Mittwoch, den 4. Juli 1934
Bremer Zeitung
Nr. 182 Jahrgang 1934
Der Mord an dem AmiswalLsr Elsholz
vor dem GvrsDemencht m Mefentz
Gvring an den Ehes des Stabes
Berlin, 3. Juli.
Ministerpräsident Eöring hat an den Thef des Stabes der SA., Lutze, folgendes Telegramm gerichtet:
Durch das Vertrauen des Führers sind Sie in schwerster Zeit als Stabschef der SA. berufen worden. Eine gewaltige Arbeit liegt vor Ihnen. Ich weist, dast es Ihrer Tatkraft und Treue gelingen wird, die Ihnen gestellte Aufgabe zu meistern, den Geist der alten SA. wieder herzustellen. Wir alten Kämpfer wollen in enger Kameradschaft für die Zukunft zusammenstehen als treueste Paladine unseres einzigen Führers. In treuer Kameradschaft
Ihr Hermann Eöring.
Der Lhes des Stabes an von Bivmderg
Berlin, 3. Juli.
Der Chef,.des Stabes der SA., Luge, hat an den Neichswehrmmister, Generaloberst von Blom- berg, folgendes Telegramm gerichtet:
„Herzlichen Dank für Glückwünsche. Im allen Sinn für Führer und Volk!
(gez.) Lutz«.
Kein Amformverbot
für den Chef des Ausbildungswesens und seine Organe
Berlin, 3. Juli.
Die Beurlaubung der SA. für den Monat Juli und das hierfür ausgesprochene Unisormverbot gelte» nicht für den Chef des Ausbildungswefens und seine Organe. Die Angehörige» der Stäbe und Schuten des Chefs des Ausbildungswefens sind daher berechtigt, den SA.-Dienstanzug zu tragen. Sie sind erkenntlich an einem am linken Aermelausfchlag zu tragenden drei Zentimeter breiten gelben Tuchstreifen mit dem Ausdruck „Chef A. W." und dem Dienststempel des Chefs des Ausbildungswesens. Die Polizeiorgane sind entsprechend unterwiesen worden.
Eine Erklärung des Reichswehrnttmstei'iums
Berlin. 8. Juli.
Zu den unsinnigen Gerüchten der Eniigranten- presse über eine Erschießung des Generals von Fritsch wird vom Reichswehrministerium erklärt, daß diese Nachricht jeder Grundlage entbehrt.
Me Pressestelle des Bischöflichen Ordinariats in Berlin teilt mit: Seine hochwürdigste Exzellenz der Herr Bischof Nikolas Bares ist ant Montag abend um 9.20 Uhr in Begleitung seines Sekretärs, eines Domvikars, von einer Firmungsreise aus Pommern in die Berliner Kurie zurückgekehrt. Der hochwllrdigsts Herr Bischof erfreut sich seiner vollsten Gesundheit.
Gruppenführer Beckerle an die SA. der Gruppe Hessen
Frankfurt (Main), 3. Juli. Der Führer der Gruppe Hessen, Gruppenführer Beckerle, erlaßt folgenden Aufruf an die SA.: „Wir haben schwere Stunden hinter uns, Stunden, die uns alle im tiefsten erschütterten, schien er uns doch so, als fallt« durch einige wenige, die nicht mehr zu uns gehören, in Frage gestellt werden, daß der Führer sich aus uns, seine SA., verlassen könne.
Meine Kameraden, es bedurfte keines Wortes von mir, um Euch an Eure einzige Pflicht zu erinnern, keines Wortes von Euch, um mir Euren blinden Gehorsam zum Führer zu versichern. Wir alle haben wie am ersten Tage, so für alle Zeit und bis zum letzten Blutstropfen nur einen Führer, den Führer unseres Volkes. So kenne ich Euch im ganzen Gebiet meiner Gruppe, wo ich mit so vielen von Euch kämpfend groß geworden bin. Und so war es selbstverständlich, daß Ihr wie ein Mann zusammenstandet zur Fahne und zum Führer.
