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Regierung und Volk in Neapel.
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Er hat nicht mindere Veranlassung sich zu wundern, wenn er nach Mo- ris Danaö, nach der Venus Kallipygos und andern erotischen Kunstwerken des Museums fragt, und man ihm bedeutet, der Saal, in dem sie untergebracht worden, sei vermauert; wenn er in Kunsthandlungen Kupferstiche steht, wo die Feder und Tinte des Sittlichkeitcensors den Mängeln der Bekleidung durch einige kecke Striche abgeholfen hat.

Aber alles das hängt wie ein unlösbares Gespinnst untereinander zusam­men, und die vielen Wunder, welche eben in diesem, ohnehin schon vom Himmel gesegneten Landstriche geschehen, ziehen sich halb poetisch, halb abge­schmackt, wie ein bunter Saum um das Ganze herum.

Daß eine Madonne in dem Hauptravino Sorrentos nach Licht (lume, lumel) gerufen hat, ist von untergeordneter Bedeutung in einem Lande, wo dieser Schrei nach Licht und Aufklärung ein allgemeiner ist, und es ist müßig zu untersuchen, ob wirklich die Madonne (wie im römischen Pantheon) nach Licht rief, oder ein entschlossener Kapuziner, wie einige behaupten, der mit seinem Liebchen in der Kapelle steckte, als eben Andächtige hineintteten wollten, und diese in Verwirrung zu bringen veranlaßt war. Das Licht ist seitdem hingestellt worden und die Gunst des Dunkels für alle Fälle verscherzt. Auch daß der. h. Antonio, den die Sorrentiner bei einem Künstler Neapels in Silber bestellt hatten, ohne hinreichende Mittel zu seiner Auslösung zusammenbringen zu können, sich selbst auslöste, ist in unserm Zeitalter unbegreiflicher Finanz­operationen nichts, wobei man sich lange aufhalten kann.

Mehr Interesse gewährt schon ein Fall, der die verstorbene Königin be-- trifft. Sie war durch Wohlthun ausgezeichnet, überhaupt ein Liebling der Armen. Von diesen ihren Beschützten zeigte sich eine es war eine alte Witwe, die wöchentlich Unterstützung empfangen hatte nach dem Tode der Königin bei einem Goldschmied, um einen Ring zu verkaufen. Der Ring wurde als ein Eigenthum der Königin erkannt und eine Untersuchung gegen die Verkäuferin desselben eingeleitet. Es stellte sich hierbei indessen heraus, daß die letztere, häufig im Gebet vor der Gruft ihrer verstorbenen Wohlthä­terin verweilend, von dieser die Weisung erhalten hatte, den Ring sich anzu­eignen, wozu sich denn auch Gelegenheit gefunden zu haben scheint. Es fragte sich nun: handelt eS sich hier um einen Betrug oder ein Mirakel? Die letztern sind zur beabsichtigten Heiligsprechung der Königin nöthig und die Vermuthung, daß ein Mirakel geschehen sei, lag nahe. Der Ring verblieb deshalb in dem Besitz der Beschenkten und wenn anders die Anektote wahr ist es wurde der Witwe ein Jahrgehalt durch königliche Gnade bewilligt. Der "lte Fritz entschied in einem ähnlichen Fall, wo ein Grenadier, des Kirchen­raubs verdächtig, sich auf die Fähigkeil seines hölzernen Heiligen bezog, Ge­schmeide, das ihm selbst nichts nütze, armen Teufeln von Soldaten zu schenken,