Ausgabe 
(9.4.1938) Nr. 98
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- 7 m März 178 t ereitte dc-,i Kapellme-ster und Komvonist», Wolfgang Amadeus Mozart >» Salz­burg der Befehl seines Herrn des Erzb'schofs Hieronymus. so schnell wie möglich nach Wien zu kommen. ..Seine hochfürstlichen Gnaden' wollten dem Hofe und den dort versammelten Herren zei­gen. was für einen Künstler man in Salzburg

^Mozart, der seinen tyrannischen Erzbischof nicht leiden mochte und nur des geliebten Vaters wegen in Salzburg verharrte, folgte schweren Herzens dem Beseht des Gestrengen. Er ahnte nichts Gutes, denn er kannte die unberechenbaren Launen des Kirchenfiirsten, die ihm schon so viel Kummer und Nöte bereitet hatten. . ^ .. ..

Der Künstler ist kaum in Wien, als der Konflikt ausbricht. Hieronymus beschimpft ihn alsBu­ben und liederlichen Kerl". Da ist es mit der Geduld Wolfgang Amadeus zu Ende.Ich hasse den Erzbischof bis zur Raserei", schreibt er an den entsetzten Vater. Dann verläht er das vom Erz- bischof während seines Wiener Aufenthalts be­wohnte Palais. In aller Eile zieht er in das Haus der ihm noch von einer Reise nach Mann­heim her bekannten Frau Weber, deren Zweit­älteste Tochter Aloysia schon in der Residenz des Kurfürsten Karl Theodor vier Jahre früher sein Herz bezaubert hatte. Diesmal ist es aber nicht Aloysia, sondern deren jüngere Schwester, die acht­zehnjährige Konstan.ze, die ihn ganz gefangen­nimmt. Die schönsten Melodien der vom Wiener Hof bestellten OperBelmonte und Constanze" oder ..Die Entführung aus dem Serail" entstehen unter dem Einfluß dieser Liebe. And die Innigkeit des Verhältnisses liegt in folgender Briefstelle des jungen Künstlers ausgedrückt:

Mit einem Wort: wir sind füreinander ge­schaffen und Gott. der alles anordnet und folglich auch dieses alles so gefügt hat, wird uns nicht ver­lassen."

Aber Mozarts Vater, der gegen die Familie Weber noch aus ihrer Mannheimer Zeit her eine sehr heftige Abneigung hatte, befiehlt dem Sohn, dieses Haus sofort zu verlassen. Mozart erschrickt, aber er gehorcht. Er meint, datz es für einen Ver­lobten schicklicher sei, sich nicht demGeschwätz der Leute" auszusetzen. Doch er eilt jeden Tag in das Webersche Haus und gibt seiner Konstanze Unter­richt im Klavierspiel und im Singen.

Immer näher brachte sie die Sprache der Musik zueinander, und der Drang nach Vereinigung wurde in ihnen immer gröher. Nach dem Unter­richt trieben sie närrisches Spiel miteinander, und abends, wenn die Freundinnen der Weberschen Töchter zu Besuch kamen, war hohe Zeit in dem kleinen Haus.

Da drangt es Wolfgang Amadeus, seinen Vater für die Erwählte seines Herzens zu gewinnen. In einem beredten Brief schildert er alle ihre Vor­züge, besonders aber ihre weiblichen Tugenden. Der praktische Vater war mehr auf das Materielle als auf das Schöne bedacht. Um ihn zu gewinnen, Wichten also die häuslichen Vorzüge Konstanzes ins rechte Licht gerückt werden. Wolfgang Ama- dcus kennt seinen Vater und er schreibt ihm, sie sei nicht eben schön, aber von schönem Wuchs, sie habe Menschenverstand genug, um ihre Pflichten als Frau und Mutter erfüllen zu können, sie treibe keinen Aufwand, sondern trage sich einfach und schlicht, außerdem fertige sie ihre Kleider selbst an und verstehe die Wirtschaft. So weit so gut!