Der Führer hat seine Richtlinien in zwölf Punkten herausgegeben, die uns allen aus dem Herzen gesprochen stich und deren Geist seit je auch der unsere war. Wir freuen uns und hoffen zuversichtlich, daß die strikte Befolgung seiner Gebote im Bereich der gesamten SA Deutschlands die letzten llnvollkommeuheiten austilgt und uns alle zu einem immer besser werdenden Machtmittel ist seiner Hand macht.
Der Leitgedanke der SA der Gruppe Hessen, den ich in drei Worten immer und immer wieder in Eure Herzen eingegraben habe, bleibt auch weiterhin bestehen: Blind« Treue zum Führer, aufopfernd« Kameradschaft, glühendes nationalsozialistisches Herz.
Meseritz, 3. Juli.
Vor dem Elbinger Sondergericht begann am Dienstagvormittag im Schwurgerichtssaal in Me- feritz der Prozeß gegen den Mörder Meißner aus Eollmütz sKr. Schwerin a. d. W.), der am i. Juni den Amtswalter der NSDAP. und Guts- iuspekror Kurt Elshokz aus Eollmütz aus politischen Beweggründen mit einem Fleischermesser ermordete. Zwischen Meißner und Elsholz hat es niemals eine persönliche Auseinandersetzung gegeben, zumal beide sich kaum kannten. Im Verlaufe der Untersuchung des Mordes wurden zehn weitere Personen festgenommen, von denen mehren« Mitglieder der „Deutsche Jugendtrast" sind. Sie stehen im Verdacht, den Mörder zu seiner Tar beeinflußt zu haben. Das Verfahren gegen diese Personen ist abgetrennt worden. Auf Grund der Untersuchung in dem Mordfall ist bekanntlich die „Deursche Jugendkraft" für das Kebidt der Grenzmark Posen/Westpreußen verboten worden. Die Anklagebehörde beim Sonder- gericht hat gegen den Mörder Anklage wegen Verbrechens gegen den Paragraphen 1 des Gesetzes znr Gewährleistung des Rechlssriedens vom 13. Oktober 1933 und wegen Verbrechens gegen den Paragraphen 211 des Strafgesetzbuches erhoben.
Unter großem Andrang des Publikums und der Presse eröffnete der Vorsitzende des Sonder- gerichts die Verhandlung. Wie groß das Jiuer- esse an dem Prozeß auch bei den zuständigen Regierungsstellen ist, beweist die Anwesenheit zahlreicher Behördenverireler im Derichtssaal. Nach dem Zeugeuaufruf und der Verlesung des Erössnungsbeschlussss und dem Hinweis aus die Zuständigkeit des Sondergerichics, da es ein politischer Prozeß sei, begann der Vorsitzende mit der Vernehmung des Angeklagten.
Der AngeNagte machte seine Aussagen völlig ruhig und ohne Spur von Reue und innerer Bewegung. Er überlegte alle leine Antworten ganz genau. Der Angeklagte ist im Februar 1932 bei der Gründung der Ortsgruppe Eollmütz der .Deutsche Juaendkrnst" in diese eingetreten und hat auch immer die Beiträge bezablt. Er füblte sich hier zuletzt als vollgültiges Mitglied der „Deutsche Jugendkraft"
Aus der weiteren Vernehmung ergibt sich das Bild, daß in Eollmütz von ber „Deutsche Juaend- ttaff" aufs schwerst« gegen die Ortsgrupve '»er RSDAP. gearbeitet morden ist Mitglieder der . Deutschei Jugendkraft" aus Berlin hal>en auf dem Sportplatz einmal die Hitler-Jugend überfallen. Das daranfbin ausgesprochene Verbot des Sportplatzes für ausmömioe Spieler, sollte dem ermordeten Amtswalter Elsholz in die Schuhe geschoben werden. In Kreisen der Mitglieder der „Deutsche ^ Jugendkraft" ist gesagt worden:
„Diese Bande müßte man totschlage»."
