Donnerstag, den 5. Juli 1934
Bremer Zeitung
Nr. 183 Jahrgang 1934
verstand gesegnet ist, kann nur der wohlgemeinte Rat gegeben werden: Hüte deine Zunge!
Was heute die Öffentlichkeit interessieren kann und an sich kein Geheimnis bleiben wird, ist das landesverräterische Treiben des bei der Verhaftung ums Leben gekommenen Generals Schleicher. Schleicher hatte in seiner ganzen politischen Laufbahn seinen Namen in die Tat umgesetzt. Er war ein Schleicher und ein Intrigant schlimmster Sorte. Daß er im Januar 1933 von Hitler gestürzt wurde, hat er diesem nie vergessen und deshalb trachtete er danach, Rache zu nehmen. Zur Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne war ihm kein Mittel schlecht genug und die Öffentlichkeit wird sehr erstaunt sein, heute zu erfahren, daß dieser „deutsche" General in den jüdischen Emigrantenblättern ein beliebter Mitarbeiter gewesen ist. Er hat in diesen Blättern über die deutsche Regierung die tollsten Gerüchte verbreitet und Mittel und Wege gefunden, bei auswärtigen Regierungen Stimmung gegen die Regierung Hitler zu erzeugen.
Noch gefährlicher waren, wie das „Berliner 12 Uhr-Blatt" von gutinformierter Stelle erfährt, die innerpolitischen Pläne Schleichers. Er arbeitete noch immer an der Errichtung eines sagenhaften „sozialen Staates", unter dem sich niemand etwas vorstellen kann, und dessen Struktur ihm wohl selbst nicht näher bekannt war. Da er von vornherein damit rechnen mußte, daß das Volk gegen ihn stand, wollte er sich wieder auf die Armee stützen, von der er in voller Ver- kennung der Tatsachen annahm, sie würde ihm
Gefolgschaft leisten. Im Schutz der Bajonette sollten dann weiter der Parlamentarismus wiederhergestellt und die politischen Parteien mit ihrem Gezänk und ihren Korruptionsgelüsten von neuem aus das Volk losgelassen werden. Ein Zeichen dafür, eine wie wenig günstige Meinung Herr von Schleicher von sich selbst und den führenden Köpfen seines Anhanges hatte, beweist die von der Auslandspresse verbreitete Nachricht, daß man Adolf Hitler zwingen wollte, in der neuen Regierung der Hochverräter zu verbleiben und die Durchführung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen zu übernehmen, so wie bisher Herr von Schleicher bereits als Reichskanzler alles versucht hatte, sich den Führer der nationalsozialistischen Bewegung durch Drohungen und Lockungen gefügig zu machen und für sich arbeiten zu lassen.
Ganz nebenbei sei noch erwähnt, daß im Besitz eines der Aufrührer eine „Schuß liste" gefunden wurde, nach der im Falle des geplanten Putsches maßgebende Persönlichkeiten der Reichsregierung und anderer Dienststellen der Behörden und der Partei beseitigt werden sollten.
So sahen diese Leute aus, gegen die die Staatsnotwehr eingesetzt werden mußte. Phantasten, zügellos Ehrgeizige, krankhaft Veranlagte — kurz gesagt Minderwertige — wollten das Volk in neues Elend stürzen. Besser, es kräht kein Hahn mehr um jene Narren, als daß ein einziger braver Deutscher für sie oder gegen sie geopfert worden wäre.
Aufbesserung der Kriegsrenten
Erläuterungen zu den neuen Gesetzen
Berlin, 4. Juli.
