungen war, der meine spätere Beseitigung durchzu­führen hatte: Standartenführer

Uhl gestand noch wenige Stunden vor sei­nem Tode die Bereitwilligkeit zur Durch­führung eines solchen Befehls.

Der erste Plan zum Umsturz basierte auf dem Gedanken einer Beurlaubung der SA. 2n dieser Zeit sollten mangels greifbarer Verbände un­faßbare Tumulte ausbrechen nach Art der Zu­stände im August 1932, die mich zwingen muß­ten, den Stabschef, der allein in der Lage wäre, die Ordnung wieder herzustellen, zu rufen um ihn mit der vollziehenden Gewalt zu betrauen. Nachdem sich unterdessen eindeutig ergeben hatte, daß mit einer solchen Bereitwilligkeit von mir wohl unter keinen Umständen gerechnet werden konnte, wurde dieser Plan wieder verworfen und die direkte Aktion ins Auge gefaßt. Sie sollte in Berlin schlagartig einsetzen mit einem

Ueberfall aus die Regierungsgebäude

mit einer Verhaftung meiner Person, um dann die weiteren Aktionen als in meinem Auftrag stait- siudend abrollen lassen zu können. Die Verschwörer rechneten damit, daß in meinem Namen an die SA. gegebene Befehle im gesamten Reich die SA. nicht nur sofort aus den Plan rufen würde, sondern daß damit auch eine Zersplitterung aller dagegen eingesetzten sonstigen Kräfte des Staates automatisch eintreten würde.

Sowohl Stabschef Rohm als auch Gruppen­führer Ernst, Obergruppenführer Heines, Hayn und eine Reihe anderer haben vor Zeugen er­klärt, daß zunächst eine mehrtägige Aus­einandersetzung blutigster Art mit ihren Widersachern stattfinden sollte.

Die Frage nach der wirtschaftlichen Seite bei einer solchen Entwicklung wurde mit geradezu wahnsinnigem Leichtsinn unter dem Hinweis ab­getan, datz der blutige Terror die notwendigen Mittel so oder so schaffen würde.

Ich mutz mich hier nur noch mit einem Gedan­ken auseinandersetzen. Nämlich mit dem, ob nicht jode gelungen« Revolution in sich eine Recht­fertigung trage. Stabschef Rohm und seine Elements erklärten die Notwendigkeit dieser Re­volution mit dem Hinweis auf den nur damit allein gerechtfertigten Sieg des reinen National­sozialismus.

Ich mutz an dieser Stelle aber für die Gegen­wart und Nachwelt die Feststellung treffen, datz diese Mänuer überhaupt kein Recht mehr besaßen, sich aus den National­sozialismus als Weltanschauung zu berufen. Ihr Leben war so schlecht geworden wie das Leben derjenigen, die wir im Jahre 1933 überwunden und abgelöst hatten. Das Austreten dieser Mänuer hat es mir unmöglich gemacht, sie bei mir einzuladen oder das Haus des Stabschefs in Berlin auch nun einmal zu betreten.

Was aus Deutschland im Falle eines Sieges dieser Sekte geworden wäre, ist schwerlich auszu­deuten. Die Größe der Gefahr wurde aber erst recht erwiesen durch die Feststellungen, die nun vom Ausland nach Deutschland kamen. Englische und französische Zeitungen begannen immer häu­figer von einer bevorstehenden Umwälzung in Deutschland zu reden und immer mehr Mitteilun­gen ließen erkennen, datz von den Verschwörern ein«

aus Berlin und München zwei dringend« Alarm- Nachrichten. Nämlich erstens, daß für Berlin um 1 Uhr nachmittags Alarm angeordnet sei, daß zum Transport der eigentlichen Stoßformationen die Requisition von Lastkraftwagen befohlen und be­reits im Gange sei und daß Schlag 8 Uhr die Aktion überfallmäßig mit der Besetzung der Re­gierungsgebäude ihren Anfang nehmen sollte. Zweitens wurde in München die Alarmierung der SA. bereits für 9 Uhr abends angeordnet. Die SA.-Formationen wurden nicht mehr nach Hause entlassen, sondern in die Alarmquartiere gelegt. Das ist Meuterei. Der Befehlshaber der SA. bin ich und sonst niemand!*