Auf ausdrückliches Befragen gibt der Angeklagte zu. dast er dieser Ueberzeugung zugestimmt habe. Er will auch gesagr haben, wenn Elsbolz ibm einmal in die Finger komme, werde es ihm schlimm gehen. Wenn der Angeklagte mit seinen Freunden von der Jugendkraft zusammenkam, sei immer gesagt worden, den Hund müßte man am besten totschlagen.
Der Angeklagte gab zu, daß keinerlei persönliche Reibereien zwischen ihm und dem Ermordeten bestanden hätten. Seinen .Haß gegen Eisholz konnte er immer nur wieder mit der Behauptung begründe». Elsholz habe angeblich eine Veranstaltung der Jugendkraft auf dem Sportplatz verhindert. Der Ermordete soll den Ausdruck
> . ...
.schwarze Hunde" gebraucht haben. Der Angeklagt« mußte aber aus Vorhalten des Vorsitzenden zugeben, daß er solchen Ausdruck niemals von Elsholz noch von einem anderen Partei- aenossen gehört habe.
Am Morgen des Mordtages verließ der Angeklagte nach einer Auseinandersetzung mit seinem Bruder, den elterlichen Hai. um sich angeblich das Leben zu nehmen. Bevor er das Hau- verließ, steckt? er tick ein Fleischermesser ein. Auf eine Frage des Vorsitzenden, zu welchem Zweck er es mitgenommen babe. erklärte der On- gekb'gte «r babe damit v?rlffndern wollen aus dem Wasser gerettet zu werden. da er ein zznter Schwimmer sei. Als ihm die Mutter das Messer weggenommen habe, habe er sich ein Fieffcher- messer geliehen.
Ueber den Mord sagte der Angeklagte u. a. aus, er sei aus den Gntshos gekommen und habe nach Elsholz gefragt. Als man ihn in dessen Wohnung verwiesen habe. sei er mit den Worten ins Zimmer getreten: „Hände bocki oder das Leben!" Mit dem Messer in der Hand will er Elsholz aufge- iordert haben, herauszukommen Auf dem Hof hat Meißner dann die tödlichen Stiche geführt Unter großer Bewegung im Saal erklärte der Angeklagte auf eine Frage des Oberstaatsanwaltes znnisch. daß er den Ermordeten auf den Hos gejagt habe. damit die anderen es sehen sollten, daß Elsholz seinen „Denkzettel" von ihm bekomme Auf verschiedene Vorhalte des Vorsitzenden erwiderte der Angeklagte am Schluß seiner Vernehmung immer wieder, daß er keine persönlich« Feindschaft gegen den Ermordeten gehabt habe, er habe ihm nur einen Denlzettel geben wollen, da in Kreisen der ..Deutsche Jugendkraft" immer gesagt worden sei, daß Elsholz feindlich gegen die Jugendkraft eingestellt sei.
üerungen unseres Führers nach wie vor der Garant des Dritten Reiches lein und einzig und allein nur Sem Befehl des Führers folgen. Lurch treue Kameradschaft zu allen Organisationen der NSDAP. soll die SA den Willen des Führers zur Durchführung bringen.
Ich habe dem Führer erneut den Treueid geschworen für mich und meine Männer und weiß, daß die Gruppe Hansa ihrem Führer Adolf Hitler diesen Eid bis zum Tode halten wird.
Es lebe der Führer! Alles Nr Volk^ünd Vaterland!"
Anordnung des Ghrss des Stabes
München, 3. Juli.
Die NSK. München teilt mit: Im Zusammenhang mit der Meldung über die Auflösung des Presseamtes der Obersten SA.-Führung wird verfügt:
Der bisherige Leiter des Presseamtes, Gruppenführer Weiß, ist von den während seiner Abwesenheit im Presseamt vorgekommenen Verfehlungen nicht berührt. Er steht zur Verfügung der Obersten SA.-Führung.
Der Ehef des Stabes: (gez.) Lutze.
MnWemahl der Niederlande s
den Haag, 3. Juli.
Prinzgemahl Heinrich der Niederlande ist am Dienstagnachmittng im L8. Lebensjahr« gestorben.
