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wird mit warmem Antheil in das rechte Licht gerückt; über der ganzen Darstellung aber schwebt eine glückliche Laune, die jede Spur von Voreingenommenheit entfernt hält und auch dem Leser die behaglichste Stimmung mittheilt.
Recht bezeichnend ist das Urtheil, mit welchem sich Strauß bei der einst vielbewunderten und dann vielgeschmähten „Pucelle" Voltaire's bescheidet. Die Dichtung, sagt er, ist aus dem frivolen Sinn der höheren Gesellschaftskreise jener Zeit herausgeschrieben, darum war sie der Zeit auch nach dem Sinne. Wie sie nach und nach entstand und lange Jahre nur in Abschriften um« ging, war, einer solchen habhaft zu werden, das Ziel eifriger Bewerbung von Fürsten und Prinzessinnen, das Gedicht der feinste Leckerbissen, seine Kenntniß gleichsam das geistige Erkennungszeichen der guten und besten Gesellschaft, Auch hatte das Gedicht für jene Zeit nur allzuviele Wahrheit; die Frauen der höheren Kreise waren zum guten Theil so, wie sie hier geschildert wurden. Wir heutigen legen das Gedicht, nachdem es uns zuweilen ergötzt, öfter abgestoßen hat, ziemlich gleichgültig aus der Hand, weil es für uns nicht mehr die Wahrheit enthält. Wir wissen, daß das Weib so nicht ist oder doch nur unter besonderen Umständen so ist, und wenn es so wäre, würden wir uns nie so lustig darein finden. Unsere Lebensanschauung ist keine frivole mehr, aber wir begreifen, wie sie damals so werden konnte. , . . Eine Dichtung dieser Art kann uns nicht mehr befriedigen; im Gegentheil, wir haben uns mit aller Anstrengung auf den historischen Standpunkt ihrer Entstehung zu versetzen, um den Dichter nicht härter zu beurtheilen, als er zu beurtheilen ist, und ihm insbesondere das Behagen nicht zu verargen, das. aus jeder Zeile dieser Dichtung spricht. In der That, wenn irgend etwas, so hat Voltaire die Pucelle „eov g,wvre" gearbeitet. Ein jedes Zeitalter freut sich seiner neuerrungenen Weisheit, mag es eine wahre oder falsche sein, besonders wenn es eine heitere Weisheit ist; in Voltaire's Pucelle, können wir sagen, genoß das achtzehnte Jahrhundert sich selbst in seiner Frivolität, die an sich zwar häßlich, aber von seinen übrigen bessern Eigenschaften leider nicht zu trennen ist.
Solche Urtheile sind charakteristisch für den hohen und unbeengten Standort, welchen der Kritiker einnimmt. Ihm ist auch das persönlich Frivole im Verhalten Voltaire's zur Kirche ein interessantes Problem viel- mehr, denn ein Gegenstand scheltenden Eifers. Bekanntlich nahm Voltaire keinen Anstand, dieselben Gebräuche seiner Kirche mitzumachen, die ihm Gegenstand der schneidendsten Spöttereien waren. Sein Wahlspruch war, wie er einmal an d'Alembert schrieb: „Ich bin ein warmer Freund der Wahrheit, aber gar kein Freund vom Martyrthum"; und dies war auch vornehmlich der Grund, warum er seine zahllosen Streitschriften meist unter fremden Namen