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Hans Gummel
besser haben 13 ). Darum nahm er nach vier seminaristisch geschulten Hauslehrern drei akademisch gebildete auf den Marschenhof. Sie unterrichteten seinen Her= mann, dessen Geschwister aus erster Ehe vor seiner Geburt gestorben waren, zusammen mit anderen Jungen, zunächst aus Rechtenfleth, später von auswärts, auch aus Bremen, das später in Allmers' Leben eine so große Rolle spielte. Die Hauslehrer waren untereinander sehr verschieden und stimmten nur darin überein, daß jeder eine neue Methode für notwendig hielt. „Da muß einmal gründlich umgekrempelt werden...", sagten sie dem Vater. „Und so bin ich [hier wie später natürlich Allmers selbst] siebenmal umgekrempelt worden, wahrlich keine Kleinigkeit". Vielleicht beruht aber darauf zum Teil Allmers' Vielseitigkeit, obwohl er über die vier ersten schreibt: „. . . ich muß es als ein Glück ansehen, daß ich damals sehr faul war und nur wenig von ihnen annahm". Nur den letzten seiner Hauslehrer nennt Allmers mit Namen, den von ihm hoch= verehrten Alexis Doni. Dieser erkannte sofort die besondere Begabung des Kna= ben. Als er dessen ihm schon vor seiner Ankunft auf dem Marschenhof auf= gegebenen Aufsatz über den Herbst gelesen hatte, „brach er freudig aus: ,Lieber Junge, das ist ja ganz herrlich — du bist ein Dichter!' Dann zog er mich stür= misch an sein Herz ...".
Nicht nur zu geistiger Arbeit und körperlicher Tüchtigkeit erzog Doni seine Schüler. Zu Lande und zu Wasser machte er, „mehr Kamerad als Lehrer und Aufseher", Ausflüge mit ihnen und leitete sie zur Naturbeobachtung an, „und in mir ward da zuerst der Sinn für Naturwissenschaften lebendig". Unter Donis Leitung wurde eine lustige „uns selbst unendlich Freude und Anregung" ver» schaffende (handgeschriebene) Zeitschrift mit Karikaturen herausgegeben. Haupt= mitarbeiter war natürlich Allmers. Im Winter wurde Theater gespielt; die Stücke verfaßte Doni. Auf sein munteres Treiben geht zweifellos mindestens zum gro= ßen Teil — neben Allmers' fröhlicher Veranlagung — die Freude an mannig= fächern Ulk zurück, die den „Marschendichter" bis in sein hohes Alter nicht verließ.
Mit der Konfirmation hörte der Unterricht im Hause auf. Doch gab der weit= blickende Vater den Jüngling für mehrere Winter nach Bremen, damit er dort Unterricht in Französisch und Englisch, in den Naturwissenschaften, im Zeichnen und Reiten nehmen konnte. „Botanik und Ornithologie machten ihm am mei= sten Freude, und am liebsten verbrachte er seine freie Zeit in den naturwissen= schaftlichen Sammlungen" 14 ), bei deren Betreuer Dr. Keller er als Pensionär wohnte. Die Sammlungen gehörten damals noch der Gesellschaft „Museum". Ihr zunächst auf Bücher und physikalische Instrumente beschränktes Eigentum läßt uns an die Worte des Famulus in Goethes „Faust" denken: „Ach, wenn man so in sein Museum gebannt ist...".
Etwas über die Museen in Bremen
Die 1783 gegründete Gesellschaft „Museum" setzte zunächst die Tradition der 1776 entstandenen Bremer „Physikalischen Gesellschaft" fort. 1813 von dem französischen Präfekten geschlossen, wandelte sie sich nach dem Abzug der Be= satzungsmacht mehr und mehr in einen geselligen Klub und beschränkte sich nach WO auf die Pflege der zoologischen Sammlungen und der Bücherei 15 ).