Die Nachricht vom Tode des Prinzgemahls Heinrich, die sich wie ein Lauffeuer durch die Residenzstadt und das ganze Land verbreitete, hat überall tiefe Trauer hervorgerufen. Die öffentlichen Gebäude und viele Privathäuser haben Halbmast geflaggt und von den Kirchtürmen erschallen die Totenglocken. Die mit Trauerrand erschienenen Abendblätter bringen ausführliche Würdigungen der Persönlichkeit des Verstorbenen.
Der Tod des Prinzgemahls ist unerwartet schnell eingetreten. Zwar wußte man, daß er an einer Herzschließmuskel-Entzündung litt, zu der Bron- chitis hinzutrat. Dennoch glaubte man nicht, daß unmittelbare Lebensgefahr bestand. Am Dienstag- vormittag hat der Prinz noch eine Zeitlang ruhig geschlafen. Am frühen Nachmittag aber fühlte sich der Patient ausgesprochen unwohl und sein Zustand wurde zusehends schlechter. Die Kömgin, die in einem benachbarten Palais weilte, wurde sofort verständigt. Ehe sie aber eintreffen konnte,
war ihr Gemahl bereits entschlafen. Prinz, gemahl Heinrich errang sich innerhalb kurzer Zeit nach der Vermählung mit der holländischen Königin eine große Beliebtheit. 1903 wurde der Prinzgemahl zum Vorsitzenden des Nieder, ländlichen Roten-Kreuzes ernannt. In dieser Eigenschaft hat er wiederholt Beweise seines persönlichen Mutes geliefert. Der Prinzgemahl besaß in der holländischen Armee den Rang eines Generalleutnants und in der Flotte den eines Vi-eadmirals. Im holländischen Staatsrat erhielt er die beratende Stimme. Der Ehe entstammt die Kronprinzessin Julians, die am 30. April 190g geboren wurde Prinzgemahl Heinrich weilte oft in seiner Heimat zu Besuch und hatte in Deutschland einen großen Freundeskreis.
Der Gemahl der Königin Wilhelmina der Niederlande, Prinz Heinrich, wurde am 19. April 1373 in Schwerin als Sohn des Eroßherzogs Friedrich Franz N und dessen zweiter Gemahlin, der 1922 im Haag verstorbenen Prinzessin von Schwarzburg, geboren. Herzog Heinrich zu Meck. lenburg-Schwerin wurde preußischer Offizier und nahm seinen Absöffet,, als er kurz vor seiner Hochzeit mit der Königin Wilhelmina am 23 Januar 1991 in Holland naturalisiert wurde. Die Hochzeit fand am 7 Februar 1901 statt. An diesem Tage würd« ihm Titel und Name einer Prinzen der Niederlande verliehen.
Betterdsielegramm des Nelchsvräsidmten
Berlin, 3. Juli.
Reichspräsident von Hindenburg hat anläßlich des Ablebens des Prinzen Heinrich der Niederlande an die Königin der Niederlande das nachstehende Telegramm gerichtet:
„Ew Majestät und die Prinzessin bitte ich, auf das schmerzlichste bewegt, durch die Nachricht von dem Ableben Seiner königlichen Hoheit des Prinzen der Niederlande mein aufrichtigstes und tiefempfundenes Beileid entgegenzunehmen.
von Hindenburg, Reichspräsident."