Reichsarbeitsminister Ssldte machte vor Pressevertretern nähere Ausführungen über den am 3. Juli 1934 von der Reichsregierung verabschiedeten Entwurf eines Gesetzes über Aenderungen auf dem Gebiete der Reichsversorgung. Einleitend betonte er, daß er gerade diesem Gesetz seine ganze Liebe zugewandt hätte, da es sich hier darum Handels, den Opfern des Weltkrieges einen Teil der Dankesschuld des Vaterlandes abzustatten. Er führte dann u. a. aus:
Eine Frontzulage von 60 RM. jährlich erhalten vom 1. Juli 1934 ab Beschädigte, die infolge von Kriegsdienstbeschädigung eine Rente von 79 v. H. oder mehr beziehen, sowie Beschädigte, die das SO. Lebensjahr vollendet haben und eine Rente von 39 bis 69 v. H. beziehen. Die Renten von Witwen, die das 89. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, wird vom 1. Juli 1934 ab von 59 auf 69 v. H. der Vollrente des Verstorbenen erhöht. Im übrigen sind die Vorschriften über die Gewährung der Zusatzrente für Schwerbeschädigte, Witwen und Waisen günstiger gestaltet und wesentlich vereinfacht worden. Der Schutz des Schwerbeschädigten-Eesetzes, der bisher im allgemeinen nur dem Schwerbeschädigten zugute- kam, ist auf die Beschädigten mit einer Rente von 49 v. H. ausgedehnt worden.
Die Reichsregierung hat am 3. Juli 1934 ferner den Entwurf eines 5. Gesetzes zur Aenderung
des Gesetzes über das Verfahren in Versorgungssachen verabschiedet. Das Gesetz bezweckt in erster Linie eine Vereinfachung und Beschleunigung des Verfahrens. Der Rekurs gegen die Urteile der Versorgungsgerichte wird beseitigt und künftig nur noch Berufung gegen die Bescheide der Verwaltungsbehörde zugelassen.
Die Entscheidung über Ansprüche auf die durch das Gesetz über Aenderungen auf dem Gebiete der Reichsversorgung eingeführte Frontzulage wird Ausschüssen, die bei den Hauptversorgungsämtern gebildet werden und bei denen Vertreter der Versorgungsberechtigten mitwirken, übertragen. Ferner soll als Vorsitzender oder Beisitzer der Spruchbehörden künftig nur bestellt werden, wer als Soldat in der deutschen Wehrmacht gedient hat, und zwar Kriegsteilnehmer, insbesondere Kriegsbeschädigte in erster Linie.
Neben diesen Aenderungen, die dauernd Geltung haben, enthält Artikel 2 des Gesetzes eine Vorschrift über die Aenderung rechtskräftiger Entscheidungen, die nur vorübergehend gelten soll und wieder aufgehoben werden wird. Durch sie wird die Möglichkeit geschaffen, zu Unrecht bewilligte Versorgungsgebührnisse zu entziehen oder herabzusetzen. Gegen die Bescheide ist die Berufung an das Reichsversorgungsgericht zulässig, dessen Entscheidung endgültig ist; es besteht daher volle Gewähr, daß begründete Rechte auf Versorgung nicht beeinträchtigt werden können.
Strenge Kontrolle der Gemeindefinanzen
Berlin, 4. Juli.
Zum Gemeindefiiranzgesetz haben der preußische Innen- und der Finanzminister weitere Ausführungsanweisungen erlassen, die bis ins einzelne eine strenge Kontrolle der gemeindlichen Finanz- und Wirtschaftsführung vorschreiben und damit größte Sauberkeit in der Gemeindeverwaltung gewährleisten. Als Hauptaufgabe der gemeindlichen Rechnungspriifungsämter wird u. a. festgestellt, daß bei der laufenden Prüfung der Einhaltung des Haushaltsplanes zu überwachen sei, daß die Ausgabemittel nur soweit und nicht eher in Anspruch genommen werden, als bei sparsamer und wirtschaftlicher Verwaltungsführung erforderlich ist. Gleichzeitig sind die Belege zu prüfen, ob sie zweifelsfrei sind.
Auch mutz festgestellt werden, ob die Lieferung oder Leistung mit den Angaben auf den Belegen übereinstimmt und tatsächlich erreicht ist. Die Prüfung der Wirtschaftlichkeit muß auch feststellen, ob bei den Ausgaben das Eemeindeintsresse nach jeder Richtung gewahrt wird. Ferner ist die Vermögenswirtschaft eingehend zu prüfen und gegebenenfalls darauf hinzuwirken, daß unwirtschaftliche und entbehrliche Vermögenswerte der Gemeinden abgestoßen werden. Die Entlastung der Aufsichtsbehörden erfolgt nur bei völliger Klärung der Ordnung der Eemeindewirtschaft. Die überörtlichen Gemetndeprüfungsämter haben jährlich Ordnungsprüfungen vorzunehmen.