Aber nun ist Wolfgang Amadeus doch des trockenen Tones überdrüssig, er fügt hinzu, sie habe das beste Herz von der Welt und schließt dann den Brief:Ich liebe sie und sie liebt mich von Her­zen, sagen Sie mir. ob ich mir eine bessere Frau wünschen könnte!"

Doch der Vater war zu keinem Verständnis der Herzensneigung seines Sohnes zu bewegen. Er mochte die Webers nun einmal nicht, und er blieb bei seiner Abneigung.

Zu dieser Not kam bald eine neue. Konstanzes Vormund erklärte sich gegen die Verbindung seines Mündels mit Mozart, und eines Tages sprach sich auch die Mutter des Mädchens dagegen aus. Da war guter Rat teuer. Mozarts Herzensängste waren sehr groß. Damals entstand seine Arie: Ach ich liebte, war so glücklich", die Konstanze eigenhändig abschrieb.

Die Geliebte war oft der Verzweiflung nahe. Es kamen Stunden, in denen sie beide weder ein noch aus wußten. Mehrmals bestand die unmittel­bare Gefahr der Trennung für immer. Aber wenn die Not am größten, dann ist die Hilfe am nächsten.

Mozart hatte eine ihm sehr' wohlgesinnte Eön- neriy, die Freifrau von Waldstättcn. An sie mußte er in seinem qualvollen Zustand jetzt öfter als sonst denken. Ob sie ihm wohl helfen würde?

Seine Verzweiflung hat den Höhepunkt erreicht. Mein Herz ist unruhig, mein Kopf verwirrt, wie kann man da etwas Gescheites denken und arbei­ten", schreibt er. Konstanze wird im Hause ihrer Mutter einer immer quälerischen Behandlung aus­gesetzt. Jetzt reift in ihm der Entschluß, sie ein­fach zu entführen.

Und eines Tages verschwindet Konstanze aus demAuge Gottes", wie das Webersche Haus hieß, und sindet Unterschlupf in der Wohnung der Frau von Waldstätten. Vormund und Mutter wagen nicht, gegen die adelige Dame etwas zu unter­nehmen, und Mozart steht nunmehr vor der Er­füllung seiner Wünsche.

Noch ein Widerstand ist wegzuräumen: Die

Abneigung des Vaters gegen Konstanze. Diese Arbeit besorgt Frau von Waldstätten. Sie schreibt an den alten Kammermusiker nach Salzburg, der nunmehr seinen trotzigen Standpunkt verläßt. Sie besorgt das Geld zum Ehekontrakt und für die Be­freiung der beiden Brautleute vom kirchlichen Aufgebot.

Sehr schnell hat Mozart die Eheerlaubnis aus den Händen seines Vaters. Vormund und Mutter Konstanzes hatten schon früher ihr Jawort gege­ben. Und am 4.' August fand die Hochzeit des acht­zehnjährigen Mädchens mit dem 26jährigsn jungen Mann statt.

Vor dem Altar löste sich die monatelange Span­nung und Herzensnot der beiden Liebenden in Tränen auf. Mozart hat das folgendermaßen dargestellt:

Als wir zusammen verbunden wurden, fing sowohl meine Frau wie ich an zu weinen: davon wurden alle, sogar der Priester, gerührt, und alle weinten, als sie Zeuge unserer gerührten Herzen waren."

Frau von Waldstätteu bereitete dem jungen Paar ein Souper, welchesin der Tat mehr fürst­lich als baronisch" war. So glitten sie über die ganze Skala menschlicher Empfindungen und Ge­fühle in eine Ehe. aus deren Glück ungezählte Lieder einer schönen, niemals versiegenden Liebe erblühen sollten.

Am schönsten Wiesengrunde/v°n«-°-gs.ch«-°!

In was für eine peinliche Lage die Verehrer der Dichtkunst oft ihren Dichter versetzen können, steht meist nicht in den Biographien und Literatur­geschichten.