Einsicht in Vrag
klü. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Benesch hat sich am Montag unter den europäischen Staatsmännern als Erster vor dem Parlament und damit vor aller Öffentlichkeit über die Ereignisse des 30. Juni geäußert. Er hat dabei, indem er von der Pflicht seines Landes sprach, „hier einfach objektiver und vorsichtiger Beobachter" zu sein, den einzig richtigen Standpunkt eingenommen. Besonders anerkennenswert ist aus seinem Munde der gegenüber der Präger Presse längst fällig gewesene Appell, sich >n der Kritik an den inneren Verhältnissen der Nachbarstaaten Reserve aufzuerlegen Gerade der Präger Wortführer der Kiemen Entente war es, der sich in früheren Parlamentsreden sehr intensiv und keineswegs freundlich mit der nationalsozialistischen Bewegung seines größten Nachbarstaates beschäftigte. Aber hierüber wie über sonstige Spannungen zwischen den am deutschen Aufbau arbeitenden Führern und ihren jenseits derböhmischen Grenze sitzenden „Beobachten," seien nunmehr die Akten geschlossen, nach-.' dem der tschechoslowakische Außenminister sich tatsächlich von Vorurteilen, Mißverständnissen und Irrtümern über den Nationalsozialismus freigemacht zu haben scheint. Es ist zu hoffen, daß nach der großen Tat des Führers am 30. Juni die ruhige Auffassung der amtlichen Präger Stellen recht bald auch auf alle die diplomatischen Zentren Europas übergreift, die im Gegensatz zur öffentlichen Meinung noch immer statt der aktiven Pflege der Beziehungen zu Deutschland eine mehr abwartende Haltung glauben einnehmen zu müssen.
Bombenerplosion vor dem deutschen Konsulat in Valencia. Wie aus Valencia gemeldet wird, explodierte am Montagabend gegen tl Uhr vor dem dortigen deutschen Konsulats eine Bombe. Die Fensterscheiben des Gebäudes gingen in Trümmer. Personen wurden nicht verletzt.
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VsiLntworMLües L-liLSiret-ntsitsr: Kurt L.. ttsiov, Lrsmsll V. 34: 8? 633 k'ür UllvsrlsvZft viQFLSslldks LLrmuskrjpLs v!rd Lslns ÖsvLkr üdsroommsa.
Verbot öffentlicher Sammlungen
Berlin, 3. Juli.
Das heute vom Reichskabinett verabschiedete Gesetz über das Verbot von öffentlichen Sammlungen hat folgenden Wortlaut:
„Die Reichsregieruug hat das folgende Gesetz beschlossen, daß hiermit verkündet wird:
ß 1.
Alle Sammlungen von Geld- und Sachspenden auf öffentlichen Straßen oder Plätzen, von Haus zu Haus, in Gast- und Vergnügungsstätten oder an anderen öffentlichen Orten sind bis zum 31. Oktober 1934 verboten.
Als Sammlung gilt auch der Verkauf von Gegenständen, deren Wert in keinem Verhältnis zu dem geforderten Preis steht. Der Verkauf von Karten, die zum Eintritt zu Veranstaltungen irgendwelcher Art berechtigen, ist auf öffentlichen Straßen, und Plätzen und von Haus zu Haus. bis zum 31. Oktober 1934 ebenfalls verboten: der Verkauf in Gast- oder Vergnügungsstätten ist nur für die in ihnen selbst stattfindenden Veranstaltungen zulässig.
Kollekten in Kirchen sind von dem Verbot ausgenommen. Der Stellverteter des Führers kann im Einzelfalle wegen eines überwiegenden öffentlichen Interesses weitere Ausnahmen zulassen.
Diese Bestimmungen gelten auch für bereits genehmigte Sammlungen.
8 2
Wer den Vorschriften des Z 1 vorsätzlich zuwiderhandelt wird mit Gefängnis bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bestraft.
Die bei einer verbotenen Sammlung eingegangenen Spenden werden zugunsten des Landes eingezogen, das über sie zu Wohltätigkeitszwecken verfügt."
In der Begründung zu dem Gesetz über das Verbot von öffentlichen Sammlungen wird darauf hingewiesen, daß das Sammeln von Spenden sich in der letzten Zeit allmählich zu einem Unwesen entwickelt habe, dem Einhalt geboten werden müsse. Die Einkommensverhältnisse großer Schichten des Volkes seien nicht so, daß von den Volksgenossen dauernd Abgaben für irgendwelche, aN sich oft gute und unterstützungsroürdige Zwecke verlangt werden könnten. Die Kaufkraft werde sonst in einer Weise geschwächt, die unerhörte Rückwirkungen auf die Ankurbelung der Wirtschaft habe. Unter dem Uebermaß der Sammlungen müsse die Eebefreudigkeit mehr und mehr leiden. Die bisherigen gesetzlichen Bestimmungen
hätten sich nicht als ausreichend erwiesen. Um für das auch im kommenden Winter durchzuführende Winterhilsswerk den Boden zu bereiten, erscheine es notwendig, bis zum 31, Oktober 1934 zunächst einmal alle Sammlungen zu verbieten. Für besondere Fülle sind im Gesetz selbst Ausnahmen durch den Stellvertreter des Führers vorgesehen. Im übrigen wird bis zum 31. Oktober 1934 das gesamte Sammlungswesen durch ein Reichsgesetz unter Aushebung der bisherigen Bestimmungen neu geregelt werden müssen.
