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Barockzeitalter kamen die kalten Marmoreinfassungen, welche die Gluth der Farbe tödteten, allgemein zur Anwendung. Noch die spätere Renaissance liebte es, den Marmor durch eine warme Färbnng zu beleben. Ein interessantes Beispiel dafür ist der laut Inschrift im Jahre 1598 errichtete Altar der hl. Barbara von Palma Vecchio, der leider 1692 bei dem Umbau des Inneren von Sa. Maria Formosa durch Marco Bergamasco aus der Kirche entfernt und durch eine weiße Marmorumrahmung ersetzt wurde. Ein glücklicher Zufall ließ mich im Mai dieses Jahres den Untersatz des Altars unter altem Gerumpel in der ehemaligen Leichenkammer der Kirche entdecken. An einzelnen Spuren fand ich, daß derselbe über und über vergoldet gewesen war.
Auch die Wirkung der hölzernen Goldrahmen wurden häufig durch die Farbe unterstützt. Namentlich war es sehr beliebt, den Grund der einfassenden Renaisscmcepilaster blau zu bemalen, so daß sich die goldenen Ornamente effektvoll von dem farbigen Fond abheben konnten. Ein schönes Beispiel dieser Farbenverbindung bietet der Prachtrahmen, welcher das dreitheilige Altarbild Bellinis in der Kapelle der Frari einschließt.
Ursprünglich befaßten sich die Maler selbst mit dem Entwurf und der Be- schaffung des Rahmens. Fra Filippo Lippi der Florentiner schreibt einmal an Giovanni de' Medici am 20. Juli 1457, er solle ihm sechzig schwere Gulden für ein Bild geben, „ganz und gar vollendet, mit Inbegriff des Rahmens, des Goldes und der Malerei", und weiter heißt es in demselben Briefe: „Damit Ihr aber wohl unterrichtet seid, schicke ich Euch die Zeichnung, wie der Rahmen gemacht wird, und wie hoch und breit er werden soll." Auch sein Sohn Filip- pino Lippi lieferte noch Entwürfe für die Rahmen seiner Bilder; doch arbeiteten für ihn bereits hervorragende Architekten wie Antonio da Sangallo der ältere und Baccio d'Agnolo, die sich ihre Arbeit theuer bezahlen ließen. Auch Pietro Perugino sorgte gelegentlich noch selbst für den Schmuck des Rahmenwerkes. Am 23. November 1496 schloß er mit dem Abte der Mönche von St. Pietro in Perugia einen Vertrag ab, durch welchen er sich verpflichtete, die Einfassung einer für den Hauptaltar der Kirche gemalten Altartafel für fechzig schwere Golddukaten zu liefern. In einem frühern Kontrakte heißt es von dieser Umrahmung: „Die Säulen und die Karnieße und alles andere Ornament der Tafel sollen mit feinem Golde und anderen feinen Farben verziert werden." Die Augustiner von Perugia bezahlten sogar für den Rahmen eines Bildes von Perugino, den sie bei einem gewissen Mattia di Tommaso bestellt hatten, 110 Gulden. Diese Rahmen sind nicht mehr vorhanden. Außer in Venedig findet sich eine größere Anzahl alter Prachtrahmen nur noch in zwei Florentiner Kirchen, in San Spirito und in Sa. M. Maddalena de' Pazzi. Das Rokokozeitalter, in welchem die Werthschätzung klassischer Bilder wieder