Sechs Monate Gefängnis für Hermes beantragt
Berlin, 4. Juli.
2m Prozeß gegen Dr. Hermes hielt am Mittwoch der Staatsanwalt nach beinahe achtwöchiger Verhandlung sein Plädoyer. Der Vertreter der Anklagebehörde kam zum Schluß seiner Ausführungen zu dem Ergebnis, daß Dr. Hermes selbst bei außerordentlich weitherziger Auslegung objektiv und subjektiv der Untreue schuldig sei, weil er mindestens 499 999 Mark bestimmungswidrig verwandt habe. Der Staatsanwalt beantragte, gegen Dr. Hermes eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten zu erkennen. Die bereits erlittene Untersuchungshaft soll angerechnet werden.
Der Führer wieder in Berlin. Der Führer traf am 4. Juli, um 13.25 Uhr, aus Ostpreußen kommend wieder auf dem Flughafen Tempelhof ein und begab sich sofort in die Reichskanzlei.
Reichswohnungskonferenz in München. Staatssekretär Feder hat in seiner Eigenschaft als Reichskommissar für das Siedlungswesen die Vertreter der Länder, der Gemeinden und des Heimstättenamts der NSDAP. für den 9. und 19. Juli nach München zu einer Reichswohnungskonferenz eingeladen.
Zusammenstöße mit Dockarbeitern in Sa» Franzisko. Aus Sän Franzisko wird gemeldet: Streikende Dockarbeiter, die die Entladung von Dampfern zu hindern suchten, mußten von der Polizei mit Schüssen und Tränengas- bomben zurückgetrieben werden; eine größere Anzahl von ihnen wurde verletzt. Auch in anderen Hafenstädten der Pazifikküste kam es zu Zusammen,wtzen.
Oesterreich
ruft nach einem Führer
Ein deutscher Industrieller, der kürzlich eine Geschäftsreise durch Oesterreich unternahm und seinen Wagen vor einem Haufe stehenließ, fand in demselben einen Zettel vor, auf welchem folgender Text, der treffend die Stimmung in Oesterreich widerspiegelt, zu lesen war:
„Ein verzweifeltes Oesterreich ruft nach seinem Führer, dem deutschen Reichskanzler. Wir geloben Treue dem deutschen Vruderreich! Deutschland bleibe stark im Kampfe. Oesterreichs letzte Hossnungl Mit Hitler für ein neues Reich!
Erutz der deutschen SA. Heil Hitler."
ll. k. N.
Wiener Beamtenrechtö - Reform
Wien, 4. Juli.
Nach einem neuen vom Bundeskommissar für Personalangelegenheiten, Dr. Fleisch, veröffentlichten Erlaß wird gegenwärtig eine vollständige Reform des Beamtenrechts durchgeführt. Danach wird eine Probezeit für sämtliche öffentliche Angestellte mit einer Laufzeit von zehn Jahren, bei Beamten mit Hochschulbildung von sechs Jahren festgelegt. Während dieser Zeit haben Beamte und Angestellte Beweise ihrer vaterländischen Gesinnung .zu erbringen. Nur solche Beamte sollen endgültig angestellt werden, die von den vorgesetzten Behörden die Bestätigung ihrer Eignung erhalten haben. Ferner wrd durch die Reform der Posten von Verwaltungs- infpektoren eingeführt, die den Dienstbetrieb bei den Aemtern überprüfen sollen. Somit wird eine neue Bürokratie in Oesterreich geschaffen, deren praktische Zweckmäßigkeit zunächst dahingestellt bleiben mutz, sofern darin nicht ausschließlich eine neue Kampfmaßnahms gegen die national eingestellte Beamtenschaft liegt.
Neue Entlassungen in Meine!
Memel, 4. Juli.