Unter diesen Umständen konnte es für mich nur noch einen einzigen Entschluß geben. Wenn überhaupt das Unheil noch zu verhindern war, dann mußte blitzschnell gehandelt werden. Nur ein rüchsichtsloses Zugreifen war vielleicht noch in der Lage, die Ausbreitung der Revolte zu ersticken. Und es konnte dann keine. Frage sein, daß besser hundert Meuterer, Verschwörer und

Das Eingreift

Um 1 Uhr nachts erhielt ich die letzten Alarm- Depeschen, um 2 Uhr morgens flog ich nach Mün­chen. Ministerpräsident Göring hatte unterdes von mir schon vorher den Auftrag bekommen, im Falle der Aktion der Reinigung seinerseits sofort die analogen Maßnahmen in Berlin und Preu­ßen zu treffen. Er hat mit eiserner Faust den Angriff auf den nationalsozialistischen Staat nie­dergeschlagen, ehe er zur Entwicklung kam. Die Notwendigkeit dieses blitzschnellen Handelns brachte es mit sich, daß mir in dieser entscheidenden Stunde nur ganz wenige Menschen zur Verfügung standen. Im Beisein des Ministers Goebbels und des neuen Stabschefs wurde dann die ihnen bekannte Aktion durchgeführt und in München ab­geschlossen.

Wenn ich noch wenige Tage vorher zur Nachsicht bereit gewesen war, dann konnte es in dieser Stunde eine solche Rücksicht nicht mehr geben. Meu­tereien bricht man nach ewig gleichen eisernen Gesetzen. Wenn mir jemand den Vorwurf ent- gegenhält, weshalb wir nicht die ordentlichen Ge­richte zur Aburteilung herangezogen hätten, dann kann ich ihm nur sagen: In dieser Stunde war ich verantwortlich für das Schicksal der deutschen Nation und damit war des deutschen Volkes oberster Eerichtsherr in diesen °4 Stunden ich selbst.

Meuternde Divisionen hat man zu allen Zeiten durch Dezimierung wieder zur Ordnung gerufen. Nur ein Staat hat von seinen Kriegsartikeln keinen Gebrauch gemacht, und dieser Staat ist dafür auch zusammengebrochen: Deutschland.

Ich wollte nicht das junge Reich dem Schicksal des alten ausliefern. Ich habe den Befehl ge­geben, die Hauptschuldigen an diesem Verrat zu erschießen, und ich gab weiter den Befehl, die Geschwüre unserer inneren Vrunnenvergiftung und der Vergiftung des Auslandes auszubrennen bis auf das rohe Fleisch. Und ich gab weiter den Befehl, bei jedem Versuch des Widerstandes der Meuterer gegen ihre Verhaftung diese sofort mit der Waffe niederzumachen.

Die Nation muß wissen, daß ihre Existenz und diese wird garantiert durch ihre innere Ord­nung und Sicherheit von niemandem ungestraft bedroht wird! Und es soll jeder für alle Zukunft wisse», daß, wenn er die Hand zum Schlage gegen den Staat erhebt, der sichere Tod sein Los ist. Und jeder Nationalsozialist muß wissen, daß kein Rang und keine Stellung ihn seiner persönlichen Verantwortung und damit seiner Strafe entzieht. Ich habe Tausende unserer früheren Gegner wegen ihrer Korruption verfolgt, ich würde mir innere Vorwürfe mache«, wenn ich gleiche Erscheinungen bei uns nun dulden würde.

Kein Volk und keine Staatsführung kann etwas dafür, wenn sich Kreaturen, wie wir sie in Deutschland als Kutisker usw. kannten, wie das französische Volk sie in einem Stavisky ken­nengelernt hat und wie wir sie heute wieder er­lebten, auftauchen, um sich an den Interessen einer Nation zu versündigen. Allein jedes Volk

Konspiratoren vernichtet wurden, als zehntau­send unschuldige SA-Männer aus der einen, zehntausend ebenso Unschuldige auf der anderen Seite verbluten zu lassen. Denn wenn die Aktion des Verbrechers Ernst in Berlin erst abzurollen begann, waren die Folge» ja unausdenkbar.