Gesetz über dre Akademie für Deutsches Recht
Berlin, 3. Juli.
Stach dem heute vom Reichskabinett beschlossenen Gesetz über die Akademie für Deutsches Recht wird die Akademie, die bisher schon in Bayern eine Körperschaft des öffentlichen Rechts war, nun auch eine öffentliche Körperschaft des Reiches. Ihr Sitz bleibt aber, wie im Gesetz vorgesehen ist, in München. Die Aufgaben der Akademie werden durch ihre Umwandlung in eine Körperschaft des öffentlichen Rechts des Reiches nicht geändert. Hervorzuheben ist, daß die Aufsicht über die Akademie vom Reichsminister der Justiz ausgeübt wird, während die Ernennung ihres Präsidenten jedoch, der Bedeutung der Akademie entsprechend, durch den Reichskanzler er- folgt.
Tagesbefehl
an die GA-Gmppe Hansa
Der Führer der SA-Gruppe Hansa, Brigadeführer Herbert F u st, hat an seine SA folgenden Tagesbefehl erlassen:
„Eine Schar ehr- und gewissenloser Hochverräter hat den verbrecherischen Versuch gemacht, die Aufbauarbeit unseres Führers zu zerschlagen und unser Vaterland in unabsehbare Wirren zu stürzen. Der Führer hat mit fester Hand zugepackt und die Verräter ausgelöscht. Die SA steht in unerschütterter Treue hinter ihrem Führer Adolf Hitler.
Ich stelle mit besonderer Freude fest, daß die SA meiner Gruppe in beispielloser Disziplin, dem Befehl der Führung gehorchend, im alten SA-Geist diesen schweren Tag überstanden hat, Sie wird in Zukunft im Sinne der bekannten zwölf For-
Die Grundsteinlegung Zur Dolkskultur
Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Deichstagung in Tisenach
Am 4. Juli beginnt in Eisenäch die Reichstagung der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde. Alfred Rosenberg, dem Adolf Hitler die lleber- wachung der weltanschaulichen Schulung und Erziehung der gesamten nationalsozialistischen Bewegung übertragen hat, hat den Namen aus der tiefbegrllndeten Ueberzeugung gewählt, daß das völlig zerstörte und zersetzte Kulturleben nur dann wieder aufgebaut werden kann. wenn der Neuaufbau getragen wird von einer in ihrem Denken und Fühlen, ihrer künstlerisch kulturellen Ee- schmackstiefe innerlich gleichgerichteten Gemeinschaft aller kulturstrebenden deutschen Volksgenossen.