Im Zuge der eingeleiteten Entfenmwg von höheren deutschen Beamten des Memelgebiet>es sind auf Beschluß des Direktoriums Neizgys der Kreist verarzt Kutschbach und der Vorsitzende des Memeler Landgerichts Schneider entlassen worden. Die Entlassung Schneiders wird damit begründet, daß er die litauische Sprache nicht beherrsche. Neben diesen Maßnahmen werden auch die Verhaftungen und Bestrafungen fortgesetzt. So wurde auf Anordnung des Untersuchungsrichters von Schauten der Eerichtskanzlei- inspektor und Stadtverordnete Stürzenbecker festgenommen und ins Gefänignis eingeliefert. Der Memeler Kreissekvetär Schlußnaitis wurde vom Kommandanten des Memelgebietes wegen angeblicher Aufhetzung mit 399 Lit oder einem Monat Gefängnis bestraft.
General Sosnkowski fahrt nach Paris. In Erwiderung des Besuches des französischen Generals § Lebeney in Warschau wird sich demnächst der ^ Inspekteur der polnischen Armee General Sosnkowski nach Paris begeben. General Sosnkowski hat an den Warschauer Verhandlungen über die Abänderung der polnisch-französischen Militärkonvention mitgewirkt, die in Paris fortgesetzt werden dürften.
SJ. an» NSDAP. sind dasselbe
Die Unterredung mit dem ReichöjugendfWrer
(Fortsetzung von Seite 1)
Der intellektuelle Mensch ist leicht geneigt, den Wert der Handarbeit zu unterschätzen, ja, mitunter findet man durch ihn die Ansicht vertreten, daß körperliche Arbeit etwas gleichsam Mechanisches sei. Die Ausgaben, die im Reichsberusswettkampf gestellt und erfüllt wurden, zeigen, daß in jedem Beruf neben der handwerklichen Fertigkeit ein hohes Maß von Denkkraft notwendig ist, wenn wirklich Hervorrragendes geleistet werden soll.
Die Sieger des Reichsberufswettkampses wurden durch Adolf Hitler besonders ausgezeichnet; die Stadt Berlin, der Staat, die Bewegung, alle feierten die jungen Kämpfer i h r e s B e ru f e s. So hat der Reichsberufs- wettkampf auch seinerseits einen Teil mit dazu beigetragen, dem Begriff „Arbeiter" die stolze Bedeutung zu geben, die er heute hat. Das Soziale Amt der Reichsjugendführung wird den Berufswettkampf von nun an in jedem Jahr wiederholen, und ich bin heute schon fest davon überzeugt, daß die Ergebnisse dieses Jahres durch die von 1935 wesentlich übertroffen werden. Zwar hat der Junge keinen materiellen Vorteil durch diesen Kampf, aber vielleicht ist es gerade deswegen, weil er für Ehre und Ansehen der deutschen Berufsarbeit eintritt, daß er mit größerer Freude schafft, als wenn ihm sein Werkstück mit Gold ausgewogen würde. Wir Deutsche sind nun einmal geborene Idealisten. Wir müssen an diesen Idealismus bei jedem von uns appellieren, um Großes vollbringen zu können.
Ich habe aus dem Berufswettkampf aber noch ein anderes, Bitteres gelernt, nämlich, daß die Freizeitverhältnisse bei unserer Arbeiterjugend durch- ausunbefriedigendsind. Ich werde unablässig dafür arbeiten, um der deutschen Iungarbeiterschaft die Erholungsmöglichkeiten zu schaffen, die sie haben mutz. Ich hoffe, diese Frage bereits für das Jahr 1935 gelöst zu haben. Gerade der nationalsozialistische Staat hat für alles, was die Jungarbeiterschaft angeht, das größte Verständnis; er wird dem Jungarbeiter und der Jungarbeiterin die Möglichkeit geben, ihre im Be
rufsleben geschwächte Gesundheit völlig wiederherzustellen. Sie werden es verstehen, wenn ich über diese Pläne heute noch nicht mehr sage.