Jean Paul wurde des öfteren nur mit Kose und Hemd bekleidet, in herabhängenden Socken umher- wandelnd, von seinen Verehrerinnen überrascht, Mörike streckte im Bette liegend, seinen Gästen die nackten Zehen zum Gruß entgegen aber Wilhelm Eanzhorn, dem Dichter des vielgesungenen Liedes 2m schönsten Wiesengrunde" erging es von allen am schlimmsten.

Er war eines CommeraVcnds von Neckersulm, wo er Amtsrichter war, durch einen der schönsten Wiesengründe an den Neckar gegangen, in der Absicht zu baden. Er entkleidete sich, hängte seine Sachen an den Aesten einer alten Weide auf und sprang ins Wasser. Badehosen kannte Ganzhorn nicht. Sternlichterfunken tanzten auf den Wellen, das Wasser war warm, und der Spiegelmond schnitt die drolligsten Gesichter. Eanzhorn ließ sich . flußabwärts treiben.

Nach einer guten Stunde dachte er ans Heim­

gehen, stieg ans Ufer und eilte im nassen, saftigen Gras der Stelle zu, wo seine Kleider hingen. Da vernahm er holden Eitarrenklang und Liedgesang. Fremde Durchreisende hatten sich unweit von seinem natürlichen Kleiderständer niedergelassen, lagen im Gras und schauten in den Mond.

Und da ertönte das Lied, dessen Text der Amts­richter gedichtet hatte.

Waren sie von den höflichen Neckarsulmern an den Badeplatz des Dichters verwiesen worden? Eanzhorn versteckte sich so rasch als möglich. In diesem Zustand durfte er sich nicht sehen lassen von seinen Verehrern.

Aber diese wichen nicht. Ganzhorn sah ein, daß es völlig nutzlos war, in der kühl werdenden Abendluft den Abzug der fremden Herren und Damen abzuwarten, und als er auf dem gegen­überliegenden Neckarufer ein Licht in der ihm bekannten Dorfschenke aufblitzen sah, ließ er Klei­der und Verehrer im Stich, schwamm hinüber und gelangte auf allen vieren kriechend und Deckung suchend in den Wirtsgarten. Hinter dem Pump- brunnen verbarg er seinen nassen Leib, lugte mit

ricl)«.'n fc'nster- rief er ihr ini t Donner»

stinnne Zu. sie möge ihm ihr größtes Tischtuch hcr-> unterwerfen. Die Frau erkannte ihn an der Stimme, und weit er der Amtsrichter war, glaubte sie, ihm nichts abschlagen zu dürfen. Alsbald er­schien zur Verwunderung aller Stammgäste im Weiilstübchen ein Mann mit langer, weißer Toga im würdigen Senatorenschritt.

Alles verstummte. War das nicht der Amts­richter von Neckarsulm?

War der Mensch verrückt geworden? Nein, er setzte sich ganz vernünftig an den Tisch, verlangte eine Flasche vorjährigen Trollinger und griff mit nackten Armen nach dem Glas. Einige befragten ihn erstaunt und Eanzhorn erzählte mit tod­ernstem. Gesicht, daß er auf der Flucht sei. Die guten Bürger glaubten ihm, meinten, er sei aus dem Bett aufgejagt worden und unbekleidet ge­flohen, einige boten ihm Kleider, andere Geld an, aber Ganzhorn lehnte alles mit ernstem Gesicht ab. Unterdessen sprach er tüchtig dem Weine zu. Er erging sich in dunklen Anspielungen über die Gründe seiner Flucht, und die ängstlich drein­schauenden Biedermänner sperrten Mund und Nasen auf. Aber die Miene des Dichters wurde heiterer, je länger er saß, er sagte, datz er sein Schicksal tragen wolle, so schwer es auch sei, aber seinen Freunden dürfe er den Abend nicht mit trüber Laune verderben.

Lange nach Mitternacht brachen die Versammel­ten in neugieriger Erwartung auf und geleiteten den Flüchtling in seinem wallenden Gewand durch die Neckarwiesen, denn dieser gab vor, noch einmal im Schutze des Dunkels aus andere Ufer schwim­men zu müssen, um drüben das Nötigste zu ordnen. Dann nahm er bewegt Abschied, ließ, am Ufer angelangt, rasch die Tischhülle fallen, warf sich in den Fluß und schwamm im Dunkel der Nacht davon.