Die neue Organisation soll Erleben vermitteln, will dem geistig und kulturell regen deutschen Menschen etwas Lebendiges schenken, will ihm beim Suchen nach den besten Gütern des nationalsozialistischen unsichtbaren Deutschland helfen. Jeder einzelne, den die NS-Kulturgemeinde an sich zieht, soll eng gebunden werden in einer Gemeinschaft, die sowohl für sich selbst schöpfen will am Brunnen deutscher Wesenserkenntnis, wie sie auch der Weitertragung des nationalsozialistischen Gedankengutes auf dem Gebiet der Kultur vorbehaltlos zu dienen gewillt ist. Eine Keimzelle nationalsozialistischer Kulturgestaltung im Volke selbst zu bilden und wachsen zu lassen, das bezweckt die neue NS-Kulturgemeinde in erster Linie. Langsam das deutsche Volk zu lösen von den Begriffen einer ihm wesensfremden Zivili- sations-Kultur ständig an der Umkehr zu wahrem, innerem Deutschtum zu arbeiten, das ist die Aufgabe unserer Kulturpolitik von heute. Die ärgsten Uebel in Theater, Musik, Literatur, bildender Kunst wurden zwar schon abgetan aus der Be
schränkung auf das Gute. Darüber hinaus tut Erziehungsarbeit not, wie sie bisher Dr Stang, der von Alfred Rosenberg auch wieder zum Führer der Nationalsozialistischen Kulturgcmeinde berufen wurde, im Reichsverband Deutsche Bühne für den Neuaufbau einer deutschen Theaterkultur vorbereitet und bereits weitestgehend durchgeführt hat. Darum wird auch der Aufbau dieses Verbandes maßgebend sein für die Struktur der aus beiden Verbänden zusammengefügten neuen Organisation; die erste Tagung wurde auch darum auf die von der Deutschen Bühne vorbereitete Eisenacher Reichstagung gelegt. Das gesamte Deutschland richtet seine Blicke gespannt aus die Eisenacher Tagung. Die dort von Alfred Rosenberg, Baldur von Schirach und Dr. Walter Stang gehaltenen Reden haben grundsätzliche Bedeutung.
Die Sondertagungen werden die Arbeit der neuen Organisation in allen Einzelheiten festlegen und für die Kulturentwicklung wichtige Ergebnisse zeitigen. In den großen Kundgebungen ebenso wie bei der Inszenierung des „Ulrich von Hütten" auf der Wartburg-Waldbühne wird die Richtung, in der deutsche Kunstgestaltung sich entwickeln soll, bereits sinnfällig zum Ausdruck kommen.
Or. Stang schreibt über die Tagung:
Durch die Verfügung Alfred Rosenbergs vom 6. Juni 1634 wurde die Vereinigung des Kampsbundes für deutsche Kultur mit dem Reichsverband „Deutsch« Bühne" vollzogen und damit die „NS-Kulturgemeinde" geschaffen, die nun die Gebiet« des gesamten Kunst- und Kulturlebens plan
mäßig nach den organisatorischen Grundprinzipien des Reichsverbandes „Deutsche Bühne" in ihren Arbeitskreis einbezieht.
Durch den körperschaftlichen Eintritt in die NS.-Eemeinschaft „Kraft durch Freude" und durch die Uebertragung aller Aufgaben der von ihr betreuten Gebiete wird ferner die „NS.-Kulturge- meinde" in der NS.-Eemeinschaft „Kraft durch Freude", der großen, heute schon 30 Millionen Mitglieder umfassenden Organisation, das feste Rückgrat für eine auf der Auslese aus dieser Organisation ruhenden planmäßigen Kunst- und Kulturpflege, die durch die weltanschauliche Betreuung durch dasRetchsüberwachungs- amt des Beauftragten des Führers Alfred Rosenberg andererseits ihre weltanschauliche Sicherung erhält.
Zwei wesentliche Aufgaben hat die NS.-Kukturgemeinde zu erfüllen. Sie hat einmal jene nationalsozialistische Gemeinschaft zu bilden, die in ihrem einheitlichen Wollen, in ihrer gleichen Geschmacks- und Empfindungsrichtung genau so unerläßlich als Voraussetzung für die Fruchtbarmachung eines neuen deutschen Kulturgedankens ist wie die einheitliche Organisation der Partei für die Durchsetzung der politischen Idee.
Die zweite große Aufgabe, die die NS.-Kultur- gemeinde zu leisten hat, ist die Programmgestaltung für das von ihr getragene und gepflegte Kunst- und Kulturleben. Der gleiche aus nationalsozialistischen Ueberzeugungen genährte Kulturgedanke, der in den Herzen der Gemeinde erweckt, lebendig erhalten, vertieft und zu klarem Bewußtsein gesteigert werden muß, hat auch die Auswahl der künstlerisch-kulturellen Veranstaltungen zu bestimmen.