5. Frage : a) Es ist vor einiger Zeit in einem Gau der NSDAP. die Verfügung herausgekommen, bei den Dienststellen der PO. bewährte Hitler-Jungen als Atjntanten einzustellen,- ist bei vielleicht eine einheitliche Regelung für das ganze Reichsgebiet in Aussicht genommen, nnd was verspricht man sich seitens der Hitler- Jugend davon?
Antwort: a) Es ist allerdings zwischen Dr. Ler> und mir vor ganz kurzer Zeit durch ein Sonderabkommen eine einheitlkche Regelung für das ganze Reichsgebiet getroffen worden. Je enger die Verbindung zwischen Hitler-Jugend und Politischer Organisation wird, umso fester steht das Gebäude der nationalsozialistischen Bewegung. Gerade die Hitler-Jugend fühlt sich mit den alten Kämpfern des Nationalsozialismus' auf das engste verbunden. Es ist selbstverständlich, daß die Hitler-Jugend als weltanschauliche Erziehungsgemeinschaft in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei die organische Fortsetzung dieser Gemeinschaft sieht. Ich betrachte es als meine vornehmste Aufgabe als Führer der nationalsozialistischen Jugendbewegung, diese zu den alten Kämpfern der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei hinzuführen.
I>1 Wird sich der junge Revolutionär in dem Kreise ruhiger und bedächtiger Parteigenossen an der richtigen Stelle sühlen?
b) Soweit diese Parteigenossen selber revolutionär sind, selbstverständlich. Wenn ich an die alte Garde der NSDAP. denke, dann weiß ich, daß gerade diese auch an Jahren häufig ältesten Parteigenossen zugleich innerlich die jüngsten Revolutionäre unserer Bewegung sind. Mit diesen waren wir immer einig und werden wir immer einigsein. Wenn wir heute gegen manchen gleichgeschalteten oder Märzgefallenen Parteigenossen angehen, so stehen wir dabei Schulter an Schulter mit den alten Kämpfern der NSDAP. Hitlerjugend und Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei sind dasselbe.
Die Kabinettskrise in Japan
Zum Rücktritt des Kabinetts Gaitv
vo. Berlin, 4. Juli.
Aus Tokio ist die nicht sehr überraschende Nachricht gekommen, daß das japanische Kabinett Salto zurückgetreten ist. Den Grund hierfür soll die Tatsache bilden, daß einige hohe Beamte des Finanzministeriums, insbesondere der stellvertretende Finwnzminister Kurv da, in dem großen Aktienschieberskandal verwickelt sind, der seit einigen Wochen die Oeffentlichkeit beschäftigt. Ku- roda wird beschuldigt, mehreren hochgestellten Persönlichkeiten den Kauf von Aktien der japanischen Kunstseidsnindustrie, die im vorigen Jahre mit einem Schlage von 49 auf 159 Pen gestiegen waren, unter Marktpreis ermöglicht zu haben. In der Angelegenheit sind zahlreiche Persönlichkeiten, darunter auch Kuroda selbst, verhaftet worden. Der Skandal veranlaßte die Vereinigung der japanischen faschistischen Verbände Ende Mai zu einem ausgedehnten Propagandafeldzug gegen das Ministerium Saito, dessen sofortiger Rücktritt in mehr als 199 Versammlungen gefordert wurde. Die Regierung hoffte jedoch über die Krise hinwegzukommen. Nachdem aber in der vergangenen Woche der Justizminister Koyama dem Ministerpräsidenten mitteilen mußte, daß die letzten Ermittelungen oer Justizbehörden eine ernste Wendung im „Fall Kuroda" mit sich gebracht hätten, stand der Rücktritt des Eesomikabinetis fest.