Wie das Operieren mit meinem Namen gewirkt hatte, ergab sich aus der beklemmenden Tatsache, daß es diesen Meuterern zum Beispiel gelungen war, in Berlin unter Berufung auf mich, von Polizeioffizieren sich für ihre Aktion 4 Panzer­wagen zu sichern, und daß weiter schon vorher die Verschwörer Heines und Hayn Polizeioffiziere in Sachsen und Schlesien unsicher machten, angesichts ihrer Aufforderung, bei der kommenden Ausein­andersetzung sich zwischen der SA. und den Hitler­feinden zu entscheiden.

Es war mir endlich klar, daß dem Stabschef nur ein einziger Mann entgegentreten konnte und entgegentreten mußte. Mir brach er die Treue und ich allein mußte ihn dafür zur Ver­antwortung ziehen!

li des Führers

ist selbst schuldig, wenn es nicht die Kraft findet, solch« Schädlinge zu vernichten. Wenn mir die Meinung entgegengehalten wird, daß nur ein gerichtliches Verfahren ein genaues Abwägen von Schuld und Sühne hätte ergeben können, so lege ich gegen dies« Auffassung feier­lich Protest »in.

Wer sich gegen Deutschland erhebt, treibt Landesverrat

Wer Landesverrat übt, soll nicht bestraft wer­den nach dem Umfang und Ausmaß seiner Tat, sondern nach seiner zutage getretenen Gesinnung. Wer sich untersteht, im inneren unter Bruch von Treue und Glauben und heiligen Versprechen eine Meuterei anzuzetteln, kann nichts anderes er­warten, als daß er selbst das erste Opfer sein wird. Ich habe nicht die Absicht, die schuldigen Kleinen erschießen zu lassen und die Großen zu schonen.

Ich habe nicht zu untersuchen, ob und wem von diesen Verschwörern, Hetzern, Destrukteuren und Brunnenvergiftern der deutschen öffentlichen Mei­nung und im weiteren Sinne der Weltmeinung ein zu hartes Los zugefügt wurde, sondern ich habe nur darüber zu wachen, datz das Los Deutschlands getragen werden kann. Ein aus­ländischer Journalist, der bei uns das Eastrecht genießt, protestiert im Namen der Frauen und Kinder der Erschossenen und erwartet aus ihren Reihen die Vergeltung.

Ich kann diesem Ehrenmanne nur eines zur Antwort geben: Frauen und Kinder sind stets die unschuldigen Opfer verbrecherischer Handlungen der Männer gewesen. Auch ich empfinde mit ihnen Mitleid, allein ich glaube, daß das Leid, das ihnen zugefügt worden ist, durch die Schuld dieser Män­ner, nur ein winziger Bruchteil ist gegenüber dem Leid, das vielleicht Zehntausende von deutschen Frauen getroffen hätte, wenn diese Tat gelungen wäre.

Ein ausländischer Diplomat erklärt, daß die Zu­sammenkunft mit Schleicher und RSHm selbstver­ständlich ganz harmloser Natur gewesen wäre. Ich habe mich darüber mit niemandem z« unterhalte». Die Auffassungen über das, was harmlos ist und was nicht, werden sich auf politischem Gebiet nie­mals decke«.

Wenn aber drei Hochverräter in Deutschland mit einem auswärtigen Staatsmann eine Zusam­menkunft vereinbaren und durchführen, die sie selbst alsdienstlich" bezeichnen, unter Fernhal- tung des Personals durchführen und mir durch strengsten Befehl verheimlichen, dann lasse ich solche Männer totschießen, auch wenn es zutreffend sein sollte, daß bei einer vor mir so verborgenen Beratung nur über Witterung, alte Münzen und dergleichen gesprochen worden sein soll.

Die Sühne für diese Verbrechen

planmäßige Bearbeitung des Auslandes

in dem Sinne vorgenommen wurde, daß in Deutschland die Revolution der eigentlichen Nationalsozialisten vor der Tür stünde und das bestehende Regiment nicht mehr zum Handeln fähig sei. General von Bredow, der als außen­politischer Agent des Generals von Schleicher diese Verbindungen besorgte, arbeitete nun ent­sprechend der Tätigkeit derjenigen reaktionären Zirkel, die, ohne mit dieser Verschwörung viel­leicht direkt im Zusammenhange zu stehen, sich zum bereitwilligen unterirdischen Meldekopf für das Ausland mißbrauchen ließen.

