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Das allslavische Problem und der deutsche Nationalstaat
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Äas altslawische probte»,/und der deutsche Nationalstaat

Slawenkongresses in Prag noch kein allslawisches Problem. Nichtsdestoweniger steht ein solches in aller Lebenskraft vor uns, und die Zeit scheint nicht mehr fern, wo es sich eben aus dieser Lebenskraft heraus amtliche Anerkennung er­zwingen wird. Auch russische Zareu bleiben nicht ewig Selbstherrscher^ auch ihre Stellung ist nicht abhängig allein von einem Gottesguadentum im land­läufigen Sinne, sondern von dem unabwendbaren Entwicklungsgang der Ge­schichte. Die slawischen Stämme sind dem ebenso unterworfen wie die ger­manischen, wenn sie für die gesellschaftliche Struktur auch nicht dieselben Formen gefunden haben. Das Wort von der Jnferiorität der slawischen Nasse gegenüber der germanischen erscheint nur in diesem Zusammenhang eine gefährliche Phrase; sie verschleiert die sich unaufhörlich vollziehende Rassenmischung und die sich daraus ergebende Kräftigung.

Der Mittelpuukt der politischen Beziehungen zwischen dein Dentschen Reich und den Slawen liegt gegenwärtig in dem Verhältnis zwischen Rußland und Deutschtand. Dieses Verhältnis darf in allen den Angelegenheiten, die einen unmittelbaren Verkehr zwischen den genannten Regierungen beanspruchen, als ein gutes, ja als ein freundschaftliches bezeichnet werden. Dagegen wird das Verhältnis seinem innersten Wesen nach geradezu als feindlich zu charakteri­sieren sein, wo Fragen der großen Politik im Vordergrunde stehn. Rußland und Deutschland sind Freunde durch die traditionellen Beziehungen ihrer Herrscherhäuser wie durch den engen zwischen ihnen bestehenden Handelsverkehr. Die gegenwärtige russische Regierung steht freundschaftlich zur deutschen Reichs­regierung, solange sie keine Polenfrage kennt, sondern das Vorhandensein dieser Frage lediglich für Preußen zugibt. Anders in der großen Politik. Da sehen wir Rußland auf der Seite aller der Staaten, die uns unsre ge­waltige Entwicklung, die uns die Schaffenskraft unsers Bürgertums nicht gönnen. Rußland ist mit Frankreich und Großbritannien verbündet und wird gegen uns losschlagen, sobald einer der beiden Staaten durch uns augegriffen wird. Die Interessengemeinschaft der drei Staaten liegt angeblich im nahen Orient, wo wieder angeblich Deutschland und Österreich-Ungarn den andern Mächten die Handelsfreiheit unterbinden wollen. Rußland hat gerade in den letzten Jahren gehofft, mit Hilfe Englands und Frankreichs den freien Aus­gang ans dem Schwarzen Meer zu erhalten, sieht sich aber gegenwärtig ein­geschlossener als je. Rußland hat somit wenig aus der Geschichte seiner Be­ziehungen zu England gelernt. Stets war Englands Politik darauf gerichtet, Rußland in Europa zu engagieren, denn die Gewinnung eines östlichen oder südlichen Meeres durch Nußland würde die Interessen Englands auf das empfindlichste verletzen. In Indien fühlt es sich fortwährend durch den rus­sischen Bären bedroht. England hat aus diesem Grunde den Japaner zum Kriege getrieben und den Persischen Golf als eine Interessensphäre gekenn­zeichnet, in der Nußland nichts zu suchen habe. Wenn aber Nußland tat­sächlich so unselbständig geworden sein sollte, daß es, dem Druck der britischen