Am anderen Tag war im Keilbronner Blatt zu lesen:Meine Besuche empfange ich wie bisher tagsüber in meiner Kanzlei und nicht in den Wiesengründcn am Neckar.

.Wilhelm Eanzhorn, Oberamtsrichter in Neckar­sulm."

Allerlei vom deutschen Vrauer

Auß Gersten sied ich gutes Bier /

Feißt (dunkel) und Süß / auch bitter monier /

In ein Brcuwkessel weit und groß / darein ich denn den Hopfen stoß /

Laß.den in Brennten (Bottichen) killen haß /

Damit süll ich darnach die Faß wol gebunden und wol gekickst /

> Denn giert (gärt) er und ist zngerichtst

So schildert Hans Sachs in seinemStände­buch" die Haupttätigkeitcn desteutschen Bier- Lreuwers" an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.

Welche.Bedeutung die Brauerei und welches An­sehen der Brauer bereits im germanischen Alter­tum besaß, zeigt uns die altnordische Sage vom König Alrek von Hördaland: als seine beiden Ge­mahlinnen in Streit gerieten, wer des fürstlichen Gemahls Gunst am meisten sich zu erfreuen hätte, entschied dieser, daß beide Krauen in der Brauküche ihre Künste Brauen ist wie Backen ehedem Hausfrauenarbeit gewesen versuchen sollten, welche von beiden das bessere Bier siede, sollte die Erste am Herrenhose sein. Es gewann die Jüngere von beiden, weil sie listig genug gewesen war, den Eöttervater Odin um ein paar Tropfen seines Speichels zu bitten, der als Gärstoff und tat­sächlich ist der Speichel ein solcher das Bier der Siegerin als bestes erscheinen ließ.

Das Vrauergewerbe ist stets ein höchst wichtiger Faktor im deutschen Städtewesen gewesen. Ein alter Volksspruch lautet:Das Brauen bringt den Bürgern eine güldene Nahrung"; bereits Heinrich der Vogler, des Reiches Gründer, soll das Auf­blühen der Städte durch Privilegien gefördert und die Branereigerechtigkeitzur Stadtnahrung" er­klärt haben. Stadtnahrung ist hier im Sinne von städtischer Erwerbswirtschaft" zu verstehen. Der alte Zedler schreibt um 1737:

Bürgerliche Nahrung begreift alle und jede Arten der Handwercke, Gewerbe, Kaufsmannschast. Handel und Wandel, desgleichen Maltzen, Schenken und Brauen."

Als sich im frühen Mittelalter dasMeilenrecht." einführte, erhielt das städtische Brauwesen dadurch eine neue Stütze; diesem Vorrechte das der städtischen Entwicklung bewußt diente ent­sprechend durften die Dörfer, die innerhalb eines Umkreises von einer Meile um die Stadtmauern lagen, kein eigenes Bier brauen, sondern mutzten solches in den städtischen Brauhäusern kaufen. Bei der Bedeutung des Bieres als eines allgemein be­nötigten Nahrungsmittels ergab sich wie ja auch bei andern Eewerken das Bedürfnis nach be­hördlicher Kontrolle über die Güte des Bieres. In Nürnberg gab es Stadtbraumeister, die vereidigt

ist es uns^inehrincils noch bezeugt ,,Bier-> kiistor" ein, die das Bier der einzelnen Braustätlen verantwortlich für Güte und Gesundheit zu kosten hatten; es mag also ihre AmtsbezeichnungBier- koster" bedeuten. Anno 1823 bringt ein gelehrtes Werk eine Begründung dieser uns selbstverständ­lichen Fürsorge für dieVierhygiene", die deshalb hier kurz zitiert sei, weil sie einige wichtige Ge­sichtspunkte über die Notwendigkeit des Bier- brauens enthält:

Bier gehört in kälteren Ländern zu den nothwendi­gen Lebensnntteln, weil dort ein tägliches Getränk erfordert wird, welches nicht kältct, sondern erwärmt und zu den schweren Arbeiten Kraft gibt, indem dort die Arbeiter bei dem bloßen Wasscrtrinkcn nicht be­fiehl! und warme, überdies erschlaffend« Getränke ohne Umstände nicht haben können, weil das Bier jene Vortheile gleich dem Weine gewährt und dabei nicht die Nachtheile des Branntweines hat." ,

Die Volkstümlichkeit des Brauers in deutschen Landen bezeugen Sprichworts wie:Beim Brauen gesungen, gerät das Bier" oderGebraut ist so gut als gekaut", ein Volksspruch, der mit Recht auf die leichte Verdaulichkeit des Bieres des flüssi­gen Brotes hinweist. Auch sagt man, in dem be­rechtigten Wunsche, die edle. Eottesgäbe in bestem und naturg-emäßestem Gütezustande ins Gka° ge­schenkt zu bekommen:

Dcn ehrlichen Brauer hab ich lieb, der Wassorpantscher ist ein Dieb!"

IVsrusr Iwrw

Fiet un de Eenbaanstraten

Vertellsel vun Emil Siekmann

, Fiel Kersting motz mal wedöer na'r Stadt wegen tilge Geschäfte, de sik nich länger upschuben loten. He weer jarelang nich na'r Stadt Wesen un darum keem ein dat ook ganz gelegen; he woll mawl sehen; wo sik dat Stadtbild woll verännert harr.

As He, in'r Stadt, anstBuernstraten" ankeem, segg he über den Stratennamcn «n annert't Schild. Dat weer wat grotter um ook anners anmaalt un up dat Schild stund groot schroben:Eenbann- straten".

Sii dar", Fiel,dar hefft se ja de Buern­straten in Eeenbaanst raten umdöft un, darmit de Lüde dat beter weet't, den ölen Namen vun de Giraten skaanlaten."

Kort darup keem he wedder an en Straten un ober den ölen Stratennamen stund wedder: Een- baanstraten.

Na nu", Fiet,dar hefft se ja noch en Straten in Eenbaanstraten umdöfft. Eenbaan, Eenibaan? wer mag dat wesen? Dat's seken en groten Mann Wesen, wie! fe dar twee Straten na umdöfft hefft, Jk will to Huus doch gticks Schulten Vadder fragen, de ward dat woll weten."

As he, aen Wiel later, nochmals Eeubaanstraten lesen, stund dat bi em faßt, dat Eenbaan en groten Generaal ween motz, de storben weer, un den de Stadtlüd nu to Ehren en paar Straten um­döfft haar n.' Bist veerten Eenbaanstraten spreck he den Namen bloots noch in Andacht uut un mummet lisen vor sik hen:Wat vor n groten Mann mutt dat ween! Wat vor'n groten Mann!"

To Huus wedder ankamen, kreeg he sik'foors den Schütten Vadder her. Dat was de Vörsteher vun sien Dorp un gull as kloken Mann.

Schulten Vatter", Fiat to em,warum hefft so mi gwarniks vun Fewbaan seggt?"

Eenbaan, Eenbaan?" fraag Schulten Vadder ganz vevbast un makde graad keen klook Gesicht darbt.

Na, Eenbaan, den groten Eenibaan, meen ik!"

Eenbaan, Eenibaan?" fraag Schulten Vadder wedder.Wat meent Se denn vor'n Eenbaan

Na, Schulten Vadder", Fiet vergrellt,nu doon Se mi'n Gefallen un hedben mi nich noch vor'n Enfen! Ik m^en EenibaLn, den groten Eenbaan, wo de Stadtlüd so vele Straten na umdöfft hefft."

Dar gung Schulten Vadder en Luchten up. He lachde kuudhals loos un woll den Fiet de Sake klaar maken, dat in den Eenbaanstraten de Wagens bloots stimmet: in een Richtung foren droffen.