Ende Juni war ich daher entschlossen, dieser unmöglichen Entwicklung ein Ende zu setzen, und zwar ehe noch das Blut von zehntausende Un­schuldigen die Katastrophe besiegeln würde. Da die Gefahr und die auf allen lastende Spannung allmählich unerträglich geworden war und Partei­stellen und Staatsstellen pflichtgemäß Abwehr­maßnahmen treffen mußten, erschien mir die eigenartige plötzliche Verlängerung des Dienstes vor dem SA.-Urlaub bedenklich und ich entschloß mich daher Sonnabend, den 30. Juni

den Stabschef seines Amtes zu entheben,

zunächst in Verwahrung zu nehmen und eine An­zahl von SA.-Führern, deren Verbrechen klar zu­tage lag, zu verhaften.

Da es zweifelhaft war, ob angesichts der dro­henden Zuspitzung Stabschef Rohm überhaupt noch nach Berlin oder anderswohin gekommen wäre, entschloß ich mich, zu einer nach Wiessee angesetz­ten SA.-Führerbesprechung persönlich zu fahren, bauend auf die Autorität meiner Person und aus meine wenn notwendig immer vorhanden gewesene Entschlußkraft, wollte ich dort um 12 Uhr mittags den Stabschef seiner Stellung entheben, die Haupt­schuldigen SA.-Führer verhaften und in einem eindringlichen Appell die übrigen zu ihrer Pflicht zurückrufen.

Wie Berlin erobert werden sollte

Im Laufe des 29. Juni erhielt ich aber so be­drohliche Nachrichten über

letzte Vorbereitungen zur Aktion,

daß ich mittags die Besichtigung der Arbeitslager in Westfalen abbrechen mußte, um mich für alle Fälle bereitzuhalten. Um 1 Uhr nachts erhielt ich

war eine schwere und harte, 19 höhere SA.- Führer, 31 SA-Führer und SA.-Augöhörige wurden erschossen, ebenso drei SS.-Führer als Mitbeteiligte am Komplott, 13 SA.-Führer und Zivilpersonen, die bei der Verhaftung Widerstand versuchten, mußten dabei ihr Leben lassen. Drei weitere endeten durch Selbstmord.

Fünf nicht SA.-Angehörige, aber Partei­genossen, wurden wegen Beteiligung erschossen. Endlich wurden noch erschossen drei SS.-Ange- hörige, die sich eine schändliche Mißhandlung gegenüber Schutzhäftlingen zuschulden kommen ließen.

Um zu verhindern, daß die politische Leiden­schaft und Empörung an weiteren Belasteten zur Lynchjustiz greifen konnte, wurde, nachdem die Gefahr beseitigt und die Revolte als niederge­brochen gelten konnte, noch am Sonntag, dem 1. Juli, der strengste Befehl gegeben, jede weitere Vergeltung zu unterlassen. Es ist damit seit Sonntag, dem 1. Juli, nachts, der normale Zu­stand wieder hergestellt. Ein« Anzahl von Ge­walttaten, die mit dieser Aktion in keinem Zu­sammenhang stehen, werden den normalen Ge­richten zur Aburteilung übergeben.

So schwer diese Opfer auch sein mögen, sie find dann keine vergeblichen, wen» aus ihnen einmal für immer die Ueberzeugung kommt, daß jeder Versuch eines Hoch- oder Landesverrats ohne An­sehen der Person gebrochen werden wird. Ich hoffe dabei zuversichtlich, daß, wenn mich das Schicksal zu irgendeiner Stunde von meinem Platze abrufen würde, mein Nachfolger nicht an­ders handelt, und, falls auch dieser den Platz räumen müßte, der dritte hinter uns mit nicht minderer Entschlossenheit die Sicher­heit von Volk und Nation wahrzunehmen bereit ist.