Das Kabinett Saito war seit dem 25. Mai 1932 am Ruder- Es löste das Seijukai-Kabinett Jnukai ab, der einige Tage vorher von Marineoffizieren erschossen worden war. In den zehn Tagen, die Mischen dem Mord und der Neubildung der Regierung lagen, schien es zunächst zur Einsetzung eines Diktaturkabinetts unter Führung des Barons Hironuma, des Vorsitzenden der nationalsozialistischen Organisation „Schwarzer Drachen", kommen zu wollen. Schließlich erhielt ledoch der ftllhere Eeneralgouverneur von Korea, Admiral Saito, den Auftrag, als überparteilicher Regierungschef ein Kabinett der nationalen Konzentration zu bilden, dessen Mitglieder aus den Reihen der beiden größten japanischen Parteien, den konservativen, für eine scharfe Chinapolitik eintretenden Seijukai und den fortschrittlich-liberalen, eine gemäßigtere Außenpolitik befürwortenden Minseito auserwählt wurden. Infolge der zwischen diesen Parteien bestehenden Meinungsverschiedenheiten konnte die
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neue Regierung von Anfang an trotz der Sympathien, deren sich Admiral Saito in weitesten Kreisen des Volkes erfreute, nicht als sehr stabil bezeichnet werden. Daran änderte auch die im Septemer vorigen Jahres erfolgte Verständigung über die künftige Politik Japans zwischen den Minseito und den Seijukai nicht viel. In den 26 Monaten ihres Bestehens geriet die Regierung häufig durch den Rücktritt einzelner ihrer Mitglieder in eine mißliche Lage.
Schon einige Monate nach ihrem Amtsantritt wurde Außenminister Uschida durch Hirota ersetzt. Seit Beginn dieses Jahres häuften sich dann die Umbesetzungen. Im Januar verließ der Kriegsminister Araki seinen Posten, auf den Hayaschi berufen wurde. Einen Monat später traten der Handelsminister Nakajima und der Unterrichtsminister Hatoyama zurück. Im April reichte Kriegsminister Hayaschi sein Rück- trittsgesuch ein, dem allerdings nicht stattgegeben wurde. Jeder Ministerwechsel hatte eine Krisis für das Eesamtkabinett im Gefolge, doch gelang es Admiral Saito jedesmal, seine Stellung wieder zu festigen, bis ihm jetzt der Kuroda-Skandal zum Verhängnis geworden ist.
Es ist bemerkenswert, daß auch die Rücktrittsgesuche von Hatoyama und General Hayaschi im Zusammenhang mit Skandalassären standen. Hatoyama war im Parlament beschuldigt worden, Vestechungsgelder an Mitglieder der Sei- jukaipartei gezahlt zu haben. Hayaschi wollte sein Amt als Kriegsminister niederlegen, weil sein Bruder, der frühere Vizebürgermeister von Tokio, wegen Durch st echereien mit der Toki'o- ter Gasgesellschaft verurteilt worden war. Selbstverständlich wurden alle diese Dinge von den politischen Gegnern Saitos dazu benutzt, Stimmung gegen ihn und sein Kabinett zu machen und seinen Rücktritt zu fordern.
Es ist sehr wohl möglich, daß der Fall Kuroda nur der äußere Anlaß für den Rücktritt der Regierung gewesen ist. Man sprach schon vor geraumer Zeit von ernsten Unstimmigkeiten unter den Kabinettmitgliedern und im Zusammenhang damit von den Demissionsabsichten Saitos. Hinzu kam vielleicht, daß das Kabinett die innerpolitischen Ausgaben, die es sich gestellt Karte, nicht zu lösen vermochte und sich daher eine immer stärker werdende Mißstimmung gegen ^ie Regierung im Volke bemerkbar machte.
Auflösung der RGDR.
Bukarest, 4. Juli.
Der Ministerrat beschloß die Auflösung der Organisation der deutschen Minderheit, die gegen die Bestimmungen des Sondergesetzes zum Schutze des Staates verstoßen. Durch diesen Ministerratsbeschluß, sollen offenkundig die Organisationen der NEDR. (nationale Erneuerungsbewegung der Deutschen in Rumänien) getroffen werden. Die Auflösung der Verbände und Arbeitslager der NEDR. war s. Zt. von der Regierung im Wahlpakt mit der deutschen Parlamentspartei gegen Zusicherung des bisherigen deutschen Mandatsbesitzes ausbedungen worden. Im Wahlpakt war ferner die Umbenennung der sich nationalsozialistisch nennenden Partei, aber nicht deren Auflösung gefordert worden. Der jetzige Ministerratsbeschluß spricht auch nur von einer Auflösung der Organisationen. Es ist hiermit anzunehmen, daß nicht die Partei selber ausgelöst werden soll. Immerhin llberascht der Ministerratsbeschluß insofern, als die NEDR. in einer letzten in Kronstadt abgehaltenen Versammlung sich in besonders klarer und unzweideutiger Weise als loyale, st aatser haltende Partei innerhalb des rumänischen Staates erklärt hatte.