Eine nicht minder wesentliche Aufgabe ist die Durchbildung einer eigenen Jugendorganisation der „NS.-Kulturgemeinde", die auf den in der Hitler-Jugend lebendigen
Kräften ruht, die noch von keinem Vildungsbe- trieb, den wir alle ohne Ausnahme in unserer Jugend noch über uns ergehen lassen mußten, belastet ist. In dem Eigenleben einer NS.-Kul- turgemeinde der Jungen werden sich neue Formen des kulturellen Lebens entwickeln, die die große Eesamtorganisation weiterbildend aufzunehmen vermag.
In den Veranstaltungen der diesjährigen Reichstagung in Eisenach vom 4. bis 7. Juli, die als erste Reichstagung der NS.-Kulturgemeinde stattfindet, können wir bereits einen wesentlichen Teil des Aufgabenkreises der NS.-Kulturgemeinde mit Darbietungen auf dem Gebiet des Theaters in seinen verschiedenen Abwandlungen, der Musikpflege, des Films aufzeigen, von denen wir glauben, daß befruchtende Wirkungen auf die Weiterentwicklung unseres kulturellen Lebens ausgehen können.
Oie Aeichsoper wirbt
Die Reichsoper hat ihrem aus der Städtischen Oper überkommenen Stammpublikum und neu- hinzugeiretenen Anhängern ihre neuverpflichteten Kräfte vorgestellt. Das Interesse des Publikums war außerordentlich groß; das bewies trotz sommerlichster Hitze das ausverkaufte Haus.
Natürlich war das Programm etwas potpourri- haft zusammengestellt nach dem Motto: Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen. — Es würde zu ausführlich werden, wollte man die anfeuernden, kulturpolitisch wertvollen und aus den kommenden Spielplan hinweisenden Ansprachen des Reichsdroma- turgen Dr. Rainer Schlösser und des Intendanten Wilhelm Rode ausführlich wiedergeben.
Von den Dirigenten, unter denen der leitende Generalmusikdirektor leider fehlte, wird der hervorragende Führer der Dresdner Staatsoper Dr.
Karl Böhm leider nur gastweise als Dirigent tätig sein.
Sehr begabt und schon bei seinen Gastspielen auffallend ist der vom Dessauer Friedrichs- Theater kommende Arthur Rother, der den Abend mit der „Freischütz"-Ouvertüre einleitete. Böhm selber leistete in seiner schon bekannten — anläßlich unserer Besprechungen der Dresdner Reichstheaterwoche gewürdigten — wuchtiggeschlossenen Art das „Meisterst nger"-Vorspiel.
Carl Dammer ist ebenfalls der typische, handfest-sichere Mann, der über reiche Repertoire- Erfahrung verfügt. Aber nicht nur Eesangssolisten und eine Tanzeinlage mit Schubertschen Melodien füllten den Abend, nein, auch ein Vtolinsolo von Eötz, von Konzertmeister Bernhard Lesz- mann virtuos gespielt, war eine willkommene Abwechslung. Brausenden Beifall errang die Koloratursängerin Gertrud Langguth mit einer seltenen, den Opernbesuchern unbekannten Arie: „II rs ps störe' (Der königliche Herr). Auch der jugendliche Heldentenor Valentin Halter, der die Rudolphr-Arie („Bohäme") und Gralserzählung (Lohengrin) vortrug, zeigte gesundes zukunftversprechendes Material. Wir bewunderten das außerordentliche Stimmvolumen der Elsa Larcen, die „Isoldes Liebestod" hinreißend sang, doch muß erst die ganze Rolle ihre Eignung erweisen. Das Ganze war eine trotz des Riesenraums gelungene Feier einer einheitlich begeisterten zuverlässigen Anhängerschaft.
Lsrl Luoboo.
Beethoven und Wagner in der Fabrik
llö. Der bekannte englische Dirigent Albert Coates dirigierte inmitten Turbinen und Maschinen vor 2000 Arbeitern in der Optisch-Mechanischen Fabrik in Leningrad die 7. Symphonie von Beethoven, die Tannhäuser-Ouvertüre und Stücke von Tschaikowsky und bezeichnete dieses Ereignis als den „bedeutendsten" Eindruck seines Lebens.