Gegen die Lügenmeldungen der Auslandspresse

Wenn in den nun hinter uns liegenden 2 Wochen ein Teil der ausländischen Presse an Stelle jeder objektiven und gerechten Berichter­stattung die Welt mit unwahren und unrichtigen Behauptungen und Meldungen überschwemmte, dann kann ich den Einwand nicht gelten lassen, daß andere Nachrichten eben nicht zu erhalten ge­wesen wären.

Es hätte in den meisten Fällen nur eines kurzen Telefonanrufes an die zuständigen Stellen bedurft, um sofort die Haltlosigkeit der meisten dieser Be­hauptungen aufzuklären. Wenn insbesondere ver­breitet wurde, es seien auch Mitglieder des Reichs­kabinetts unter den Opfern oder Verschwörern, so wäre es unschwer gewesen, festzustellen, daß oas Gegenteil der Fall war. Die Behauptung, daß Vizekanzler von Papen, Minister Seldte, oder an­dere Herren des Reichskabinetts mit den Meu­terern eine Verbindung gehabt hätten, wird am schärfsten widerlegt durch die Tatsache, daß eine der ersten Absichten der Meuterer unter anderem der Mord an diesen Männern war. Ebenso sind frei erfunden alle Nachrichten über eine Beteili­gung irgendwelcher deutscher Prinzen oder über deren Verfolgung.

Wenn endlich in den letzten Tagen ein englisches Blatt zu berichten weiß, daß ich nunmehr einen Nervenzusammenbruch bekommen hätte, so wäre auch hier durch eine kleine Anfrage die Wahrheit sofort zu erlangen gewesen. Ich kann diesen besorg­ten Berichterstattern nur versichern, daß ich weder im Kriege noch nach ihm jemals einen solchen Zu­sammenbrach erlitt, wohl aber habe ich diesmal er­litten den schwersten Zusammenbruch von Treu und Glauben, die ich in einen Mann setzte, vor den ich mich einst selbst bis zum letzten gestellt, ja für den ich mich geradezu aufgeopfert hatte.

Wenn die SS. mit innerlich wehem Gefühl in diesen Tagen ihre höchste Pflicht erfüllte, dann war nicht minder anständig aber auch das Ver­halten der Millionen braver SA.-Männer und SA.-Führer, die außer dieser Gemeinschaft des Verrats stehend, keine Sekunde in ihrer Pflicht­auffassung wankend wurden. Dies gibt mit die Ueberzeugung, daß es dem nunmehrigen Stabschef der SA., mit dem mich das Band alter Kampfgemeinschaft verbindet, endlich ge­lingen wird, die Organisationen entsprechend mei­nen Richtlinien zu verjüngen und zu einem noch stärkeren Gliede der Bewegung zu machen. Denn niemals werde ich einwilligen, daß etwas zer­stört wird, das nicht nur mit dem Kämpfen und dem Siege der nationalsozialistischen Bewegung für immer untrennbar verbunden bleibt, sondern das auch ein unmeßbares Verdienst an der Ge­staltung des neuen Reiches besitzt.

Die SA. hat in diesen für sie wie für mich schwersten Tagen ihre innere Treue bewahrt. Sie hat damit zum dritten Mal unter Beweis gestellt, datz sie mein ist, genau so, wie ich es jederzeit unter Beweis stellen werde, daß ich meinen SA.- Männern gehöre. In wenigen Wochen wird das braune Hemd wieder die deutschen Straßen be­herrschen und jedem eindeutig zu verstehen geben, daß das nationalsozialistische Land nur noch stär­ker lebt, indem es eine schwere Not überwand.

Als im März des vergangenen Jahres unsere junge RevoTUiion durch Deutschland brauste, war es mein höchstes Bemühen, so wenig als möglich Blut zu vergießen. Millionen meiner ehemaligen Gegner habe ich für den neuen Staat und namens der nationalsozialistischen Partei einen General­pardon angeboten, Millionen von ihnen sind seit­dem zu uns gestoßen und arbeiten am Neubau des Reiches getreulich mit. Ich hoffte, daß es nicht mehr nötig sein würde, diesen Staat noch einmal mit der Waffe in der Hand verteidigen zu müs­sen. Indem das Schicksal uns diese Prüfung nun dennoch auferlegte, wollen wir uns aber alle ge­loben, umso fanatischer festzuhalten, das, was mit soviel Blut unserer besten Männer erst erkämpft und heute wieder durch Blut deutscher Volksge­nossen erhalten werden mußte.