He kein abers bi Fiet siecht an. Ganz gnadderig fa de to em:Schulten Badder, ik will se maal wat seggen: 2k heff bit sowied jummers en grotet Meuen vun se hatt, abers ik seeg dat nu woll in, dat se ook man en beten wat dummerhaftig fund un gaärnich all to klook. Abers, wenn se glooft, sik mit so'n dämmet Tüg uut ehre Tummerhaftigkeit ruuttosnacken, denn so dreept se darmit doch duch- tig inst Natte. Dat is ook nich fien, dat se vun en groten Mann nu so'n Stank maken wät, bloots um dat nich intostaan, dat se niks klöker sund as ik! Inst Stadt nennt se de Stratens jummer na grote Keerls un wenn de Stadtlüd nu gaar fies, seß Stratens na en Mann umdöpen doot, denn mutt dat all wat up sik hebben, un sie Icholl'n sik wat schämen, siecht vun so'n groten Mann to snackcn!"

Darmit gnng he stolt na stne Katen, un Schulten Badder geef dat up, em uptoklaren.

Sieh an, Jan Tietjen," begrüßt der grauhaarige Kaufmann Teige über seinen goldenen Klemmer hinweg den eben eingetretenen Kunden,auch mal wieder im Dorf?". Ja, er habe just ein Fuder Torf ins Lehrerhaus . gebracht/ antwortet der Bauer voni Moorhof und bedient sich dabei des Hochdeutschen, das zwar nur langsam und etwas feierlich über seine Lippen geht, aber diese An­strengung glaubt er sich im Augenblick schuldig zu sein. So ja und sie reden über dies und das und noch einiges mehr. Man hat ja Zeit in einem Laden auf dem Lande, und was den Tietjen-Vauer betrifft, so hat er keinen ganz alltäglichen Einkauf im Sinn und kann es sich wohl leisten, breit am Ladentisch zu lehnen, die blaue Schirmmütze auf dem Kopf, und den Kautabak von einer Backe in die andere schiebend. Frau Telge, die hinzukommt, erkundigt sich, wie Trine zuwege sei, und ob sie es noch immer mit dem Rheumatismus zu tun habe. Und als von seiner Frau die Rede ist, verfällt der Bauer unversehens wieder in sein gewohntes Platt, und es wird nun offenbar, warum er hier ist.

Trine,unser Modder", hat ihn geschickt wegen der Hochzeit von Karl. Ja, ihr ^Jüngster will nun auch freien, und da gibt es wohl einiges, was an­geschafft werden mutz. Jan richtet sich auf und schiebt die Mütze aus der Stirn. Er ist zwar kein Großbauer, nein das nicht, aber was da sein mutz bei einer Hochzeit, mutz da sein. Und die Braut hem bringt ja nicht viel mehr mit als ihre Tüchtigkeit, aber davon einen ganzen Haufen, alles was recht ist. Das mutz auch die Kaufmannsfrau zugeben. Die-behäbige Matrone im dunklen Kat- tunkleid mit etwas Weiß am Halsbörtchen ist ordentlich in Bewegung geraten. Eine Hochzeit, eine Aussteuer, du meine Güte! Das Wichtigste sind natürlich die Betten, gute Federbetten und solide Wäsche, upd es wird ausgesucht und abge­messen, und auf dem Ladentisch türmt sich ein. Berg von kariertem Bettzeug und rotem Inlett, und das Inlett wird von Adelheid, der Tochter des Hauses, in der Stube' nebenan gleich zu Kissen genäht, um darauf in der Federkammer von der Mutter, die sich schon ein Tuch über den Scheitel gebunden hat, gestopft zu werden.

Jan Tietjen aber, Anlaß dieser ganzen Geschäf­tigkeit, sitzt inzwischen gemütlich bei Adelheid in der Stube bei einem Glas Korn, womit Kaufmann Telge bei solchen Gelegenheiten nicht geizig zu sein pflegt. Die Nähmaschine rattert für die Aussteuer seines Sohnes, das hört sich für seine Ohren lieb­lich an, und die Adelheid ist eine junge, fixe Person, nein sieh doch einer an, wie ihr der Schalk im Nacken sitzt:Drei Kopfkissen habt ihr gleich angeschafft, Vadder Tietjen? Das ist recht, da habt ihr nicht nötig, in neun Monaten wieder drum herzukommen."