Barchous Londoner Reife
London, 4. Juli.
Der französische Außenminister Varthou wird am kommenden Sonntag nachmittag in Begleitung des französischen Kriegsministers Pietri zu seinem angekündigten Besuch in London eintrssfen. Die Unterredungen mit den britischen Ministern werden sich vor allem auf englischfranzösische Flottenfragen erstrecken. Barthou wird Besprechungen mit dem britischen Außenminister Sir John Simon am Montag vormittag im Foreign Office haben. Ferner wird er mit Baldwin zusammentreffen. Die Rückkehr nach Paris ist für Dienstag nachmittag vorgesehen. Wie in amtlichen Kreisen erklärt wird, entbehrt das Gerücht, wonach Barthou nach London kommen soll, um über ein englisch-französisches Bündnis zu verhandeln, jeglicher Grundlage.
In einer groß aufgemachten aber mit Vorsicht aufzunehmende Meldung sagt der marxistische ..Daily Hsrald". daß bei dem Besuch des fran zösischen Außenministers die augenblick lichen französischen Pläne besprochen werden sollten Macdonald, der der hauptsächlichste Gegner der französischen Pläne sei, sei augenblicklich auf seinem dreimonatigen Erholungsurlaub und damit kaltgestellt und der Kriegsminister Lord Hailsham, der ein großer Befürworter der französischen Pläne sei, entwickele sich
in der Abwesenheit Macdonalds immer mehr al? der Führer des englischen Kabinetts. Nach Fehlschlag des Völkerbundes und nachdem die Wertlosigkeit des Locarno-Paktes festgestellt worden sei, werde die wahre Sicherheit nur noch ^ einem militärischen Bündnis zwischen England und Frankreich gesehen. Zwischen dem englischen und den französischen militärischen Sachverstiin. digen seien die Verhandlungen bereits aufgenommen worden.
Gnowöens gegen Macdonald
London, 4. Juli.
Das Oberhaus war am Dienstagabend Zeuge von heftigen Angriffen des einstigen Schatzkanz. lers Lord Snowden gegen seinen früheren Freund, den Ministerpräsidenten Macdonald, aus Anlaß der im neuen Finanzgesetz vorgesehenen Widerrufungen der Landsteuern. Das englische Volk, so erklärte Snowden, sei betrogen worden, und Millionen von Wählern hätten ihr Vertrauen in die Ehrlichkeit ihrer Führer verloren. Da, Kabinett habe in Macdonald ein williges Instrument für die konservative Politik gefunden Es gebe kein Versprechen, das Macdonald nicht brechen werde, und keine Erniedrigung, der er sich nicht unterwerfe, wenn man ihm nur erlaube, sich Ministerpräsident zu nennen. Macdonald sei nur noch ein Werkzeug der Konservati, ven und werde jetzt als Ausstellungsstück auf den konservativen Rednertribünen gezeigt, nachdem er seine einstige sozialistische Ueberzeugung abgelegt habe.
Der Lordkanzler wies die Angriffe Snowden- als nicht in das Oberhaus passend aufs aller- schärfste zurück. Er erklärte dabei u. a.: „Der Ministerpräsident ermächtigt mich zu der Erklärung, daß er in einer Zeit der Krise keine andere Wahl hatte, als lebenslängliche Freunde ebenso wie manche seiner ihm am stärksten M Herzen liegenden Ziele für das Wohl des Vaterlandes zu opfern. Vielleicht war er im Unrch. ich glaube es aber nicht."