So wie ich vor anderthalb Jahren unseren da­maligen Gegnern die Versöhnung angeboten habe, so möchte ich auch all denen, die mitschuldig waren an dieser Wahnsinnshandlung, von jetzt ab eben­falls das Vergessen ansagen. Mögen sie alle in sich gehen und in Erinnerung an diese trau­rige Not unserer neuen deutschen Geschichte sich mit aller Kraft der Wiedergutmachung widmen. Mögen sie jetzt sicherer als früher die große Auf­gabe erkennen, die uns das Schicksal stellt und die nicht gelöst wird durch Bürgerkrieg und Chaos. Mögen sie sich alle verantwortlich fühlen für das kostbarste Gut, das es für das deutsche Volk geben kann: Die innere Ordnung und den inneren und äußeren Frieden. Sowie ich bereit bin, vor der Geschichte die Verant­wortung zu übernehmen für die 24 Stunden der bittersten Entschlüsse meines Lebens, in denen mich das Schicksal wieder gelehrt hat, in banger Sorge mit jedem Gedanken das Teuerste zu umkrallen, was uns auf dieser Welt gegeben ist:

Das deutsche Volk und deutsche Reich!

Die Rede Görlngs

Nachdem der Führer seine Rede gehalten hatte, nahm Reichstagspräsident Göring das Wort. Er führte etwa aus:

Mein Führer! Kameraden! Nachstehen wir alle unter dem gewaltigen Eindruck der Ausführungen unseres Führers. Er hat Rechenschaft abgelegt vor dem deutschen Volk, das Sie hier vertreten. Sie haben noch einmal die furchtbaren schweren Stun­den erleben können, in denen der Führer uns allen und dem deutschen Volke wiederum Retter geworden ist.

Die Aufdeckung der Revolte hat der Führer selbst in lebendigen Farben geschildert. Er bewies, daß es verschiedene Kräfte gewesen sind, negativ eingestellte, widerstrebende Kräfte, uneinig in sich, fanden sich doch zur Geschlossenheit im Negativen, den heutigen Staat und damit den Nationalsozia­lismus zu vernichten. Wenn auch das erste nicht geglückt wäre, so hätte doch, wie der Führer es geschildert hat, das negative Wirken zu einem furchtbaren Chaos geführt. Ich selbst, meine Ka­meraden, hatte oft Gelegenheit, in schwerer Sorge dem Führer Vortrug zu halten über die zahllosen Beweismittel, die nach und nach bei uns ein­gingen.

Ich habe auch alle die Versuche miterlebt, das Ringen um die Seele dieser Verlorenen. Ich sel­ber hatte Gelegenheit, noch einmal vor etwa zwei Monaten den Stabschef inständig, fast auf den Knie« zu bitten, dem Führer und dem deut­sche« Volke nicht die Treue zu brechen. Mit lachendem Darüberhinwegsehen war er in dieser Stunde schon entschlossen, den Dolchstoß auszu­führen. Ich habe aber auch erlebt, wie immer wieder der Führer jedes Verdienst, und mochte es auch noch so klein sein, in die Waagschale geworfen hat, und immer wieder versuchte, doch noch das Gute herauszu­bringen, und er hat ihnen hoch angerechnet, was sie einst für die Bewegung getan haben, als aber dann gewogen wurde, da lag in der anderen Schals die Not des Volkes, und sie wog stärker, und sie mußte dem Führer um unseres Volkes willen das Schwert in die Hand drücken, und das hat er geführt. Ich habe aber auch erleben können die furchtbaren Stunden des Leidens des Führers darum, daß die Treue gebrochen wurde von einem Mann, dem er selbst das Vorbild letzter Mannestreue vor uns allen gegeben hat. (Leb­haftes Bravo und Händeklatschen.)