Jan kratzt sich am Kopf und verzieht den schma­len Mund im verwitterten Gesicht zu einem halb kläglichen, halb triumphierenden Grienen.Das dritte Kopfkissen? Ja Deern, das ist sa die Ge­schichte. Nämlich, das Lütte ist ja schon da!" Ach nein!" staunt Adelheid, und nun redst 2an sich in Fahrt.Ja", sagt er,es kam gestern. Kein Mensch hat dran gedacht. Und da sagte nun Trine,

nnjer Modder, zu wir, Vadder, jagte sie, nun hilft das alles nichts mehr. Wenn dn doch einmal unterwegs bist und dem Lehrer Torf hinfährst, dann geh bei Telge vor und schaff die Betten an. Karl und Meta müssen nun ihre Kammer kriegen, es soll nun alles seine Ordnung und Richtigkeit haben. Ja, Vadder, das tu, sagt auch Karl, und Meta heult, aber das war nur vor Freude, sie ist noch ein bißchen durchhin durch das Kinderkriegen. Doch sonst ist sie eine brave Deern, das fft nur einmal wahr, und wo sie schon seit dem Winker bei uns auf dem Hof ist. Da sie mit Karl doch versprochen war, was sollte der Junge da in der kokten Jahreszeit immer durchs Moor laufen? Nein, sagte unser Modder, da laß Meta man lieber in der Kammer über dem Hühnerstall schlafen, und bei meinem Rheumatismus, da kommt sie mir gut zupaß. Aber wenn die Liebe brennt, sagt unser Modder auch, da ist der Verstand sonstwo . . Ja das ist die Geschichte vom dritten Kopfkissen, und die Kindstaufe wird gleich mit der Hochzeit ge­feiert ja"

Ein Abmachen, Vadder Tietjen," tröstet die ver­ständige Adelheid.Ja, Deern, ist eigentlich so unrecht nicht, wenn man's von der Seite besieht. Aber habe ich zu Karl gesagt die Wäsche und die Betten will ich ja nun anschaffen bei Telge, und was sonst noch dazukommt für die Hoch­zeit, und ein Schwein will ich schlachten, und Mu­sik soll auch nicht fehlen, aber zum Pastor, das Aufgebot bestellen, da mutzt du selber Hingehen, min Jung, das tu ich nicht für dich, das mach ge­fälligst selber. Und da hat er mich ganz verbiestert angesehen: 2a Vadder, was soll ich ihm denn bloß sagen? Och, hab ich gesagt, wenn er dich allein ankommen sieht ohne Meta, dann wird er sich das Richtige ja schon denken können. Und so ist er denn zum Pastoren hin, es kann ja nicht nur eitel Freude sein auf der Welt. Ja, Deern, so ist das"

Jan kippt noch ein Glas Korn hinunter und dann noch eins, bis alles fertig und beieinander ist und er Sack und Puck, darunter auch das dritte Kopfkissen auf seinen Wagen laden kann. Zuleht steigt er selber auf, steifbeinig, aber seine alt-n Knochen sind ihm so leicht, Dübel auch, es lebt sich doch ganz schön auf dieser Welt.2a, denn auch besten Dank," sagt er zu Kaufmann Telge, und zu Adelheid beugt er sich augenblinzelnd noch ein­mal vom Bock herab:Ja, w-as ich noch sagen wollte, das Lütte ist nämlich ein Jung, und unser Modder sagt wahrhaftig, er sähe mir ähnlich. So'n Weiberfchnack," lacht Jan. greift die Zügel auf und läßt die Peitsche knallen, uwgewohnter- wetse, so daß die beiden Braunen erschreckt an­ziehen.