Höllenmaschine im Zustiz-Valast
Neue Sprengkörper-Explosion in Wien.
Wie«, 4 . Juli.
Im Justizpalast ist am Mittwochvormittag eine Höllenmaschine zur Explosion gebracht worden. Die Sitzung des Obersten Gerichtshofes ist unterbrochen worden. Auf den Gängen ist bedeutsamer Sachschaden angerichtet worden.
Der Ehef des Stabes an Hermann Göring
Berlin, 4. Juli.
Der Chef des Stabes, Lutze, hat aus München das nachstehende Telegramm an Ministerpräsident General Eöring gerichtet: „Ich danke Ihnen von Herzen und bin stolz darauf, in treuer Kameradschaft mit Ihnen einer der Treuesten unseres Führers sein zu können. Ich bin immer einer der alten SA. geblieben und diesen Geist wird die ganze SA. bald wieder haben. 2n echter Kameradschaft
Ihr Viktor Lutze".
Oberlinöober an die NSKOV.
Der Reichskriegsopferführer, Pg. HayW^Dbtzx, lindober, hat folgendes Rundschreiben an .alle-.Bp, zirke der NSKOV. erlassen:
„Man hat versucht, die Grundlagen des Staates, für den wir gekämpft und geblutet haben, zu zerstören. Unser Führer hat mit eiserner Hand in letzter Stunde das drohende Unheil abgewendet.
Das verpflichtet uns alte Soldaten, die um nicht nur dem Führer nnd Kanzler, sondern auch dem Kameraden aus dem großen Kriege mit heißem Herzen verbunden sind, aus all seinen Wegen troueste Gefolgschaft zu leisten.
Die Treue ist für alte Soldaten eine Selbstverständlichkeit. Es ergibt sich daraus die Verpflichtung, alle jene aus unseren Reihen auszu- stohen, die gegen die Treue sich versündigen sollten und die selbstverständliche Gefolgschaft der NSKOV. dem Führer gegenüber dadurch gefährden.
Wir deutschen Kriegsopfer und alten Soldaten haben immer unsere größte Ehre darin gesehen, Adolf Hitler treu zu sein. Wir werden es bleiben. Heil dem Führer."
Tagesbefehl an die Motor-GA
Der Chef des Kraftsahrwesens der SA. hat den folgenden Tagesbefehl an die Führer der MotorSA. und des NSKK. erlassen:
Vom „Großen Preis von Frankrei ch", dem ersten Auslandsstart der neuen deutschen Rennwagen zu meiner Dienststelle zurückgekehrt, bin ich stolz darauf, feststellen zu können, daß kein Führer der mir unterstellten Motor-SA.-Einheiten und des Korps durch die politischen Geschehnisse irgendwie belastet ist.
Die Arbeit der Dienststellen bleibt im Fluß.
Die unmittelbar bevorstehenden Sportveranstaltungen, so der „Große Preis von Deutschland" auf dem Nllrburg-Ring, die „2090-Kilometer- Fahrt durch Deutschland" finden Programm- und befehlsgemäß statt.
Desgleichen der für den 16. Juli vorbereitete Führerappell der Gruppenstaffelführer und Abteilungsführer des NSKK. in Koblenz.
Bei dieser Gelegenheit werde ich erneut die Grundsätze für das Dienen am Führer und Vaterland darlegen.
Noch schärfer wird meine Dienstaufsicht sein.
Noch eindeutiger werde ich die Grundsätze für den echten, wahren SA.-Eeist und den Inhalt der Treue umreißen.
Wer körperlich, geistig und sittlich den hohen Anforderungen, die an den gehobenen Führer gestellt werden müssen, nicht gewachsen ist, kann ein solcher nicht sein.
Was wir in Motor-SA. und Korps bisher leisteten, war sachliche Aufbauarbeit, deren Erfolg sichtbar, sie nahm uns ganz in Anspruch.
Unsere Treue zum Führer ist ein einmaliges Bekenntnis und für immer bindend.
Berlin, den 3. Juli 1934.
Der Chef des Kraftsahrwesens der SA Hühnlein,
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