Wir können und dürfen dem Schicksal und dem Allmächtigen danken, daß trotz dieser furchtbaren Not, .trotz dieses einzigartigen Vertrauensbruchs der Führer heute wieder ein einziges leuchtendes Bekenntnis seines Glaubens und seines Vertrau­ens zu seinen Getreuen und zu seinem Volk abge­legt hat. Wer könnte es ihm übel nehmen, wenn er in Zukunft in einsamer Verbitterung regieren würde. Aus allen seinen Worten und Taten sprach dagegen wieder die Leidenschaftlichkeit seines Her­zens, das nur für Deutschland und immer wieder für Deutschland schlägt.

Das deutsche Volk aber weiß heute, daß es be­ruhigt leben und ruhig schaffen kann. Das deutsche Volk weiß, je größer die Not, desto stärker immer der Führer. Das deutsche Volk weiß aber auch, daß, wenn die Not schier unüberwindlich er­scheint, immer wieder der stahlharte Entschluß des Führers diese Not gemeistert hat und jede künf­tige meistern wird.

Der persönliche Einsatz ist es auch hier gewesen und, wie der Führer vorhin sagte, nur ein Mann konnte den Verschwörern entgegentreten, so wisse» wir, es wird immer und zu allen Zeiten derselbe Mann sein, der immer wieder an der Spitze aller Not und allen Gegnern entgegen­treten wird. (Stürmischer Beifall).

Darum glaube ich das eine, Kameraden, ihr habt es selbst in diesen Tagen und Wochen erlebt und heute erleben wir es fast zu jeder Stunde, in der wir im Volke stehen: Von allen Seiten kommen uns die Volksgenossen leuchtenden Auges entgegen mit einem einzigen

Ausschrei der Befreiung

denn jeder hatte unwillkürlich diese furchtbare Not und diesen Alpdruck empfunden Es war ja beinahe kein Arbeiten mehr möglich, wenn man nicht sicher war, jeden Augenblick von Meuterern

ausgehoben zu werden. Wie war es möglich, von Nationalsozialismus zu predigen, wenn Füh. rer dieser Bewegung selbst durch ihr Beispiel alles ins Gegenteil gekehrt haben.

Darum wissen wir das eine, daß das Volk das empfindet und fühlt: daß es seine Rettung dem Führer verdankt. Nie war die Begeisterung so ehrlich wie heute, das hat vielleicht das des letzten Deutschen, der noch abseits stand, ge, wonnen: hier werden die Schuldigen gefaßt, nicht der Kleine wird gehängt, sondern der Grogs kommt an das Schwert.

Mit diesem furchtbaren Beispiel, das wir alle aufs tiefste bedauern, ist eine Gerechtigkeit stahl, hart dem ganzen Volke als Fundament gegeben, und wenn heute das Volk aufatmet in diesem einzigartigen Bewußtsein geborgener Eerechtig. -keit und Sicherheit, so weiß es, datz all das für das Volk geschieht.

Wiederholung der Führerrede!

Die Rede des Führers wird durch die fern­gesteuerte Lautsprecheranlage heute morgen 19 Uhr aus den Plätzen Danziger Freiheit, Domshof. Weser-Stadion, Grünenkamp und Tivoli-Garten wiederholt.

Wenn es empfindet, daß das ganze Arbeiten und Denken des Führers nur dem Volke selbst gilt, dann kann und wird das Volk dieses ver. gälten durch unauslöschliche Dankbar­keit und Treue gegenüber dem Manne, der sich für jeden einzelnen Volksgenossen in Äiick« reißen lassen würde, wenn er angegriffen wird. (Stürmischer Beifall). Deshalb wissen wir, datz die Treue nach wie vor das feste Fundament bildet, auf dem wir anzubauen hoben. Und das Vertrauen, das nicht nur die alten Kämpfer, sondern das ganze deutsche Volk ihm entgegen­bringt, das ist wohl das kostbarste, das ein Mensch auf Erden sich erwerben kann.