Los rattert der Wagen, die holprig« Dorfstratze hinunter, und während das alte Kaufhaus unter den Eichen in. seine selbstbewußte Ruhe zurücksinkt, und die Welle, die das liebe Leben über seine Schwelle spritzte, mählich versickert, fährt der Bauer mit seiner Hochzeitsfracht seelenvergnügt in die blaue, braun und grüne Weite der Moorlandschaft hinein, wo Himmel und Erde einträchtig anein­anderrücken und der Mensch zwischen beiden noch lebt als «in Geschöpf unter allen anderen Ge­schöpfen der Natur.

Wie sollen deutsche Schiffe heißen?

Zu den Kamen unserer Schiffe und Reedereien / Von Dr. Friedrich Prüser

Wir entnehmen der Monatsschrift,Mutter­sprache". Zcitschriit des Deutschen Sprachvereins mit den Berichten des Deutschen Sprachpslcge- amtes einen Aussatz aus der Feder des Direktors des Bremer Staatsarchivs eins sprachkundliche Untersuchung, die gerade sür Bremen besonders ausschlußreich ist! (Die Schriftleitung)

Unseren deutschen Schiffen gebühren deut­sche Namen.

Uns erscheint diese Forderung selbstverständlich: in den beteiligten Kreisen wird sie aber wahr­scheinlich manchem Mißverstehen und. vielerlei Widerständen begegnen. Ein Blick in die Schiffs­listen, wie si» in den Tageszeitungen an der Wasserkante erscheinen, wird jedem diese Ver­mutung bestätigen; er wird erkennen, wie weit wir noch von der Erfüllung jener Forderung entfernt sind. Ein Beispiel, aufs Geratewohl herausgegrif­fen: 2m Hafenbericht einer Bremer Zeitung las ich eines Tages, daß sechs deutsche Schiffe im Freihafen II in Bremen zum Löschen festgemacht hätten. Vier von ihnen also mehr als die Hälfte hatten fremde, nichtdeutsche Namen.

Man wird mir vielleicht entgegnen, das sei ein willkürliches Beispiel, das nichts beweise. Zu­gegeben, daß das Bild nicht an jedein Tag« so wenig erfreulich ist. Aber man mustere doch die von den einzelnen Reedereien alltäglich veröffent­lichten Schiffslisten oder höre sich im Rundfunk die jeden Tag vom Reichssender Hamburg bekannt­

gegebenen Nachrichten über die Schifssbewegun- gen an. Es gibt Gesellschaften, deren Schiffe über­haupt keinen deutschen Namen tragen oder dies nur ausnahmsweise. , '

Da ist in Bremen beispielsweise die Dampf­schiffahrtsgesellichastNeptun", die ihr« Schiffe meist nach griechischen und römischen Göttern und Helden benennt. Wir treffen hierAchilles" und Hector",Lwstor" undPollux",2a!on" und Medea",Diana" undApollo" diesen auch mit seinem BeinamenPhoebus"; es bar sich hierher auch die Labylonisch-phönizischeAstarte" verirrt. Mit altägypttschen Namen wartet die in die Ham- burg-Amerika-Linie aufgegangene Kosmoslinie in Hamburg auf:Sesostris" undRamsis" seien als Beispiele genannt. .

Der Mann aus dem Volke und füglich auch der Seemann kann mit Namen dieser Art gar nichts anfangen. Aber selbst, wenn er weiß. was die Na­men bedeuten, bleiben sie seinem Empfinden fremd: Zur Steuer der Wahrheit sei allerdings anerkannt, daß die genannte Bremer' Gesellschaft vor einigen Jahren in die von ihr geübte Weise der Namen­gebung selbst eine Bresche gelegt hat. Sie Hai eine Reihe ihrer größten und schönsten Schiffe nach be­deutenden Vertretern der Zahlen- und der Stern- wissenschaft benannt, und so treffen wir hier jetzt einenEuler", einen ..Gwuß" einenKcpler, einenBessel" und einenOlbers" Möge es ein guter Anfang fein. in der Namengebung aus dem