Sie haben, so erklärte Göring zum Führer ge­wendet, es geschafft. Sie besitzen das Vertraue», und von dem Vertrauen aus ist es Ihnen mög­lich, das zu tun, was zum Aufbau Deutschland, nötig ist. Dieses Vertrauen aber auch ist die Plattform, auf der heute Deutschland steht. Wer daran rüttelt und es zerstören will, begeht mehr als Hoch- und Landesverrat. Da» ist das ge­waltigste Verbrechen, und derjenige, der es be­geht, mutz vernichtet werden, denn er stürzt d« Fundament, auf dem Deutschland heute steht. - (Stürmischer Beifall.)

Wenn heute der Reichstag beschließt: Der Reichstag billigt die Erklärung der Reichsregie­rung und dankt dem Reichskanzler für seine tat­kräftige und entschlossene Rettung des Vaterlandes vor Bürgerkrieg und Chaos, so ist das nur der Ausdruck dessen, was heute das ganze Volk, Mann für Mann und Frau für Frau, erklären würde. Und wenn heute das Ausland glaubt, das Chaos breche über Deutschland herein, so erwidert Las deutsche Volk darauf mit dem einzigen Aufschrei:

Wir alle billigen immer das, was unser Führer tut. (Brausender Beifall). Damit ist die heutig' Sitzung geschlossen.

Entschließung des Reichstags

Berlin, 13. Juli

Die vom Reichstagspräsidenten Göring vor­gelesene und vom Reichstag unter stürmischem Jubel angenommene Entschließung Dr. Frick und Genossen hat folgenden Wortlaut:

Der Reichstag wolle beschließen: Der Reichstag billigt die Erklärung der Reichsregierung und dankt dem Reichskanzler für seine tatkräftige und entschlossene Rettung des Vaterlandes vor Bür­gerkrieg und Chaos."

Achtung, politische Letter der Kreisinspektion 2

Der Empfang der Freunde des neuen Deutsch­lands aus USA. erfolgt entgegen gestrigen Mel­dungen nicht um 11,3» Uhr, sondern heute um 14,87 Uhr. Antreten der bestellten politi­sche» Leiter der Ortsgruppen Neustadt-Nord, Neu­stadt-Süd, Vuntentor und Woltmershausen mit der Kreisfahne pünktlich um 14,3» Uhr vor dem Lloyd-Wartesaal. Politische Leiter aus andere« Inspektionen können sich au dem Empfang be­teiligen.

Eine Geste gegen Deutschland

Abberufung des Gesandten Tauschitz

Wie», 13. 2uli

Die amtlicheWiener Zeitung" tritt der M fassung entgegen, daß die Abberufung des Ber­liner Gesandten Tauschitz eine diplomatische Esst! gegenüber Deutschland sei. Das Blatt schreib in der auswärtigen Presse seien Kombinationei laut geworden, die mit Rücksicht auf die Berufn« des Berliner Gesandten Tauschitz gewisse Aende­rungen in der auswärtigen Politik Oesterreich-> vermuten. Demgegenüber sei festzustellen, d«. die Richtlinien der österreichischen Diplomatie n«- verändert bleiben. Die Argumente der Piesl-- seien in keiner Weise stichhaltig. Zu passend» Zeit werde der Berliner Eesandschaftsposten be­setzt werden. Die Aufzählung von Kandidat» für dieses Amt sei augenblicklich müßig.

Deutsche Torpedoboote in ^ Schweden

Stockholm, 13. M

Die deutsche erste Torpedoboots-HalbflotM

unter Korvettenkapitän Hans Bütow traf ^ Mittwochvormittag im schwedischen Hafen Läden, tälje ein. Die Halbffottille besteht aus den Boote». G 7",E 8".E 10" undG 11". Die Besatzung- , der Boote haben eine längere Ausbildungsz-" hinter sich; Zweck des Aufenthaltes in Södertal ist Erholung und Ausspannung der MannM von ihrem anstrengenden Dienst. Am unternahm ein Teil der Besatzungen einen » flug nach Stockholm. Am Montag werden Boote die schwedischen Gewässer wieder verW

Zum SS.-Eruppensührer ernannt.

stelle des SS.-Oberabschnittes Nordost teil ! Bei der SS.-Fiihrerbesprechung am 13. o .

Berlin wurde der Führer des SS-Obera-^, Nordost, SS.-Brigadefllhrer von dem lewski, vom Führer persönlich zum ---'' penführer ernannt.

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